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Schimmel -III-

Montagmorgen: Plotzmann steht freudig strahlend da und ist sogar noch fest davon überzeugt, daß niemand sonst so schnell gekommen wäre wie er. Freundlich und dörflich-eloquent nuschelt er sich durch seinen Dialekt und hätte ich nicht Manni dabei gehabt, der der gleichen Mundart mächtig ist, so hätte ich kaum ein Wort verstanden.
Dabei trägt Manni einen schier unaussprechlichen Konsonantensteinbruch eindeutig polnischer Herkunft als Nachnamen, hat seit jeher den Status eines Staatenlosen, spricht aber seit frühester Kindheit den breiten Dialekt der hiesigen Eingeborenen, der fast ausschließlich aus Lauten wie „Haschu, Muschu, Kannschu“, vorgetragen mit breitem Mund und nasalem Singsang gleichermaßen.

Im Prinzip sagt Plotzmann nichts anderes als Manni, alles müsse rausgerissen werden und er wolle gar nicht wissen wie es dahinter aussähe, der ganze Gips sei vollgesogen.

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Da Plotzmann auch damals der ausführende Handwerker gewesen ist und selbst diese Trockenbauplatten und die Tapete angebracht hat, frage ich vorsichtig, wie es denn dazu kommen könne und blicke dann nicht Plotzmann an, sondern Manni, der mir wieder dolmetscht.
Doch Plotzmann sagt gar nichts, er macht bloß ein doofes Gesicht, grinst dann wieder freundlich und hebt bloß kurz, Ahnungslosigkeit andeutend, seine Schultern.

Am nächsten Tag habe ich ein Fax vom Vermieter vorliegen.
Schimmelbildung sei in 90% aller Fälle auf unzureichendes Lüften durch den Mieter verursacht und er empfehle mir, wenigstens drei bis vier mal am Tag gründlich zu Lüften, wobei kurzzeitigem Stoßlüften bei weit geöffneten Fenstern der Vorzug vor Dauerlüften mit gekipptem Fenster zu geben sei. Außerdem hätte ich durch entsprechende Anordnung von Mobiliar und Vorhängen dafür zu sorgen, daß eine ausreichende Luftzirkulation möglich sei.
Dann ließe sich, so habe er es vom Verband der Haus- und Grundbesitzer, die Schimmelbildung wirkungsvoll vermeiden.
Im Übrigen obliege es nun mir, seine Bausubstanz wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen und zwar picobello und zack-zack…

Der hat wohl ’nen Knall!
Ich meine, es kann durchaus sein, daß der Bewohner durch falsches Heizen und Lüften für eine Schimmelbildung verantwortlich ist. Aber wir heizen diesen Laden im Winter sogar moderat, lüften ausreichend und vor allem: wir duschen da nicht, gießen keine Pflanzen, denn die sind künstlich, und wir tun auch sonst nichts, was nicht dem Mietzweck entspricht und zu einer Verschimmelung führen könnte.
Nee, nee, mit mir nicht!

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(©si)