Frag doch den Undertaker

See-, Wald- und Ascheverstreuungen ab 666 Euro

Hallo Tom,

bei uns bietet einer in der Zeitung an:

See-, Wald- und Ascheverstreuungen ab 666 Euro

Werbung

Ist das so in Ordnung?

Nein, bei so genannten Komposita, also den zusammengesetzten Hauptwörtern, steht der wichtige Teil, das Grundwort, immer rechts und der erklärende bzw. modifizierende immer links.
Bei der Ascheverstreuung ist also die Verstreuung das wichtige Grundwort und durch das Voranstellen des erklärenden Substantives Asche wird verdeutlicht, daß hier nicht irgendetwas, sondern Asche verstreut wird.
Reiht man nun mehrere Komposita, die alle auf das gleiche rechtstehende Grundwort enden, aneinander, so kann man in der Aufzählung das Grundwort weglassen und nur beim letzten zusammengesetzten Hauptwort nennen. Beispiel:
Die Berg- und die Seeleute sind gleichermaßen betroffen.
Hier wird statt Bergleute und Seeleute nur verkürzend Berg- und Seeleute gesagt, was auch jeder versteht, zumal das ansonsten maskuline Wort Berg hier mit dem femininen Artikel „die“ bzw. dem Pluralartikel „die“ eingeleitet wird, weil der Artikel des zusammengesetzten Hauptwortes immer nach den wichtigen Grundwort am Ende richtet.

In der Werbung des Bestatters oben haben wir es also mit einer Ascheverstreuung zu tun. Das wichtige Grundwort ist also Verstreuung und wie ich es bereits schrieb, wir durch das Voranstellen des Wortes Asche nur verdeutlicht was genau hier verstreut wird, was vor allem deshalb wichtig wird, weil Ascheverstreuung als letztes und auch erklärendes zusammengesetztes Hauptwort in einer Aufzählung steht. Wenn aber die Verstreuung dadurch zum wichtigen Grundwort wird, dann werden die ersten Teile der Aufzählung, nämlich „See-“ und „Wald-“ zu erklärenden Teilen und man könnte annehmen, daß hier ein See oder ein Wald verstreut wird.

Ganz unmöglich ist eine solche Aneinanderreihung nicht, aber sie ist nicht besonders elegant.

Was hingegen den Preis von 666 Euro anbetrifft, so kann ich nur sagen, daß man aller Erfahrung nach für so wenig Geld nichts Vernünftiges, ja nicht einmal die würdelose Entsorgung eines verhaßten Verwandten bekommt.
Vermutlich gibt es da irgendwo noch eine Fußnote „zuzügl. Fremdkosten und dies und das…“.
Denn für 666 Euro kann man meiner Meinung nichts Anständiges machen.
Da kommen dann oft noch die städtischen Gebühren für Halle, Kühlung, Friedhof und Grab hinzu, was schnell mal 1.200 bis 2.500 Euro sein können.

Manchmal gibt es sehr günstige Angebote, bei denen der Verstorbene dann ins Ausland transportiert und dort dann seine Asche irgendwie anonym bestattet wird.
Das sind derzeit die günstigsten Varianten, leider.

Ich finde, es ist an der Zeit, daß Politik und Friedhofsverwaltungen hingehen und adäquat freie und preiswerte Bestattungsmöglichkeiten bieten, damit man seine Verstorbenen auch hier vor Ort würdig und günstig unter die Erde oder Grasnarbe bringen kann, ohne auf teils dubiose Angebote eingehen zu müssen und ohne den Leichentourismus per Sammel-LKW fördern zu müssen.

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(©si)