Wie die meisten Bestattungsunternehmen vermitteln wir für unsere Kunden auch Traueranzeigen .
Bevor ich aber schildere, wie das bei uns ist, will ich kurz erzählen, wie das ansonsten ablaufen würde:
Die Leute müßten in die Stadt fahren (mit Parkplatzsuche und allem) und sich in die Schalterhalle der Zeitung stellen. Wenn sie dann an der Reihe sind, bekommen sie eine Auswahl von Anzeigen gezeigt und können sich die passende Größe aussuchen. Dann dürfen sie an einem Schreibpult selbst den Text aufsetzen. Die Mitarbeiterin der Zeitung kontrolliert das dann, ist eventuell bei Anpassungen und Korrekturen behilflich und kassiert dann beispielsweise 430 Euro für eine mittlere Anzeige.
Bei uns sitzen die Leute gemütlich im Beratungsraum und wir helfen ausführlich und kompetent bei der Gestaltung der Anzeige. Während die Dame bei der Zeitung von der Partnersuche, über die Wohungsauflösung bis hin zu Stellenanzeigen alles macht, haben wir unsere Kernkompetenz eben auch bei Traueranzeigen. Dabei sind wir bemüht die standardisierten Formen zu wahren, denn Traueranzeigen haben mitteilenden Charakter, aber dennoch Individualität zu ermöglichen. Oft ist das ein Spagat.
Dafür müssen die Leute dann unter dem Strich auch 430 Euro bezahlen.
Dafür, daß wir der Zeitung diese Beratungsarbeit abnehmen und die fertig gesetzte Anzeige per Datenleitung übermitteln, bekommen wir vom Verlag eine Provision von 10%.
Das ist nichts Ungewöhnliches und wie ich finde auch durchaus berechtigt. Wir haben mindestens eine Stunde Arbeit damit.
Gestern waren Angehörige da und haben diesen Service in Anspruch genommen. Heute sind die aber extra noch mal zu der Zeitung hingefahren und haben sich erkundigt, ob das nicht billiger gewesen wäre, wenn sie das direkt bei der Zeitung gemacht hätten. Aus irgendeinem Grund hat die Tante am Schalter dort gesagt, wie hoch unsere Provision ist.
Anschließend sind die Leute dann gleich zu mir gekommen und haben sich bitter beschwert. Wir seien verpflichtet, diese Provision an sie weiterzugeben und sie finden, daß wir sie um 43 Euro beschissen haben.
Ich habe gesagt: „Wenn Sie sich im Laden eine Jeans kaufen, dann verlangen Sie doch auch nicht, daß der Händler Ihnen die zum Einkaufspreis gibt.“
Daraufhin die Witwe: „Mein Mann hat doch ein Totenhemd an, der braucht keine Jeans.“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: bescheissen, geld!, Lektorin, unser
Find ich schon reichlich dreist von der Zeitung, Konditionen von Firmenkunden auszuplaudern.
Aber der letzte Satz der Frau … nicht schlecht.
Ich mache da normalerweise auch kein Geheimnis draus, weil ich sowas für ganz selbstverständlich halte.
Allerdings hatte ich schon mal Fälle, wo die Leute sowieso kaum Geld hatten, denen ich dann a) zu einer kleineren Anzeige geraten habe und b) den Rabatt weitergegeben habe.
Wie groß sind denn die Anzeigen, die über 400€ kosten? Die fallen doch sicher üppiger aus, oder? ("Mittlere Anzeige" schreibst Du – wie groß muss man sich die denn in etwa vorstellen?)
Die, die wir ausgesucht hatten, würde ich als "normalgroß" bezeichnen, und die waren deutlich günstiger.
Die Anzeigenpreise haben auch etwas mit der Auflage der Zeitung und dem Verbreitungsgebiet zu tun. Wir haben schon jeweils eine gleichgroße Anzeige hier in der Großstadt geschaltet und in der Kleinstadt wo der Verstorbene herstammte. Hiesige Rechnung 320 Euro, dortige Rechnung 80 Euro.
Anzeigen werden in Spalten und Millimetern angegeben.
Gängiges Format 2/80, also zwei Spalten breit, 8 cm hoch. Kosten etwa 180 Euro. Die Leute wollen etwas angeben und nehmen 4/320, das ist doppelt so breit und viermal so hoch und kostet das Achtfache.