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Sommerfeld und die Pommesbude

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Ich habe ja schon von Harry erzählt. In meinem ersten Artikel hatte ich vorweggenommen, daß Harry in seiner Pommesbude Sachen verkauft, die unter Umgehung eines ordentlichen Kaufvertrages und Außerachtlassung der wirklichen Eigentumsverhältnisse den Besitzer wechseln.

Als Harry bei mir war und keck 350 Euro für eine Jacke einfordern wollte, die er an Sommerfeld vertickt hatte, ahnte ich nicht, daß da noch was nachkommen würde

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und habe deshalb das was ich erfahren hatte, mit ausgeplaudert. Mein Gemüsemann an der Ecke, bei dem ich manchmal einen Kaffee trinke und ein halbes Stündchen verplaudere, verdient nämlich nur einen kleinen Teil seines Geldes mit dem Wohlfeilbieten von Viktualien und erzielt sein Haupteinkommen auf Flohmärkten, wo er recht professionell mit allerlei Sachen aus den 50er und 60er Jahren handelt.
Und eben dieser Gemüsemann, dem ich von Harry und Sommerfeld erzählt hatte, hat bei der Erwähnung von Harrys Namen nur müde abgewunken und mir von den seltsamen Verschiebungen hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse der dort angebotenen Waren berichtet.

Einmal, so erzählte er, habe er morgens in der Zeitung gelesen, daß am Tag zuvor auf dem Güterbahnhof vermutlich eine Bande osteuropäischer Profis einen Waggon aufgebrochen und unter anderem eine Palette mit Teleskopen für Hobby-Astronomen gestohlen hat.
Wenig später sei er dann im Hafen bei Harry eingekehrt um eine seiner geniale Curry-Würste zu verspeisen und neben dem Getränkekühlschrank habe ein ganzer Stapel originalverpackter Teleskope gelegen. Als er Harry dann die Zeitung gezeigt habe, sei der ganz hektisch geworden und die Teleskope seien in Nullkommanichts im Keller verschwunden gewesen.

So war ich überhaupt darauf gekommen, daß Harry mit Hehlerware handelt. Daß die Leute am Binnenhafen mit allem möglichen Krempel nebenbei Handel treiben, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Der nahegelegene Großmarkt, der Autohof mit den vielen Fernfahrern und die vielen Schiffe, die dort anlegen sorgen für ausreichend Kundschaft, die immer mal das eine oder andere braucht.
Ganz bekannt ist beispielsweise die alte Vicky, die eine Trinkhalle betreibt und vom Tampon bis zum gehackten und gebündelten Brennholz alles verkauft, auch eine Ecke mit Import-Export-Elektronik hat sie zu bieten.

Vorhin war ich kurz beim Gemüsemann, der samstags sonst fast nie in seinem Laden steht. Dann ist er nämlich auf den Flohmärkten unterwegs und seine Frau übernimmt den stationären Obst- und Gemüseverkauf.

„Gut, daß Du kommst“, sagt er zu mir, „ich weiß was Neues über Deinen Herrn Sommerfeld.“

„Ach, was denn?“

„Den haben sie gestern geholt.“

„Wer, die Grünen?“

„Hm, genau. Der hatte die Wohnung voll mit geklauten Sachen.“

„So ein Depp.“

„Du erinnerst Dich an Harry? Bei dem hatte er doch Schulden. Ja und weil dem Harry das zu brenzlig geworden ist, seine ganzen Sachen in der Pommesbude zu lagern, hat er alles bei Sommerfeld in die Wohnung gestellt. In der Pommesbude gab es nur noch Ansichtsstücke und wenn einer Interesse hatte, musste er zu Sommerfeld in die Wohnung, um sich die Ware abzuholen.“

Ich wiederhole mich: „So ein Depp!“

„Die letzten zwei Kunden waren entweder Bullen oder haben Sommerfeld verpfiffen, so genau weiß ich das noch nicht. Jedenfalls ist er gestern eingefahren. Andere haben mir erzählt, es seien Rentner aus dem Haus gewesen, in dem Sommerfeld wohnt. Denen sei aufgefallen, daß da ein ständiges Kommen und Gehen herrschte und die hätten vorsichtshalber mal die Bullen gerufen.“

Ich nicke nur und gehe kopfschüttelnd wieder nach Hause.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#pommesbude #sommerfeld

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