Branche/Kommune

Sterben wird teurer – Bestatter müssen Preise anheben

Bestattungen werden teurer. Eine kurze Telefonumfrage bei Kollegen hat ergeben, dass sich viele Bestatter nicht mehr in der Lage sehen, die Preissteigerungen der letzten Wochen und Monate aufzufangen.

Traditionell zögern gerade Beerdigungsunternehmen, ihre Preise zu erhöhen. Anders als in anderen Branchen genügt hier nicht das Anpassen der Preislisten. Denn Bestatter bieten ja sogenannte Bestattungsvorsorgen an, in denen Menschen ihre dereinstige Bestattung vorausplanen und meist im Voraus bezahlen. Steigen die Preise beim Bestatter, reicht dieses Geld dann oft nicht mehr für den einst gewünschten Umfang der Bestattung. Die Kunden müssen also angeschrieben werden und es wird ihnen dann die Gelegenheit gegeben, die Vorausbezahlung aufzustocken. Das ist aufwendig.

Aber eine jahrelange Coronapandemie hat die Bestatter vor besondere Herausforderungen hinsichtlich der Umsetzung von Hygienebestimmungen gestellt. Nun kommt der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hinzu. Weiter gibt es eine auf verschiedenen Faktoren beruhende Störung der weltweiten Lieferketten. Das führt zu hohen Transportkosten, teilweise um 300 % gestiegene Materialkosten und zu einer Mangelwirtschaft, die der Bestatter teuer handhaben muss.

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Einige Bestatter schlagen einfach Positionen wie „Krisenzuschlag“, „Fahrtkostenzuschlag“ oder „Corona-Kosten“ auf ihre Rechnungen auf. Das geht auch so in Ordnung, wenn das ordentlich kommuniziert wird.

Insgesamt dürften die Kosten für Beerdigungen und Beisetzungen und bis zu 20 % nach oben schnellen.

Dieser Umstand macht sich hauptsächlich bei den absoluten Billigangeboten bemerkbar. In meiner Telefonsprechstunde und per Mail melden sich zunehmend Menschen, die sich da übervorteilt sehen. Es liegt ja auf der Hand, angesichts der steigenden Energie- und Zuliefererpreise müssen auch die Billigbestatter neu kalkulieren. Die marktschreierischen Werbepreise von 799,-€ oder 999,-€ lassen sich da kaum noch halten. Fahrten zu Billigkrematorien in der Tschechischen Republik sind entweder wegen der Pandemie nicht möglich oder aufgrund der Spritpreise nicht mehr zu bezahlen.
Hier wird dann leider, so habe ich den Eindruck, hinterher noch einiges auf den billigen Werbepreis aufgeschlagen, mit dem die Auftraggeber nicht gerechnet haben.

Bildquellen:
  • graph-3033203_640: Bild von Mediamodifier auf Pixabay


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Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 23. Juli 2022 | Revision: 5. April 2024

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18 Kommentare
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Thrawnie
2 Jahre zuvor

„Denn Bestatter bieten ja sogenannte Bestattungsvorsorgen an, in denen Menschen ihre dereinstige Bestattung vorausplanen und meist im Voraus bezahlen. Steigen die Preise beim Bestatter, reicht dieses Geld dann oft nicht mehr für den einst gewünschten Umfang der Bestattung. Die Kunden müssen also angeschrieben werden und es wird ihnen dann die Gelegenheit gegeben, die Vorausbezahlung aufzustocken.“ Ehrlich gesagt: NEIN. Wenn zwei Vertragsparteien einen gültigen Vertrag geschlossen haben, ist eine nachträgliche Preisanpassung so gut wie unmöglich. § 433 BG sind die Hauptpflichten eines Vertrags eben die Leistung zum vereinbarten Preis zu erbringen. Macht man einen Vertrag lange vorher, macht man dies in der Regel nicht aus Gutherzigkeit, sondern um einen Kunden zu binden, das heißt man muss als Geschäftsmann auch einkalkulieren was in der Vertragsdauer passieren kann. Gerade das im Voraus bezahlen ist etwas zinsfreies – mit dem Geld kann gearbeitet werden. Ist aber für den Vertrag an sich egal. Der Verkäufer muss sich wie der Kunde an den Kaufpreis halten. Kalkuliert der Verkäufer schlecht – zahlt er drauf. Der Verkäufer kann auch nicht einseitig aus dem… Weiterlesen »

Thrawnie
Reply to  Peter Wilhelm
2 Jahre zuvor

Nicht? Bestatter.de sagt ja, dass 80% der Bestatter über sie organisiert sind. „Beratung, Organisation und Durchführung einer exklusiven Erd- oder Feuerbestattung durch ein Partnerinstitut der Treuhand.“ ist anscheinend die Leistung, wenn darüber ein Bestattungsvorsorge-Treuhandvertrag abgeschlossen wird.

Häufiges Widerholen von rechtlich sehr merkwürdigen Sachen machen diese nicht besser. Ähnliche Sachen sind wie gesagt in vielen Bereichen weggeklagt worden. Ich denke bei Toten haben die meisten nur Skrupel vor Gericht zu gehen.

Nobody
2 Jahre zuvor

Hallo Peter,
ich hätte da auch mal eine Frage, ganz pragmatischer Natur… ich habe da einen unliebsamen Erzeuger zu dem ich nun über 20Jahre keinen Kontakt mehr pflege. Ich ahne das der Tag kommen wird (er ist 66), wo der Staat an mich herantritt, und mir entweder eine Rechnung präsentiert (dann kann ich eh nichts machen außer es zu bezahlen), oder man mich Auffordert diesen Menschen unter die Erde zu bringen. Wie kann ich mich ggf hierauf vorbereiten? Also wirklich das billigste vom billigsten was für eine menschenwürdige Bestattung nötig ist, mir ist egal wann/wo/wie… ich will nur meiner Bestattungspflicht nachkommen, mehr nicht.
Vielen Dank schonmal für einen Tipp wie man das vielleicht angehen könnte.

Nobody
Reply to  Peter Wilhelm
2 Jahre zuvor

Danke für die schnelle Antwort 🙂
Naja, es geht weniger darum wo das Geld irgendwann her kommt. Klar wird’s nen Loch ins Sparbuch reißen, aber das ist nicht das Problem… am liebsten würde ich halt die Kosten grundsätzlich niedrig halten wollen.

Da seit über 20Jahren kein Kontakt besteht, kenne ich weder den Familienstand noch ob er überhaupt noch lebt, vermute aber das er nicht mehr geheiratet hat und keine weiteren Kinder hat. Insgesamt könnte es passieren das keinerlei Familie mehr existiert wenn meine Tante vorher stirbt (kinderlos). Und selbst wenn die noch lebt, sie weiß zwar das es mich gibt, aber da ich zwischenzeitlich 3x umgezogen bin und den Nachnamen geändert habe, wird sie mich auf die Schnelle auch nicht ausfindig machen können.

Sterbegeldversicherung wäre auch nicht unbedingt klug, denn ob ich jemals ne Sterbeurkunde zu sehen bekomme, ist ja durchaus fraglich 😀
Naja, wird wohl drauf hinauslaufen das ich irgendwann ne Rechnung im Briefkasten habe… shit happens…

Lars
Reply to  Nobody
2 Jahre zuvor

Ich würde auf die Aufforderung erstmal nicht Reagieren.
Soll das Ordnungsamt doch eine Bestattung durchführen.
Meiner Erfahrung nach als Ehemaliger Bestatter sind die Kosten dafür meistens deutlich billiger als wenn du die billigste Bestattung bestellst.
Das O-Amt hat meistens festgelegte Sätze die noch deutlich unter 1000€
und das komplett, inkl. Sarg, Überführungen, Krematorium, usw. inkl. Anonymer Urnenbestattung.

Lg
Lars

jägrmeistr
2 Jahre zuvor

Bei den Preisen, die für selbst einfache Bestattungen aufgerufen werden, nur wenig nachvollziehbar. Mehrere tausend Euro um ein paar Kilo Fleisch in einer Holzbox zu verbuddeln kann man nicht vernünftig begründen. Wenn ich dürfte, hätte ich meine Großeltern selbst vergraben, für einen Bruchteil des Preises. Eine Holzbox zusammen spaxen kostet auch keine 1000+€.

Henning
Reply to  jägrmeistr
2 Jahre zuvor

Du verwechselst hier glaube ich die Kosten für Material und reinen Arbeitsaufwand mit den „Nebenkosten“ der Beerdigung.
Das Grab selber kostet nicht wenig, und der Bestatter muß fortlaufend die Löhne seiner Angestellten und seiner Selbst, Miete und anderen Kosten für die Geschäftsräume usw. aufbringen.
Vergleiche das mal mit dem Preis eines Brötchens beim Bäcker: 60 Cent für ein einfaches Weizenbrötchen? Reine Herstellungskosten maximal 6 Cent, eher 3. Aber Personalkosten, Miete für den Laden usw. müssen mit eingerechnet werden, und am Ende soll auch noch ein klein wenig Gewinn unterm Strich bleiben.

Live aus dem Krematorium
Reply to  jägrmeistr
2 Jahre zuvor

Wo steht denn geschrieben, daß ein Bestatter beauftragt werden MUSS? Die notwendigen Urkunden können auch privat beantragt werden. Das Grab darf auch selbst gebuddelt werden und wenn die Normen eingehalten sind, kann auch der Sarg selbst „zusammen gespaxt“ sein.
Die einzige gesetzliche Auflage besteht beim Transport der Verstorbenen. Die setzt ein dafür zugelassenes Fahrzeug voraus, welches die wenigsten Angehörigen auf Halde stehen haben.
Die deutschen Bestattungsgesetze bestimmen nur, WER im Todesfall für die Bestattung VERANTWORTLICH ist, nicht wer sie tatsächlich ausführt.
Wenn diese Arbeiten 99,9% der Bevölkerung lieber durch einen Dienstleister ausführen lassen und auch dementsprechend bezahlen, schließt das noch lange nicht aus, das alles auch in Eigenregie zu bewerkstelligen.

Nobody
Reply to  Live aus dem Krematorium
2 Jahre zuvor

Spannende Idee… ob das wirklich klappen kann den Bestatter nur for den transport zum Krematorium zu ordern? Also daheim waschen, anziehen, einsargen, aufbaren/Abschied, danach dann ab zum Krematorium, Urne zum Friedhof, Loch graben, Platte drauf, fertig…? Wär ja mal spannend…

Nobody
Reply to  Peter Wilhelm
2 Jahre zuvor

Irgendwie hab ich ja geahnt das der gute Peter das schon irgendwo in den Untiefen des Blogs erklärt hat 😀

Aber darf man einen Sarg selbst „basteln“? Und was muss dieser dann erfüllen? Also als verbrenner würde mich grad mal interessieren.

Und das Grab ausheben? Bei ner Urne auch für eine Privatperson machbar, darf man das selber machen?

Schon spannend, einerseits vom monetären Standpunkt, aber natürlich auch um jemand verstorbenen persönlich den letzten Weg zu bereiten. Keine Ahnung ob ich es emotional könnte, bin da eher der distanzierte Typ beim trauern… handwerklich würde ich mir da aber einiges zutrauen…

Nobody
Reply to  Peter Wilhelm
2 Jahre zuvor

Oh man, nichts was hier nicht schonmal behandelt worden wäre 😀 ich frag jetzt lieber nicht wie das mitm buddeln aussieht, dann kramst du bestimmt den nächsten Link heraus 😉

2 Jahre zuvor

Tja, das Gas wird nun auch teurer und im Winter dann im Krematorium abgestellt :-O




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