Auf dem Südfriedhof der Nachbarstadt kann man die Verstorbenen nicht, so wie bei uns hier, in einer eigenen Aufbahrungszelle besuchen, sondern dort werden die Angehörigen in einen Gang geschickt, von dem aus man die Verstorbenen hinter Glas betrachten kann.
Es wirkt auf mich immer wie der Gang im Reptilienschauhaus des Zoos. Rechts und links sind Glasscheiben, durch die man in gekachelte Kühlzellen blicken kann. Eigentlich soll der Blick durch einen Vorhang versperrt sein und nur der Vorhang elektrisch geöffnet werden, der für die jeweilige Familie relevant ist.
Aber das funktioniert schon lange nicht mehr. Deshalb drückt der Wärter auf einen Knopf und wie in der Geisterbahn öffnen sich alle Vorhänge. Die anderen Zellen bleiben zwar im Dunkeln und nur in der jeweils zutreffenden brennt Licht, aber auf die Frage, wo denn der Herr XY nun liegt, bekommt man auch schon mal die Auskunft: „Ich moch Sie alle auf, sucht’s Eich halt eina raus.“
Nee, das finde ich nicht nur unschön, das ist unwürdig.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Die Artikel in diesem Weblog sind in Rubriken / Kategorien einsortiert, um bestimmte Themenbereiche zusammenzufassen.
Da das Bestatterweblog schon über 20 Jahre existiert, wurde die Blogsoftware zwei-, dreimal gewechselt. Dabei sind oft die bereits vorgenommenen Kategorisierungen meist verlorengegangen.
Deshalb stehen über 4.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.
Hier veröffentlicht der Publizist Informationen und Geschichten über den Bestatterberuf. Mehr über den in der Halloween-Nacht an Allerheiligen geborenen Autor finden Sie u.a. hier. Der Schriftsteller Peter Wilhelm lebt mit seiner Familie in Edingen-Neckarhausen bei Heidelberg.
Unterstützen Sie das Blog bitte mit einer Spende. Klicken Sie hier.
Hilfeaufruf vom Bestatterweblog
Das Bestatterweblog leistet wertvolle journalistische Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bittet das Bestatterweblog um Ihre Hilfe. Es fehlen in diesem Jahr noch etwa € 8.500,- um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit einer Spende, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil das weitere unkreative Arbeiten erfordert, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!
Das mit der Glasscheibe war bei meiner Großmutter auch so. Die Beerdigung war fünf Tage nach ihrem Tod. Da die Verwandtschaft aus ganz Deutschland zusammenkam, und die engsten Verwandten meine Großmutter noch einmal sehen wollten, wurde eine Aufbahrung etwa eine Stunde vor der Beerdigung in einem Nebenraum der Kapelle vereinbart. Ich war sehr überrascht, dass der Raum, in dem meine Großmutter lag, durch besagte Glasscheibe von einem kleinen Nebenraum getrennt war. Auf meine Bitte, den eigentlichen Raum betreten zu können, sagte jemand von den Friedhofsleuten, das sei gesetzlich „aus Hygienegründen“ nicht zulässig. Ist das so? Die Beerdigung war in NRW, falls das was Bundeslandabhängiges ist. Ich fand es schrecklich…
Sehr unwürdig finde ich.
Kommt mir echt so vor wie,“Na was haben wir denn heute wieder im Angebot?“….
Stefan
16 Jahre zuvor
@ antagonistin
Nein, das hat mit dem Bundesland wenig zu tun. Wenn überhaupt, dann steht das in der Friedhofssatzung.
Die meisten Friedhofssatzungen stammen grundsätzlich noch aus den 70ger Jahren und werden immer wieder nur umgeschreiben. Dummerweise werden da solche Glaskäfige und das „Hygieneverhalten“ dass (vielleicht) vor 40 Jahren noch Sinn machte…einfach immer weiter übernommen.
In einem Nachbarort oder sogar nur einen anderen Ortsteil, in einer privaten oder vielmehr kommerziellen Trauerhalle eines Bestatters, da wäe das sicher anders verlaufen.
Das hat auch überhaupt wenig mit der Friedhofssatzung zu tun. Das ist eine reine Entscheidung der Friedhofsverwaltung und entsprach in manchen Gegenden vor allem in dern 70ern dem Zeitgeist. Heute werden hier solche Aufbahrungsräume nicht mehr gebaut, dachten wir, weil alles anders gemacht wurde und dann siehe da: wurde von 7 jahren wieder ein ganz neuer Friedhof eröffnet, wo es auch wieder „Aquarienaufbahrungen“ gibt.
antagonistin
16 Jahre zuvor
Stefan und Tom – es war 1999 und in einer größeren Stadt. Was auch immer die für ein 70er Jahre Relikt übernommen haben, ich bin froh für die Zukunft zu wissen, dass es Mist und kein Muss ist.
Sensenmann
16 Jahre zuvor
Fehlen nur noch kleine Namensschildchen, am besten noch mit den Lebensdaten, an den Glaskästen. Dann wäre der „Leichen-Zoo“ perfekt…
Die Vorstellung, an einer Reihe Verstorbener vorbeizugehen und dann den Richtigen rauszusuchen („der ists nicht, der auch nicht, ah hier!“), finde ich einfach nur abstoßend.
Mac Kaber
16 Jahre zuvor
Ist die Scheibe auch ausbruchsicher? Aus Hygienegründen verboten? Dann dürften die Friedhofsmitarbeiter ja auch nicht hinein.
Nur das öffentliche bloßstellen und wiederholte Ächten dieser Unkultur wird langfristig zum Erfolg führen. Tote können sich nicht wehren
Wer darf eine Verwaltungsklage führen und wie wären die Aussichten?
Ich denke mal, dass nur Betroffene klagen können. Nach einer Woche sind sie nicht mehr Betroffene. Eine Klage würde jedoch länger dauern.
Bleibt wirklich nur:
– der Bestatter mit eigenen Räumen,
– ein unter die Haut gehender
Pressebericht mit vielen Leserbriefen,
– bevorstehende OB Wahlen,
– bevorstehende Gemeinderatswahlen,
– Geduld und Dünnbrettbohren würde Amtsstuben zu der Einsicht bringen, dass sich die Bestattungskultur in Deutschland wieder gändert hat.
Andere Theorie: Eichenlaub hat die Friedhofsverwaltung mit Fernsehern beschenkt, dass sie diesen Zoo bauen sollen, damit ihre eigenen Aufbahrungsräume gut ausgelastet sind.
Josef
1 Jahr zuvor
In unserer Stadt hat man dieses System mit den Glasscheiben auch umgesetzt, auf dem jüngsten Friedhof.
Dort kann man die Vorhänge der Kabinen aber selber aufmachen, und ein Namensschild zeigt an, vor welchem Verstorbenen man steht.
Danke sagen
Sie haben Rat gefunden? Wir konnten Ihnen helfen? Dann zeigen Sie sich doch erkenntlich:
Nekrolog
Dieter Burdenski ist tot
Dieter „Budde“ Burdenski (* 26. November 1950 in Bremen; † 9. Oktober 2024 ebenda) war ein deutscher Fußballtorwart. Er spielte...
Caterina Valente ist tot
Caterina Valente ist tot. Jüngeren Menschen ist der Name vielleicht kein Begriff mehr. Aber der Weltstar war spätestens seit den...
Peter Zwegat ist tot
Fernseh-Schuldnerberater Peter Zwegat ist gestorben. Bekannt wurde Peter Zwegat durch die von 2007 bis 2015 auf RTL ausgestrahlte Reality-TV-Serie Raus...
Friedrich Schorlemmer ist tot
Friedrich-Wilhelm Schorlemmer (* 16. Mai 1944 in Wittenberge; † 9. September 2024 in Berlin) war ein deutscher evangelischer Theologe und...
James Earl Jones gestorben
James Earl „Todd“ Jones (* 17. Januar 1931 in Arkabutla, Tate County, Mississippi; † 9. September 2024 im Dutchess County,...
Da fehlt ein nicht am Ende…
Das finde ich nicht nur nicht schön, sonder auch unwürdig…
Na, wenigstens können die sich die Schilder „Füttern verboten“ und „Tierfreunde klopfen nicht an die Scheibe“ sparen … 😛
hmm aber da sind keine Münzeinwerfer um die vorhänge zu bedienen oder ? :rolleyes:
„Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht…“
Tja, da bleibt nur zu sagen: Lieber Fünfter als Fädder!
Lieg ich richtig, @ Einsender?
@matakuka: Ich schmeiß mich unter den Teppich! 🙂
Das mit der Glasscheibe war bei meiner Großmutter auch so. Die Beerdigung war fünf Tage nach ihrem Tod. Da die Verwandtschaft aus ganz Deutschland zusammenkam, und die engsten Verwandten meine Großmutter noch einmal sehen wollten, wurde eine Aufbahrung etwa eine Stunde vor der Beerdigung in einem Nebenraum der Kapelle vereinbart. Ich war sehr überrascht, dass der Raum, in dem meine Großmutter lag, durch besagte Glasscheibe von einem kleinen Nebenraum getrennt war. Auf meine Bitte, den eigentlichen Raum betreten zu können, sagte jemand von den Friedhofsleuten, das sei gesetzlich „aus Hygienegründen“ nicht zulässig. Ist das so? Die Beerdigung war in NRW, falls das was Bundeslandabhängiges ist. Ich fand es schrecklich…
Sehr unwürdig finde ich.
Kommt mir echt so vor wie,“Na was haben wir denn heute wieder im Angebot?“….
@ antagonistin
Nein, das hat mit dem Bundesland wenig zu tun. Wenn überhaupt, dann steht das in der Friedhofssatzung.
Die meisten Friedhofssatzungen stammen grundsätzlich noch aus den 70ger Jahren und werden immer wieder nur umgeschreiben. Dummerweise werden da solche Glaskäfige und das „Hygieneverhalten“ dass (vielleicht) vor 40 Jahren noch Sinn machte…einfach immer weiter übernommen.
In einem Nachbarort oder sogar nur einen anderen Ortsteil, in einer privaten oder vielmehr kommerziellen Trauerhalle eines Bestatters, da wäe das sicher anders verlaufen.
Das hat auch überhaupt wenig mit der Friedhofssatzung zu tun. Das ist eine reine Entscheidung der Friedhofsverwaltung und entsprach in manchen Gegenden vor allem in dern 70ern dem Zeitgeist. Heute werden hier solche Aufbahrungsräume nicht mehr gebaut, dachten wir, weil alles anders gemacht wurde und dann siehe da: wurde von 7 jahren wieder ein ganz neuer Friedhof eröffnet, wo es auch wieder „Aquarienaufbahrungen“ gibt.
Stefan und Tom – es war 1999 und in einer größeren Stadt. Was auch immer die für ein 70er Jahre Relikt übernommen haben, ich bin froh für die Zukunft zu wissen, dass es Mist und kein Muss ist.
Fehlen nur noch kleine Namensschildchen, am besten noch mit den Lebensdaten, an den Glaskästen. Dann wäre der „Leichen-Zoo“ perfekt…
Die Vorstellung, an einer Reihe Verstorbener vorbeizugehen und dann den Richtigen rauszusuchen („der ists nicht, der auch nicht, ah hier!“), finde ich einfach nur abstoßend.
Ist die Scheibe auch ausbruchsicher? Aus Hygienegründen verboten? Dann dürften die Friedhofsmitarbeiter ja auch nicht hinein.
Nur das öffentliche bloßstellen und wiederholte Ächten dieser Unkultur wird langfristig zum Erfolg führen. Tote können sich nicht wehren
Wer darf eine Verwaltungsklage führen und wie wären die Aussichten?
Ich denke mal, dass nur Betroffene klagen können. Nach einer Woche sind sie nicht mehr Betroffene. Eine Klage würde jedoch länger dauern.
Bleibt wirklich nur:
– der Bestatter mit eigenen Räumen,
– ein unter die Haut gehender
Pressebericht mit vielen Leserbriefen,
– bevorstehende OB Wahlen,
– bevorstehende Gemeinderatswahlen,
– Geduld und Dünnbrettbohren würde Amtsstuben zu der Einsicht bringen, dass sich die Bestattungskultur in Deutschland wieder gändert hat.
Andere Theorie: Eichenlaub hat die Friedhofsverwaltung mit Fernsehern beschenkt, dass sie diesen Zoo bauen sollen, damit ihre eigenen Aufbahrungsräume gut ausgelastet sind.
In unserer Stadt hat man dieses System mit den Glasscheiben auch umgesetzt, auf dem jüngsten Friedhof.
Dort kann man die Vorhänge der Kabinen aber selber aufmachen, und ein Namensschild zeigt an, vor welchem Verstorbenen man steht.