Jedes Jahr an einem ganz bestimmten Tag im Mai kommt Herr Brander zu uns. Inzwischen ist Herr Brander selbst 74 Jahre alt, aber er kommt nicht wegen seiner Bestattung oder wegen seiner Frau. Herr Brander will immer das Gleiche, er möchte einen Satz roter Friedhofskerzen kaufen, einen fest gebundenen Strauß aus Maiglöckchen bestellen und eine Anzeige in der Zeitung aufgeben.
Die Anzeige lautet immer gleich:
JURI
1930-1944
Vor ein paar Jahren habe ich Herrn Brander mal gefragt, warum er das macht. Er stellt die Kerzen auf das Doppelgrab seiner Eltern, legt den kleinen Blumenstrauß genau in die Mitte und steht dann eine Stunde lang auf dem Friedhof und weint.
„Warum ich das mache?“ hatte Brander gefragt, seine Augen blickten durch mich hindurch in die Ferne und aus den Tiefen der Erinnerung holte er eine berührende Geschichte hervor.
„Wir stammen alle aus der Backo Dobro Polje (sprich: Batschko Dobro Polje), das ist eine Gegend im jugoslawisch-ungarischen Gebiet. Dort siedelten meine Vorfahren schon Ewigkeiten und wir hatten wohl das schönste Dorf der ganzen Welt. Ich kann Ihnen heute noch sagen, wo jedes einzelne Haus gestanden hat und wer in welchem Haus gewohnt hat. Es war ein karges Leben, denn die meisten waren Lohnbauern oder kleine Handwerker, aber es war ein schönes Leben dort.
1944 mit dem Vorrücken der Roten Armee begann die Vertreibung. Die die zuerst wegzogen, die hatten noch ganze Pferdewagen voll mitnehmen können, andere glaubten nicht daran, daß wir wirklich weg mußten, wieder andere meinten sogar, man könne sich dem widersetzen.
Doch es half alles nichts. Bald kamen Flüchtlingstrecks von noch weiter östlich gelegenen Dörfern und was die Leute zu berichten hatten, das muß ganz schrecklich gewesen sein. Uns Kindern hielt man oft die Ohren zu oder schickte uns weg, wenn das erzählt wurde, aber es sollte dann nur noch ein paar Wochen dauern, bis auch wir unsere Sachen packen mussten.
Ein kleiner Handkarren voll, das war alles was wir für acht Personen mitnehmen konnten.
Mein Vater, meine Mutter, Opa und Oma, die Omamutter und der Omavater und natürlich mein Bruder Juri und ich.
Mal ging die Flucht zu Fuß, mal standen Eisenbahnwaggons für uns bereit und ab und zu nahm uns jemand auf Pferdewagen mit. Nun darf man sich das nicht so vorstellen, daß man jeden Tag auf Reisen war und sicher und bequem von einem Ort zum anderen kam.
Immer wieder wurden wir unterwegs bei Bauern einquartiert und blieben dort ein paar Wochen als willkommene Arbeitskräfte und als unnötige Esser. Sie können sich nicht vorstellen, wie wir manchmal behandelt wurden.
Unsere Gruppe waren vielleicht 80 Leute, mal mehr mal weniger, mal tat man sich wieder mit anderen zusammen, mal trennte man sich wieder. Und immer lautete die erste Frage: Wisst Ihr was von dem und dem, wisst ihr wo die sind?
Mein Bruder Juri war damals 14, ich selbst war 8. Als der kleine Bruder und der Jüngste in der Familie genoss ich einige Vorzüge, ich mußte nicht ganz so schwer schleppen und bekam manchmal eine Extraportion. Ich erinnere mich daran, wie wir einen Abend von einem Bauern vier Äpfel bekamen. Zwei davon hat der Vater aufgeschnitten und die Stücke an alle verteilt und später als alle schliefen, hat Vater mir und dem Omavater noch einen ganzen Apfel gegeben. Man kann sich nicht vorstellen, wie gut dieser Apfel damals geschmeckt hat.
Immer wenn wir in irgendeiner Scheune übernachteten, schimpften die Bauern, wenn wir Flüchtlinge rauchten. ‚Brennt uns bloß nicht das Heu ab, passt auf das Stroh auf!‘ Und so gingen die Männer abends hinter die Scheune und rauchten dort ihr selbstgedrehtes Kraut. Ich möcht‘ gar nicht wissen, was die da für ein Kraut geraucht haben.
Aber ich hatte einen Lederbeutel gefunden, so einen kleinen, oben zugebundenen Lederbeutel, den ich gut in meiner Hose verstecken konnte; und immer wenn die Männer sich zur Ruhe gelegt hatten, ging ich hinaus und sammelte die kurzen Stummel ihrer Zigaretten ein. Da kratzte ich dann den letzten Tabak raus und sammelte das in meinem Beutel.
Tabak und Zigaretten waren damals unglaublich viel wert. Wenn du Tabak gehabt hast, konntest du fast alles dafür bekommen.
Irgendwann war mein Beutelchen prall gefüllt und ich hatte als kleiner Junge so die Vorstellung, mit diesem Reichtum könnte ich uns eines Tages im Westen ein schönes Haus kaufen. Und weil das so ein wertvoller Besitz war, versteckte ich den Beutel jeden Abend in der Dunkelheit sorgsam irgendwo im Gebälk der Scheunen, in denen wir schliefen. So konnte ihn mir keiner nachts wegnehmen, denn auch das kam vor. Morgens nahm ich den dann unbemerkt immer wieder an mich.
Wir waren schon Monate unterwegs und zu unserem Schrecken sind wir eines Tages sogar ein ganzes Stück mit der Eisenbahn wieder in Richtung Osten, also zurück, transportiert worden. Das gehe nicht anders, denn nur dort gäbe es einen Anschluss.
So saßen wir an diesem Abend wieder in einer Scheune, es war mehr ein Schweinestall und wußten, daß die Russen uns noch nie so nah im Nacken gesessen haben wie an diesem Tag.
Mein Bruder Juri und ich hörten von anderen Buben, daß die Russen sogar schon im Nachbarort liegen würden und so krabbelten Juri, ich und vier andere Buben über eine Anhöhe, um die Russen vielleicht zu Gesicht zu bekommen.
Bald schon kam einer dazu und erzählte uns, die Russen müßten jeden Moment über die Landstraße da hinten kommen und wir starrten im fahlen Mondlicht auf die Baumreihe, wo die Landstraße war.
Ich hatte mir vorgestellt, daß da hunderte von Panzern und tausende von Soldaten aufmarschieren würden, doch zunächst passierte gar nichts.
Dann auf einmal, wir waren schon fast zu müde, um noch länger zu warten, hörten wir ein fernes Brummen.
Doch es kamen keine Panzer und keine ganzen Armeen, es kam nur ein einzelner russischer Kübelwagen. Vorne auf der Haube hatte er ein Maschinengewehr und drei Männer saßen in dem Wagen. Ganz langsam fuhr er über die Landstraße, das war alles.
So hatte ich mir den Einmarsch der angeblich so fürchterlichen Roten Armee nicht vorgestellt.
Wir warteten noch eine Weile ab, dann machten wir uns, fast schon ein bißchen enttäuscht, wieder zurück auf den Weg zur Scheune.
Doch als wir näher kamen, sahen wir das Licht in der Scheune war und hörten laute Stimmen.
Wir wollten uns noch verstecken, doch plötzlich standen wir vier russischen Soldaten gegenüber, die mit ihren Gewehren herumfuchtelten und uns fürchterlich anschrien.
Verstanden haben wir nichts, aber wir wußten, daß das nichts Gutes zu bedeuten hatte.
Sie stießen uns zurück zur Scheune und dort bot sich uns ein Bild des Grauens.
Herr und Frau Kumbat, unsere Nachbarn aus unserem Dorf, lagen mit durchgeschnittenen Kehlen auf ihren Strohsäcken, die anderen Männer standen mit dem Gesicht zur Wand und hatten die Hände hoch erhoben.
Von den Frauen war nichts zu sehen, doch aus dem Getöse und den Schreien aus dem nebenan liegenden Pferdestall konnten wir genau erkennen, was da vor sich ging.
Ein ziemlich dicker Offizier, der seine viel zu enge Uniform bald zu sprengen schien, grinste uns schwitzend an und fragte uns was auf Russisch. Ich wußte nicht was er von uns wollte, doch dann machte er mit zwei Fingern die Bewegungen eines Rauchers nach. Tabak! Er wollte Tabak!
‚Ich habe Tabak!‘ habe ich gerufen, ‚Ich habe viel Tabak!‘
Der Dicke machte eine Handbewegung und ich durfte den Tabak holen, die ganze Zeit ging ein Soldat mit der Pistole in der Hand neben mir her.
In meiner Aufregung fand ich den Balken nicht sofort, wo ich den Tabaksbeutel versteckt hatte. Ich suchte mit meinen Fingern verzweifelt den ganzen Balken ab, nichts!
‚Tabak‘, brüllte der Dicke und zog seine Pistole. Ich tastete den ganzen Balken ab, doch ich fand den Beutel nicht. Vielleicht hatte ich den falschen Balken erwischt, also suchte ich am Balken nebenan und wie ich da so mit den Händen dran entlang fuhr, war ich mir auf einmal sicher, den richtigen Balken gefunden zu haben.
Der Dicke spannte den Hahn seiner Pistole und grinste schon lange nicht mehr. Er brüllte wie ein Ochse und fuchtelte mit seiner Pistole herum. Gleich, gleich würde er mich erschießen.
Endlich hatte ich mit meinen Fingern den Nagel gefunden an dem der Beutel hängen musste.
Unten knackte es nur kurz, der Offizier hatte meinem Bruder Juri die Pistole auf die Stirn gesetzt.
Doch ich fand den Beutel nicht, ich wimmerte, ich weinte, aber so sehr ich auch suchte, an dem Nagel hing kein Tabaksbeutel mehr. Jemand mußte ihn weggenommen haben.
Der Soldat, der mich begleitet hatte, stieß mir die Pistole in die Rippen, doch es half alles nichts, der Tabak war weg.
Ein kurzer, trockener Knall, das Blut spritzte zwei, drei Meter weit und Juri fiel tot zu Boden.
Das war alles.
Die Soldaten verloren sofort das Interesse an uns, von irgendwo draußen rief jemand was auf Russisch und die Soldaten in der Scheune schrien uns nochmals an. Dann gingen sie hinaus.
Ich weiß nicht wie lange wir noch regungslos da gestanden haben und nicht gewagt haben, uns zu bewegen.
Die Russen waren weg, im Pferdestall müssen sich unglaubliche Dinge abgespielt haben, von denen wir Kinder nichts erfuhren. In unserer Scheune lag das Ehepaar mit den durchschnittenen Kehlen und mein Bruder Juri, der nur sterben mußte, weil ich den Tabak nicht finden konnte.“
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* schluck *
jaja, die Raucher …
@2
Troll…
Diese Willkür die sich bei dem ganzen eingestellt hat ist zum Kotzen…
Rauchen tötet. Weiss doch jeder.
Wie furchtbar.
Es gibt Geschichten, die man vielleicht doch nicht wissen möchte. Aber sie sind wichtig, um nicht zu vergessen.
Echt furchtbar..
Ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie viele Menschen dieser Generation wohl solche Geschichten mit sich herumtragen.
Der Krieg bringt das Schlimmste im Menschen zum Vorschein.
So viel unnötiges Leid.
Gruß
Joe
@2 geschmacklos
Es muss eine Last auf alle Ewigkeit sein. Wir alle kennen das man trifft eine falsche Entscheidung und erinnert sich immer wieder mit Bauchschmerzen daran. Wie wäre ist wenn ich mich zusammengerissen hätte und das oder dies ordentlich gemacht hätte.
In diesem Mann muss etwas zersprungen sein an dem Tage. Grausam. Auch furchteinflößend wie Gewalt (der Deutschen) in Gegengewalt endet und wie man ein Opfer werden kann, wenn man dieser Gewalt (der Deutschen gegen die Russen) mit Egalität begegnet und sie zulässt. Auch wenn man selber keine ausübt. Man hat schon viele Geschichten aus der Zeit des 2. WK gehört. Man stumpft ab. Aber hier habe ich mich verschluck, gehustet und bin erschrocken beim lesen. Es bestätigt mich in meiner Ansicht das ich mir verbiete zu hassen. Weil es zu oft so traurig/tragisch endet.
@2 & 4: Ihr seid meine Helden!
Ein sehr bitteres Erlebnis. Leider bringt Krieg das schlimmste im Menschen hervor. Ich bin dankbar, daß ich so etwas in meiner Lebenszeit nicht erleben musste und hoffentlich auch nie erleben werde.
@9: Das sind nur zwei, die ihre Unfaehigkeit, mit solch einer traurigen Geschichte umzugehen, durch k3wln3ss zu verbergen versuchen und zu jung sind, um zu merken, wie unpassend das hier ist.
Oh Gott…
ich will mir gar nicht vorstellen, was sowas in der Seele eines 8jährigen anrichtet. Für den Tod irgeneines Menschen verantwortlich zu sein ist schon schlimm genung, aber auch noch des eigenen Bruders.
Und @ 2,4 und 9: wenn man nix zu sagen hat, einfach mal die Klappe halten (um mal MEINEN großen Bruder zu zitieren)
Wer Geschichte nicht versteht, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.
Es bedarf wirklich Menschen, die so etwas erlebt haben, um die ganze Tragik wirklich zu verstehen. Leider werden es immer weniger.
@2 und 4:
Ich bin zwar ein Freund von schwarzem Humor und Zynismus, aber [b]das[/b] war wirklich einfach geschmacklos.
Meine Oma (wird Dienstag 100) stand mit meiner Mutter schon an der Wand zur Erschießung. Bis heute wissen die Beiden nicht, warum die Soldaten einfach abgezogen sind. Wenn ich dann daran denke, dass die abgedrückt hätten…..
Ich schließe mich der Bestürzung an, und das nicht nur formal. Entsetzliche Geschichten.
Wenn das die Batschka ist, dann ist das aber nicht Tschechoslowakei, sondern Serbien/Vojvodina.
Ich war dabei. Heute Morgen beim Kaffeetrinken war ich dabei, sah die Soldaten auf ihrem Kübelwagen, erlebte die bebende Angst des kleinen Jungen, habe den Schrecken des Krieges miterlebt.
Danke, Tom!
Ein großartiger Erzähler.
Kann ich es mir erlauben beim Lesen dieser Geschichte traurig zu sein? Sie ist gut geschrieben, wahrscheinlich besser, als sie erzählt wurde. Geschichten dieser Art haben sich tausend-fach ereignet und sie ereignen sich auch heute noch tausend-fach. Und ich mache nichts dagegen. Nein, ich bekomme nur Druckstellen an meinem europäischen, fetten, verwöhnten Hintern. Ich bin nicht traurig, ich bin enttäuscht. Enttäuscht von mir selbst, da ich zu träge bin etwas gegen solche Geschichten zu unternehmen. Und ich bin verunsichert, da ich noch nicht mal weiß, wie man etwas gegen diese Vorfälle in den Kriegsgebieten dieser Erde tun kann.
Auch auf die Gefahr hin als Troll zu gelten stelle ich folgende Frage: [b]Wäre die Situation glimpflicher ausgegangen, wären die „Soldaten“ nicht abhängig gewesen?[/b] Eine Antwort darauf kann niemand geben, aber vielleicht regt es den einen oder anderen an sich über seinen Drogenkonsum Gedanken zu machen. Womit ich nicht unbedingt das Aufhören mit meine, sondern eher, dass jedem Drogenkonsum eine bewusste Entscheidung vorausgehen muss. Was bei Nikotin leider selten der Fall ist.
Findest du es nicht etwas billig und geschmacklos, die Ursache für den Tod eines Menschen aufs Rauchen zu reduzieren? Davon ab, um deine Frage zu beantworten: Nein. So einen Blödsinn habe ich lange nicht gehört/gelesen.
Schuld hat ganz allein der totale Krieg, den beide Seiten zu der Zeit geführt haben, der macht aus Menschen Bestien. Dazu kamen die (unabhängig ob jetzt durch deutsche Verbrechen oder Propaganda) ausgelösten Rachegelüste, die die Russen hatten.
Die Frage ist nicht, ob es anders ausgegangen wäre, wenn die Russen nicht geraucht hätten.
Der damals 8 jährige Herr Brandner ist auch nicht verantwortlich, sondern lediglich die die es taten.
Mein Vater war drei Jahre in russischer Gefangenschaft und auf den Weg dorthin, hat er auch anderes erlebt.
Er hat uns mal erzählt, das es auch russische Vorgesetzte gab, die mit solchen „Tätern“ kurzen Prozeß gemacht haben und dass es genauso auch deutsche gab, die auch vergewaltigend übers Land zogen und nicht bestraft wurden.
Es ist eine tragische Geschichte, die sich leider immer und immer wieder wiederholen wird, da wir in Extremsituationen zu Tieren werden.
@9:
„Für den Tod irgeneines Menschen verantwortlich zu sein ist schon schlimm genung, aber auch noch des eigenen Bruders.“
Hallo?! Gehts noch? Inwiefern ist der damals 8-Jährige denn für den Tod seines Bruders verantwortlich?! Verantwortlich ist der, der die Waffe bedient, denn er entscheidet letztendlich, ob er den Abzug betätigt und nicht, sonst keiner.
Korrektur, das ging nicht an 9, sondern an 12
@21: Glaubst du, der 8jährige hat das damals so empfunden?
Salat
Grauenhaft.
Vielleicht hätten die Russen ihn so oder so erschossen. Das weiß keiner. Aber auf diese Art lebt Herr Brander das ganze Leben mit dem Schuldgefühl.
Meine Oma wurde auch vertrieben. Sie hatte es nur „freundlichen“ Russen zu verdanken, dass sie dem Vergewaltigungsschicksal entkam und dass sie die Flucht überhaupt überlebte.
Sie hat ihre ganze Geschichte aufgeschrieben. 18 Din A4 Seiten sind es geworden. Ich kenne sie auswendig. Sowas brennt sich ein.
@21. Entschuldigung, ich meinte sich verantwortlich zu fühlen. Dass es nicht seine Schuld war, steht außer Frage.
Was ist denn hier los? Bitte vergesst nicht, dass wir uns bereits wieder im Krieg befinden, oder wie zum Teufel nennt ihr das, wenn unsere Soldaten ein fremdes Land besetzen? Das ganze findet HIER UND JETZT. In genau dieser Sekunde hundertfach wiederum statt. Was machen unsere Soldaten in Afghanistan bitteschön? Als Verteidigungsarmee? Wo bitte verteidigen deutsche Soldaten jetzt Deutschland? Am Hindukusch? Diese Geschichte erzählt von einem Menschen, der fast 70 Jahre lang unter einem Trauma leidet. SIEBZIG JAHRE. Bitte rekapituliert nochmal, dass gerade niederer Beweggründe (Öl und innenpolitische Probleme) Krieg geführt wird gegen Länder, die sich nicht wehren können. Die Taliban sind Schweine? Zustimmung. Haben wir trotzdem das Recht, nach Gutdünken und eigenem Belieben die Regierungen fremder Länder einfach abzusetzen? Weil uns die Regierung nicht gefällt? Weil sie ihre eigenen Leute unterdrücken? Wäre es nicht Sache der Afghanen gewesen, die Taliban zum Teufel zu jagen, wenn sie so sehr unterdrückt werden? So richtig wehrlos scheinen sie ja nicht zu sein. Wacht auf. Jeden Tag werden Tausende von Kindern so traumatisiert wie Herr Brandner. Kriege tun… Weiterlesen »
An alle, die glauben, mein Posting (#2) wäre ein seichter Trollversuch – ich hab mir da schon was dabei gedacht, da könnt ihr sicher sein.
Ich denke, dass ein so komplexes Thema in einer rührseligen Geschichte wie der vorliegenden nicht adäquat behandelt werden kann, darum war meine Antwort auf ihre Weise so billig wie die Vorlage.
Wollt Ihr Krieg & Frieden, Schuld & Sühne hier im Bestatterblog abhandeln? Wohl kaum der passende Ort.
Die Vorlage war eine berührend geschriebene kurze Geschichte – in gewisser Weise unterhaltend, dabei erschreckend.
Was Du geschrieben hast, *war* seicht und billig. Wenn das Deine Absicht war, na gut, steht Dir frei.
Wenn das Andere als unpassend finden, steht das denen auch frei.
Ich fand Dein Posting auch blöd, und mit voller Absicht geschrieben finde ich es keinesfalls besser. Geschmackssache…
Wo ist denn da was billig abgehandelt worden. Das ist nur ein Versuch, Dich von Deinem geschmacklosen und von Hirnlosigkeit nur so triefenden Kommentar zu distanzieren.
Mir hat der Beitrag von Tom sehr gut gefallen. Kein bißchen ist da rührselig, sondern er bringt es trocken und sehr ergreifend rüber.
Es war aber klar, dass sofort irgendein Vollidiot mit der Rauchernummer kommen würde. Schon als ich es las, wusste ich, dass so etwas kommt.
Du hast also nur die Erwartungen der Intelligenten erfüllt und Dich eben als Vollidiot geoutet.
Da kannst Du jetzt klugscheissen wie Du willst.
Mal ganz unabhängig von den ganzen unsinnigen Diskussionen hier: Danke Tom! Wirklich eine tolle Geschichte. Wie Elena (Post 17) schon so treffend feststellte, deine anschauliche Erzählart lässt den Leser in kürzester Zeit in die Geschichte eintauchen. Wofür andere Autoren ganze Kapitel brauchen, du schaffst es mit wenigen Zeilen und Sätzen.
Mit dieser kurzen Erzählung hast du mich mal wieder für kurze Zeit aus dem Alltag geholt und in eine andere Ära und in ein anderes Leben geführt.
[quote]Es war aber klar, dass sofort irgendein Vollidiot mit der Rauchernummer kommen würde. Schon als ich es las, wusste ich, dass so etwas kommt.[/quote]Ich wusste es schon, bevor ich den Beitrag las. Die Rauchernummer fängt schließlich mit dem Titel „Tabak“ an.
Schöne Geschichte, sinnlose Diskussion.
Aber amüsant wie sich einige anmaßen, aufgrund eines kurzen Kommentars, Rückschlüsse auf die intellektuellen Fähigkeiten einer Person schließen zu können 😀
@26
Den Afganistan-Einsatz mit dem 2. Weltkrieg zu vergleichen ist genauso dämlich, wie hier die Schuld beim Rauchen zu suchen… mehr gibts dazu eigentlich nicht zu sagen.
@Scipio: (btw. es gab mal den Hinweis, dass die Kommentare auch gelöscht werden, daher sind Nummernverweise nicht immer passend): Ist das so? Stimmt, der 2. Weltkrieg wurde ja geführt, damit mit ihm alle Kriege beendet würden. Was ja schon mit dem Koreakrieg nicht geklappt hat. Und es ist kein „Einsatz“ in Afghanistan, es ist Krieg. Dass unsere Regierung das allmählich auch mal eingesteht, sieht man ja schon an der veränderten Rhetorik („gefallene“ Soldaten, statt „getötet“, das ist Kriegsrhetorik). Der Vergleich passt schon. Denn wenn man sich die beteiligten Parteien mal anguckt und wo die alle herkommen, und das ganze auch mal mit dem 2. Weltkrieg vergleicht, wird feststellen, dass sich zwar die Koalitionen verschoben haben und auch die Angriffsziele, aber die gleichen Länder beteiligt sind. So weit sind wir jetzt nicht wirklich vom Weltkrieg entfernt als dass man da die Schnauze aufreißen könnte. Der wirklich einzige Unterschied zum 2. Weltkrieg ist eigentlich nur einer: Diesmal werden die Häuser der anderen weggebombt. Sprich: Die, die ihn angefangen haben, profitieren diesmal davon, wir sind endlich mal auf… Weiterlesen »
Es werden viel weniger Kommentare gelöscht, wie gemeinhin angenommen wird.
Viel mehr Kommentare von netzweit bekannten Trollen werden vielmehr im Vorfeld abgefangen.
Nachtrag, Zitat aus der Wikipedia: In ihrer Regierungserklärung zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan vom 22.4.2010[3] zitiert Bundeskanzlerin Angela Merkel Außenminister Guido Westerwelle, der am 10. Februar 2010 vor dem Bundestag von einem „bewaffneten Konflikt im Sinne des Völkerrechts” sprach. Danach sagte sie: „Das (…) ist was landläufig als kriegerische Handlung oder Krieg bezeichnet wird.” — Beteiligte Länder im Afghanistan-Krieg: Von den USA wurde nach dem 11. September der Bündnisfall ausgerufen. Im Rahmen dessen handelt die NATO jetzt nach Weisung der amerikanischen Generäle (erzähl mir keiner dass das anders geht) in Afghanistan. Und Deutschland schickt auch mal ein bisschen Kanonenfutter mit. 2. Weltkrieg: Vergleich doch selbst, wer da alles mitspielen durfte. Die einzigen, die grad nicht dabei sind, sind die Russen. Aber auch nur, weil die Popcornmampfend am Rand stehen und zusehen wie die NATO-Truppen in Afghanistan von den Terroristen aufgerieben werden, die die NATO respektive die USA selbst dort hingeschickt haben. Stichwort Einmarsch von russischen Truppen in Afghanistan Anfang der 80er Jahre. Und die zweite Kriegsfront darf man nicht vergessen. Operation Enduring Freedom. Das… Weiterlesen »
@Tante Diese Diskussion ist sinnlos. Wer den 2. Weltkrieg mit dem Afganistaneinsatz, meinetwegen auch Afganistankrieg, vergleicht, verkennt die geschichtlichen Gegebenheiten und vor allem die Tatsache, dass Kriege prinzipiell nicht miteinander zu vergleichen sind. Genausowenig ist erlittenes Leid miteinander zu vergleichen geschweigedenn gegeneinander aufzurechnen. Diese unsäglichen und sinnlosen Versuche wurden in Folge des 2. Weltkrieges bis zum Erbrechen von den verschiedensten Seiten unternommen und waren doch von vornherein zum Scheitern verurteilt, und sie werden heute immer noch unternommen immer noch von den verschiedensten Seiten, an vorderster Front die Vertriebenenverbände und deren unsägliche Führungskräfte auf der einen und teilweise genauso schlimmen Betonköpfen auf der östlichen anderen Seite. Dies sagt jemand, dessen Vater, der erst in den 50er hemikehrte, schlimmste Misshandlungen in sowjetischer Kriegsgefangenschaft erdulden musste und dessen Familie väterlicherseits bei der Vertreibung unermessliches Leid zugefügt wurde, inklusive Folter, Vergewaltigung und bestialischer Morde. Ich rede hier der [b]Aufarbeitung[/b] das Wort, und diese kann durchaus auch anhand von Geschichten über Einzelschicksale aus [b]allen[/b] Perspektiven der ehemals Beteiligten geschehen, und die hier vorgestellte Geschichte ist eine davon. Jeglicher Vergleich, jeglicher… Weiterlesen »
[quote]…wir sind endlich mal auf der Gewinnerstraße[/quote]
[quote]…die NATO-Truppen in Afghanistan von den Terroristen aufgerieben werden[/quote]
Ja was denn nun?
*seufz* Kanonen, Spatzen und ne Menge gesundes Halbwissen. Fassen wir mal kurz beide Kriege zusammen. 2. Weltkrieg: Ein paar verrückte Irre in den falschen Positionen halten es für gute Ideen fremde Länder zu plündern (mir fällt kein besseres Wort ein, Erobern triffts irgendwie nicht) und ganze Bevölkerungsgruppen auszulöschen. Ein Verteidigunskrieg führt zur kompletten Eroberung des Angreifers. Afghanistan: Ein fundamentalistisches Regime sondert sich nach außen hin ab. Ihnen wird aus verschiedenen Gründen (zurecht oder unrecht sei mal dahin gestellt, da gibts bekanntlich verschiedene Ansichten) angehängt mit Terroristen zusammenzuarbeiten. Wir errinnern uns noch gut an den Auslöser und wie hinterher der Bündnisfall ausgerufen wurde. Hier haben wir von Anfang an nichts anderes als eine Art Strafaktion, die eskaliert ist. Methoden 2. Weltkrieg: der sogenannte totale Krieg, mit bedingungslosem Einsatz gegen die Zivilbevölkerung. Man bedenke, dass die Zerstörung der Bausubstanz der größeren dt. Städte bei durchschnittlich ca. 60% lag, unabhängig davon, ob das Wohngebäude oder Kriegsindunstrie ist. Man errinnere sich an die Philosophie eines gewissen Sir Arthur Harris. Der Willen der Zivilbevölkerung sollte gebrochen werden. Auf russischer, polnischer… Weiterlesen »
@Scipio: Danke für diese kenntnisreiche Zusammenfassung.
Man könnte zusätzlich noch den Vergleich klassischer Frontenkrieg und asymmetrischer Konflikt mit allen dazugehörigen Implikationen anführen.
60 Jahre hat man es Deutschland international erlaubt, sich militärisch bedeckt zu halten, aber alle anderen Vorteile der verschiedenen Bündnisse zu nutzen. Dass das irgendwann vorbei sein musste, war klar. Nun stehen wir da, in einem völkerrechtlich legitimierten, aber eskalierten Konflikt (welcher Konflikt ist das nicht?) und müssen mit der absolut beschissenen Tatsache leben, dass es keine richtige Antwort gibt, und dass die leichten Antworten wie immer falsch sind.
@Scipo: verwirre die Populisten bitte nicht mit Tatsachen 😉
Erst habe ich alle Kommentare gelesen. Nebenbei hatte ich schon acht notiert, wovon fünf zu löschen gewesen wären, zwei bei denen eine Teillöschung erforderlich wäre, und eine bei der der Adressat von @Nr. in @Name zu ändern wäre, damit man weiß wer gemeint ist.
Doch beim Weiterlesen kam ich nach einigem Nachdenken zu dem Schluß, dass sich die Diskussion in der Waage hält. 2 und 4 allein wären zum Löschen verurteilt gewesen. Solange die Wortwahl noch im Rahmen ist, und solange es nicht ausufert, lass ich es mal stehen. Sind wir doch so etwas wie tolerant konservativ und die Meinungen der Leser vielfältig.
Ohne Worte.
@Tom: Thx 😉 @Kall: Ich rechne nicht auf. Aber Vergleiche sind selbstverständlich erlaubt. Alleine schon, um aufzuzeigen, dass wir uns exakt auf dem gleichen Weg befinden wie vor fast 80 Jahren. Das Gedächtnis der Menschen ist kurz. Die Aufarbeitung des 2. Weltkrieges ist vorbei, eigentlich ist alles, was man dazu wissen muss, gründlich erforscht, niedergeschrieben und festgehalten. Das schützt uns aber nicht davor, dieselben Fehler wieder zu machen. Diesmal in der Tat in Afghanistan. Warum? Es mag ja sein (ab hier auch @Scipio), dass in Deutschland _eine_ Geschichte ans Tageslicht kommt und Konsequenzen für die Offiziere hat. Ich finde das nach wie vor so heuchlerisch wie verlogen. Bomben fragen doch nicht erst, ob sie auf Zivilisten fallen oder auf „Kombattanten“. Bomben fallen auf Menschen. Ohne Unterscheidung. Maschinengewehrsalven fällen Menschen und fragen auch nicht erst, ob die Kugel nun erst einschlagen darf. Es gibt inzwischen strikt festgelegte Entschädigungsregeln für getötete Zivilisten. Das macht man doch nicht, wenns keinen trifft. Nur weil wir hier nix davon lesen, heißt das doch noch lange nicht, dass da auch keiner… Weiterlesen »
@Frauke: Wobei ich es sehr befremdlich finde, dass die Richtlinien, nach denen entschieden wird, wann ein Konflikt völkerrechtlich legitim ist, von just den Parteien festgelegt bzw. neu definiert wird, die zum Angriff auf Afghanistan geblasen haben.
Ohne jetzt das Handeln der Taliban in Schutz nehmen oder entschuldigen zu wollen, aber zumindest ein Teil der afghanischen Bevölkerung sieht diese Leute noch immer als Freiheitskämpfer, die für die Befreiung des Landes von unrechtmäßigen Besatzern streiten…
@flamebeard: Bitte vergiss nicht warum es die Taliban überhaupt gibt. Das waren tatsächlich mal „Freiheitskämpfer“ – von der russischen Besatzung Afghanistans. Die wurden aus anderen Ländern „importiert“, weil die Afghanen selbst den russischen Truppen nix entgegenzusetzen hatten und weil einige Länder die Russen gerne raus aus Afghanistan haben wollten. Also hat man flugs mal alles an halbgebildeten Extremisten genommen, was man in Saudi-Arabien und anderen Ländern gerne loswerden wollte und dahingeflogen. In Camps ausgebildet und dann losgelassen. Als die Russen raus waren, hat man die fallengelassen. Und die haben einfach mit dem weitergemacht, was sie gelernt haben: Kämpfen. Untereinander, gegeneinander, mal wieder miteinander. Die haben doch nie gelernt, wie man ein Land aufbaut, die können nur zerstören. Und anstatt dass man jetzt mal überlegt, wie man das ganze da wieder gescheit aufbaut, marschiert man mal eben ein und haut den Rest von dem, was noch steht noch weiter in Klump. Wieviel „Herr Brandners“ wirds in Afghanistan denn jetzt geben? Die keinen Unterschied zwischen den Besatzungstruppen machen, weil es keinen gibt? Eine Bombe tötet – egal… Weiterlesen »
Diese Lebensgeschichte musste erzählt werden.
Sehr, sehr berührend!
@Scipio Naja…leider ist deine Aussage auch nicht komplett richtig. Ich will jetzt mal den Teil der Diskussion ganz außen vorlassen wo jemand auf die abstruse Idee kommt einen geplanten, willkürlichen GENOZID-Krieg mit dem Afghanistan-Krieg zu vergleichen. Der ist natürlich nicht weniger willkürlich angefangen worden, zwar mit einer gutgläubigen Intention dahinter, wahrscheinlich etwas blauäugig und mit einer gehörigen (gerechtfertigten) Portion Zorn auf Terroristen, aber schlussendlich ziemlich unüberlegt und an die falschen Adressaten gerichtet. Der Afghanistankrieg ist keineswegs begonnen worden, mit der Aussage: “ Wir befreien Afghanistan von dem Regime der Taliban.“ Sondern vielmehr damit, dass man Afghanistan unterstellte das sie unter sich einen Terroristenführer beherbergen, der seine Waffen von Amerikanern erhalten hat und sich dann dachte:“Lass uns mal nen paar Leute töten, weil ichs kann.“ Es steht außer Frage das es richtig ist so jemanden einer Strafe zu unterziehen. Es steht natürlich auch außer Frage, dass das Talibanregime unmenschlich und menschenverachtend ist. Aber wiederum steht außer Frage, dass der Krieg ein Angriffskrieg war. Mitglieder der UN haben sich verpflichtet keinen Angriffskrieg mehr zu führen, ganz vorne… Weiterlesen »
Ich frage mich, was wohl im Kopf des Täters vorgegangen ist?
Und wie der Täter mit diesem Bewußtsein, ein Mörder zu sein, weitergelebt hat?
Wie hätte der Täter reagiert, wenn jemand seinen Bruder oder Sohn einfach erschossen hätte?
Exakt das meinte ich ich mit der Situation, dass es keine richtigen Antworten gibt.
Aber gleichgültig, wie man in die Situation hereingekommen ist, jetzt ist man dort in diesem Land, und jetzt dort binnen Wochen/Monaten die Zelte abzubrechen und zu verschwinden, dass hat in der vergangenheit (wie oben mit den Sowjets und den Amis schon erwähnt) nur zu massiver Steigerung der Gewalt und des strukturellen Chaos in Afghanistan geführt.
Jetzt sind wir da, und die Gefahr, die jetzt entstehen würde, wenn wir alle gehen würden, wäre immens, und das nicht nur für die Afghanen, sondern dank moderner Technik weltweit.
Fakt ist, wir sind mitten im Fluss und ersaufen. Jetzt zu schreien und sich darüber zu beschweren, dass man von Anfang an nicht in den Fluss wollte, ist sinnlos und dumm.
Wir müssen zusehen, dass wir das Ufer erreichen, und über die Strategie dazu gibt es unterschiedliche Meinungen. Welche richtig war, wird man erst vom sicheren Ufer aus beurteilen können – so wir es denn erreichen.
@Christian: Das kann man mit recht hoher Wahrscheinlichkeit beantworten. Er war Russe. Russland hat mit 19 Millionen Toten ziemlich geblutet. Der Junge war Deutscher. Das alleine wird für den Täter gezählt haben. Da war jemand durch einen Krieg brutalisiert, hat einen „Welpen“ der feindlichen Macht vor sich gesehen, der fast schon erwachsen war (im Krieg werden die Menschen schnell erwachsen, sonst leben sie nicht lange) und er wollte etwas haben, was er nicht bekommen konnte, vielleicht hat er auch gedacht, der Kleine lügt um den Bruder zu retten. Egal was – für den waren das keine Menschen sondern Freiwild. Und daraus folgt, dass er sich genau keine 2 sek. Gedanken darüber gemacht hat, dass er ein Kind umgebracht hat. Ein Feind weniger. Das wars. Wenn (!) er überhaupt soweit gedacht hat. Nach der Beschreibung war die Situation sehr aufgeheizt und hoch emotional. Die eine Seite schwelgte in Machtausübung und die andere Seite war verängstigt. Keine gute Ausgangslage für Rationalität. Und wie er weitergelebt hat? Wie alle anderen auch, die im Krieg traumatisiert wurden, egal ob… Weiterlesen »
Scheiß Krieg !!!!
Naja…ich spreche nicht unbedingt vom holocaust mit Genozid, sondern von der Strategie der verbrannten Erde in den Ostblockstaaten, eins ist auf jeden fall sicher, von den Polen und Russen wollte Hitler nur soviel übriglassen wie sich zur Sklavenhaltung lohnen, die Infrastruktur durch KZs wurde recht schnell geschaffen, ein Genozid ist definiert als gezieltes Vorgehen gegen eine Volksgruppe, sei es ethisch oder ethnisch, ob schwarze Muslime oder Polen macht da für mich nicht besonders viel Unterschied, Massenmord bleibt Massenmord und der wurde auch schon 1938 gezielt begonnen und war durchgeplant bis ins letzte, und bei den Polen haben die Briten garantiert mitbekommen was da abgeht, bei den Juden hat man die Augen gerne verschlossen, das ist wahr. In deiner Auflistung wären nicht zu vergessen Kambodscha, die Killing fields. Außerdem Carl Peters damals im Ostkongo, übrigens der erste Genozid der Moderne, an den Herero, und dafür hat sich Deutschland noch nicht enschuldigt, war in den 1880ern…. Es geht ja auch bei der Diskussion nicht darum wie wir aus der Lage wieder in Afghanistan rauskommen, sondern darum das… Weiterlesen »
Das sehe ich etwas anders. Natürlich kann man etwas tun, das wird aber leider keiner tun. Hingehen, die politischen Realitäten in Afghanistan als das anerkennen was sie sind und aufhören, mit Gewalt etwas ändern zu wollen. Die Warlords sind politische Realität. Man kann das hassen und verurteilen, aber letztlich wollen die nur in ihrem kleinen Tellerrand ein Stück vom Kuchen abhaben, genauso wie die Besatzungstruppen. Die Taliban-Gruppen gehören übrigens auch dazu. Und ja, man verhandelt mit denen. Denn bekämpfen kannst die nicht mehr, ohne die Bevölkerung so sehr zu dezimieren, dass da nicht mehr genug für einen Aufstand übrig sind. Verhandeln heißt in dem Fall: Klein beigeben und anerkennen, dass man sich vergaloppiert hat. Und genau das wird nicht passieren, weil sich die Besatzungstruppen moralisch und militärisch überlegen wähnen und aus einem Sendungsbewusstsein dort sind – an unserem Wesen soll die Welt genesen. Doch solange man meint, dass man den „Unterentwickelten Völkern“ die Heilsbotschaft mit Schwert und Feuer bringen kann und die das auch freudig annehmen dergestalt befreit zu werden, solange wird es Kinder geben,… Weiterlesen »
Wunderbar geschrieben, wirklich. Ich hatte Tränen in den Augen – Krieg ist einfach nur schrecklich.
Tja…nichts anderes wollte ich ausdrücken Tante, es gibt immer Optionen wage ich zu behaupten, nur wenn man keine sieht, sind die anderen einfach nur seehr seehr unbequem. Und ein abstraktes Gebilde was sich über normale Leute setzt, wie ein Staat, ist nicht in der Lage die Schrecken überhaupt psychisch oder physisch wahrzunehmen und genau deswegen werden sie das nicht tun was du gesagt hast 😉
Es ist eher unser Selbstverständnis im Westen als überlegen, was verhindern wird, den Verhandlungstisch zu betreten. Leider.
Am Ende hat man wieder eine Generation an einen Krieg verloren von denen hinterher alle Entscheidungsträger sagten: „Wir wollten ihn nicht, doch er war unvermeidlich.“
Und genau das ist er nicht.
Naja…die Sichtweise wiederum halte ich für zu blauäugig, wobei auf den Afghanistan Krieg sicherlich viel wahres dahinter steckt, aber der Aspekt führt jetzt einfach zu weit.
Ich bin damit mal raus aus der ganzen Sache, lese hier zwar schon lange mit, aber hab das erstemal was geschrieben. Die Artikel zu Menschen sind das eigtl. was mich interessiert.
Mit dieser erneut so wunderschön geschriebenen Geschichte hast Du dem Juri ein ‚Denkmal‘ gesetzt. Er ist nun in der Erinnerung vieler Menschen.
Solche Geschichten bewirken viel mehr als Geschichtsbücher…
Oh bitte – nicht wieder dieses Mitgefühl-Heischen für Kriegsverbrecher.
Warum die Franzosen, Russen, Deutschen, Amerikaner, Polen etc., die mit solchen Vorwänden mordeten und vergewaltigten, das taten?
Weil jeder einzelne von ihnen ein Arschloch war oder ist!
Töten aus Selbstverteidigung, aus Verzweiflung, aus Hunger -okay, das mag nicht zivilisiert sein, ist aber menschlich. Doch Kinder erschießen? Massenvergewaltigungen? Folter?
Pah, die Arschlöcher auf allen Seiten haben den Krieg nur (wie üblich) ausgenutzt, um sich mal so richtig auszutoben.
Eine traurige, aber wichtige Geschichte. Danke, Tom.
Mein Opa wär auch wegen Tabak fast von Russen getötet worden. Und das ist kein Scherz.
So oft, wie das unabhängig von einander immer wieder und in aller Welt vorkommt, kann ich nur sagen: Kinder erschießen, Massenvergewaltigungen und Folter [i]sind[/i] menschlich.
@60:
Richtig, aber meiner Meinung trifft es das nicht ganz. Ich denke, ein Krieg macht aus nicht ganz so willensstarken Menschen erst die „Arschlöcher“, die zu solchen Taten fähig sind.
@Earonn: Leider ist das nur die halbe Wahrheit. Ich denke, da verschieben sich einfach die Perspektiven. Die Leute raffen gar nicht mehr, was sie da eigentlich anstellen und was sie machen.
Das beste Beispiel ist doch das Experiment, was vor 30? 40? Jahren durchgeführt wurde: 2 Gruppen wurden miteinander eingesperrt, eine war Wärter, die andere Gefangener. Das Experiment ist derartig entgleist, dass die das abbrechen mussten, bevor es Tote gibt.
Und so ähnlich stelle ich mir das bei Soldaten vor. Das müssten dieselben Mechanismen sein, die da greifen. Das entschuldigt nichts, erklärt aber eigentlich fast alles. Hinzu kommt noch die Verrohung, die normaler Selbstschutz ist, wenn man tagtäglich mit dem Grauen konfrontiert wird und tagtäglich damit lebt, dass man in den nächsten 5 min. schon tot oder schwer verletzt sein kann, weil man sich in den Weg einer Bombe oder Kugel gestellt hat.
Der Krieg wird dadurch für mich noch verabscheuungswürdiger. Egal unter welchen Vorzeichen er geführt wird, er ist immer ein Armutszeugnis. :-/
Ja wie gezz? Die armen Bösewichte, der Krieg hat sie so gemacht?
Ich stelle nicht in Abrede, dass Krieg eine seelisch schwer belastende Situation ist.
Aber entweder, man reißt sich zusammen und bewahrt sich seinen Rest Menschlichkeit, auch wenn das schwerer fällt, als im Frieden, wenn man hübsch feini im Garten sitzt und sein Bierchen trinkt – oder man ist ein Arschloch.
Kann es das eigentlich überhaupt auch noch mal geben: dass Menschen einfach beschissen handeln weil sie beschissen sind? Ist es so vermessen, vom Menschen ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung zu verlangen, auch in Extremsituationen?
Die – vermutlich weitaus meisten – Soldaten schaffen das doch auch.
Ich bleib dabei: das Arschloch mag im Krieg eher rauskommen, aber vorhanden war es vorher auch schon.
Christians Ex (62) hat allerdings nicht Unrecht: diese Leute machen das eh, mit oder ohne Krieg. Nur halt heimlich, und ohne einen Orden dafür zu verlangen…
@Earonn: Wie stellst du dir die Situationen eigentlich vor? Übrigens: Verständnis mit Verzeihen gleichzusetzen ist mal wieder der Generalfehler. Die Leute _sind_ so, natürlich sind sie das. Aber kein halbwegs normaler Mensch wird für einen Beutel Tabak hingehen und ein Kind erschießen. Oder jemandem die Kehle durchschneiden. Postulieren wir doch mal wie die meisten Soldaten damals drauf waren: Sie mussten zugucken, wie eine Armee verbrannten Boden und verbrannte Dörfer hinterlassen hat. Sie haben ihre eigenen Dörfer gesehen, niedergebrannt, ganze Dorfbevölkerungen ausgerottet: Aufgehängt, erschossen, die Frauen vergewaltigt. Schulbildung war Dorfschule. Lesen, Schreiben, Rechnen, bisschen Erdkunde und Sachkunde. Das wars dann aber auch schon oft. Stalingrad war die Wende, aber auch nur mit viel Glück. Sie waren im Häuserkampf, einmal um die Ecke biegen könnte bedeuten, dass man in einen Kugelhagel läuft. Man wusste nicht, ob man den nächsten Tag noch erlebt oder nicht. Oft genug ist der Kamerad, mit dem man morgens noch am Brotkanten gekaut hat, mittags tot neben einem umgefallen. Sicherheit gab es nicht. Soziale Bindungen, die die Leute in der Menschlichkeit hätten halten… Weiterlesen »
Die deutschstämmigen Vertriebenen verdienen mehr Anerkennung als Ihnen zu Teil wird in diesem Land. Lasst uns Ihnen mehr Gehör schenken!
@Phil: Könntest du deinen Trollversuch mal etwas präzisieren? *g*
@ Tantchen.
😉 don`t feed the troll…
B. A.
@BA Don’t feed them either.
Diese Geschichte wurde von ALLEN Seiten von Anfang an für die eigenen politischen Zwecke instrumetalisiert. Da bildete, leider, auch Tantchen und natütlich Phil keine Ausnahme.
Statt sie einfach mal als Tragödie, die sie ist, und als Denk- und Mahnmal so stehen und für sich WIRKEN zu lassen, wurde versucht sie für die eigenen Zwecke umzudeuten.
Nochmal, man kann hier nichts vergleichen oder aufrechnen, man kann sie für KEINE Seite als Rechtfertigung, für was auch immer, einsetzen oder zum Vor- oder Nachteil nutzen, und man kann sie nicht für oder gegen irgendetwas deuten.
Es ist bestenfalls eine Mahnung, über die Dinge nachzudenken, die in Kriegen passieren, aber das hat NICHTS mit irgenwelchen aktuellen oder auch vergangenen Dingen zu tun, sondern sollte ganz allein für sich selbst stehen.
Wenn man mit irgendetwas vergleichen kann, dann vielleicht noch mit dem eigenen Schicksal, das in der Regel doch so sehr viel gnädiger mit einem war.
@kall: Ich verstehe deine Argumentation, aber das Eis ist recht glatt. Es ist eine Tragödie – und jemand, der so lange soviel Schuldgefühle mit sich rumschleppt ist nicht zu bedauern. Dennoch ist es imho (!) nicht richtig, wenn man die Geschichte für sich selbst stehen läßt. Das wird auch weder Juri noch Herrn Brandner gerecht. Wie komme ich zu der Aussage? Nun, Herr Brandner ist 74 Jahre alt, er hat viele Jahre die Erinnerung mit sich herumgeschleppt und auf seine Art versucht, damit fertigzuwerden. Die Trauer hat er nie ganz überwunden. Kann er wollen, dass anderen das gleiche widerfährt? Ich denke, es gehört nicht viel Interpretation dazu, das mit „nein“ zu beantworten. Doch wie will man verhindern, dass es noch einmal geschieht? Doch nur, indem, wie Tom das richtig gemacht hat, die Geschichten verbreitet werden. Indem sie in einen Kontext gesetzt werden. Indem sie durchaus gedeutet werden. Anhand aktueller Geschehnisse um dann als Mahnmal genutzt zu werden, damit das nicht wieder passiert. Eine Institution, die nach diesem Vorbild funktioniert, ist die Shoah-Stiftung. Sie sammelt die… Weiterlesen »
Typokorrektur:
Es ist eine Tragödie – und jemand, der so lange soviel Schuldgefühle mit sich rumschleppt ist nicht zu bedauern.
Der Satz sollte natürlich:
Es ist eine Tragödie – und jemand, der so lange soviel Schuldgefühle mit sich rumschleppt ist zu bedauern.
Traurige Geschichte.
@Tante Jay: verhindern, dass es noch einmal passiert. Hehrer Gedanke, ja. Aber dann kamen die ethnischen Säuberungen in Ex-Jugoslawien. Die Hutu/Tutsi-Schlächtereien. Abu Ghraib. Und so weiter.
Wir können nicht verhindern, dass es wieder passiert. Das Schlächtersein ist im Menschen drin (ein grandioses Buch dazu ist „Der Luzifer-Effekt“ von Philip Zimbardo).
Selbstverständlich können wir versuchen, etwas zu tun: die Menschen müssen dazu angeleitet werden, selbst zu denken und weniger blind zu glauben und zu gehorchen. Solche „Untaten“ wie die im Artikel genannte passieren, weil den Soldaten eingeimpft wurde, dass die andere Seite unmenschlich sei und deshalb auch nicht menschlich zu behandeln. So gingen die Deutschen auch in Polen, Russland, gegenüber den Juden, Zigeuner (Sinti, Roma) etc. vor. Die Entmenschlichung des Gegners.