Branche/Kommune

Trauerredner

Ein Thema, das ich schon lange vor mir herschiebe…

Bislang ist im Weblog fast ausschließlich immer vom Pfarrer die Rede gewesen und ich habe die Arbeit der vielen freien Trauerredner unterschlagen. Das hat seinen Grund darin, daß ich den Trauerrednern mit ambivalenten Gefühlen gegenüberstehe.

Ich selbst halte ja auch hin und wieder Traueransprachen und ich glaube, daß ich das auch sehr gut kann.

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Freie Trauerredner kommen zumeist dann zum Einsatz, wenn der Verstorbene oder dessen Hinterbliebene ein gespanntes Verhältnis zu kirchlichen Organisationen haben. Es ist nichtmal mangelnde Religiosität, sondern meist Verärgerung über Gottes Bodenpersonal.
Aber natürlich, es gibt auch Atheisten, Nihilisten, Freidenker und alle möglichen andere -isten, die eben bewußt keine religiös geprägte Traueransprache wünschen oder die eine solche zwar wollen, aber eben nicht von einem Geistlichen.

In all diesen Fällen tun Trauerredner und Trauerrednerinnen eine wichtige Arbeit. In unserer säkularisierten Welt haben sie inzwischen einen festen Platz und die meisten von ihnen füllen den auch kompetent und in bester Weise aus.

Der Vorteil eines freien Trauerredners liegt darin, daß er sich (und wenn ich ‚er‘ schreibe, sind die Rednerinnen inbegriffen) auf diese Tätigkeit spezialisiert hat, während man bei einem Pfarrer immer auch an einen geraten kann, der zum Trauerreden kein Talent hat.
Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft sich die Familien über Pfarrer beklagen, die Namen verwechseln, gar nicht auf die Lebensumstände des Toten eingehen oder so schlecht und stockend vortragen, daß es ein Grausen ist. Ganz oft wird auch beklagt, daß der Geistliche den religiösen Aspekt zu stark in den Vordergrund gestellt habe, obwohl man vorher gesagt hatte, daß man das nicht so stark überbetont haben wolle.

Aber auch bei den freien Trauerrednern kann man ganz schön hereinfallen. Insbesondere stehen oft Preis und Leistung in keinem Verhältnis zueinander. Wenn ein Redner seit Jahr und Tag immer die gleiche Rede hält und nur an den passenden Stellen den Namen des Verstorbenen einfügt, sind 200 Euro fast schon zuviel. Und das erst recht, wenn er nichtmal zu einem persönlichen Gespräch vorbeikommt und alles am Telefon bespricht.

Ein anderer gibt sich richtig Mühe, führt ein langes Gespräch mit der Familie, hält eine individuell ausgearbeitete Ansprache und kommt auch nochmals zu einem Nachgespräch vorbei, um eine Abschrift seiner Rede zu überreichen usw. Da sind 350 Euro fast schon zu wenig.

Ich persönlich halte ganz wenig von Trauerrednern, die der Bestatter mit den Worten empfiehlt: „Das macht bei uns immer der Herr XYZ.“ Das mag ja sein, aber besser ist es, wenn man den Redner schonmal gehört hat. Hat man keine Gelegenheit, auf anderen Beerdigungen entsprechende Erfahrungen zu sammeln, sollte man den Trauerredner wenigstens bitten, in groben Zügen zu umreißen, was er vorhat zu sagen. So kann man im Vorfeld schon Änderungen und Wünsche einfließen lassen. Manchmal besteht auch zeitlich die Möglichkeit, daß der Trauerredner nochmal anruft und durchgibt, was in seiner Rede enthalten ist.

Im Übrigen sollte man klipp und klar beim ersten Kontakt sagen, daß man sich das recht vorbehält, nötigenfalls einen anderen Redner zu beauftragen. Dann zahlt man dem eben 50 Euro für seine erfolglosen Bemühungen, kommt aber mit einem blauen Auge davon, wenn der Redner einem beim ersten Gespräch partout nicht gefällt.

Es lohnt sich, sich unter den vielen Rednern und Rednerinnen umzuschauen und nötigenfalls auch ein paar Euro mehr zu bezahlen. Manche leisten regelrechte Trauerarbeit und Seelsorge weit über das normale Maß hinaus.

Was darf denn so ein Redner kosten?
Ach, da habe ich schon alles gehört, von 50 Euro bis 750 Euro.
Beide Preise halte ich für unrealistisch, aber das ist auch wieder mit Einschränkungen zu verstehen.
Wenn jemand das nebenbei macht und mit 50 oder 80 Euro zufrieden ist und das für gewöhnlich auch gut macht, dann soll der Preis in Ordnung gehen. Ansonsten muß man ganz klar sagen, daß man für 50 Euro nicht viel erwarten kann.
Bei den 750 Euro ist das genauso, wenn dafür nur eine Standardrede abgeliefert wird, wäre das weit überzogen. Bietet der Redner aber ein umfangreiches Angebot, so kann das durchaus gerechtfertigt sein.

Was könnte so ein umfangreiches Angebot sein?
Der Redner kommt zu einem Gesprächstermin ins Haus, nimmt sich Zeit und erarbeitet mit den Angehörigen eine individuelle Ansprache. Überdies bietet er an, die gesamte Zeremonie zu gestalten, macht Vorschläge zur musikalischen Untermalung, verfügt über die notwendige Ausrüstung, um CDs abzuspielen usw.
Seine Dienste beschränken sich nicht nur auf den Vorgang in der Trauerhalle, sondern er begleitet den Sarg / die Urne auch zum Grab, spricht auch dort und verfügt -je nach örtlichen Gegebenheiten- auch über eine portable Lautsprecheranlage, sodaß man ihn auch versteht.
Nach dem Beerdigungstag steht er der Familie mit Rat und Trauerarbeit zur Verfügung und leistet somit wesentlich mehr, als ein bloßer Trauerredner, der nur 10 Minuten in der Trauerhalle spricht.

Die Bandbreite ist sehr groß. Am Besten ist es, wenn man selbst bei Trauerfeiern darauf achtet, wie der Trauerredner ist und sich dann nach dem Namen erkundigt. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, genau nachzufragen, was der Redner zu leisten bereit ist.
Ich persönlich würde keinen nehmen, der sich die Daten nur am Telefon durchgeben läßt.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#trauerredner

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