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Trinkgeld, Bakschisch, Bestechung

Bakschisch, Trinkgeld… wo ist da die Grenze zur Bestechung?
Ich schrieb mehrmals, daß man bei Verhandlungen auf subalterner Ebene unter Umständen zu einem schnelleren Erfolg gelangt, wenn man bereit ist, dem Betreffenden eine kleine Belohnung zukommen zu lassen. Dabei beantworte ich seit Jahren die Frage nach der Höhe einer solchen Belohnung mit den Worten: „Es soll knistern, nicht klimpern.“

Die jeweiligen Vorschriften mögen solche Belohnungen möglicherweise als Bestechung bewerten, das sei mal dahingestellt. Mir geht es aber nicht darum jemanden durch die Zahlung eines bestimmten Betrages zu einer gesetzwidrigen Handlung zu bewegen oder ihn dazu zu bringen, einem einen nicht gerechtfertigten Vorteil zu gewähren. Vielmehr geht es darum, daß doch die meisten Menschen, innerhalb der gesetzten Grenzen, oft nur den bequemen Weg gehen, nur ausgetretene Pfade beschreiten und dazu dann auch noch einem gewissen beruflichen Frust ausgesetzt sind.

Drückt man nun einer solchen Person sein persönliches Mitgefühl für seine ach so schreckliche berufliche Lage in Form einer kleinen Zuwendung aus, kann man häufig zu einem sehr befriedigenden Arbeitsergebnis kommen, das in keinster Weise über die gesteckten Vorschriften hinausgeht.

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Ein bißchen anders sieht das mit Zuwendungen aus, die man in Form einer Provision oder eines Trinkgeldes zum Beispiel Pflegepersonal oder Pförtnern zukommen lässt, damit diese ein bestimmtes Bestattungsinstitut empfehlen. Das wird ja in der Presse gerne mal als vollkommen unlautere Methode hingestellt. Aber ich sehe das anders. In vielen Städten ist der Bestattungsmarkt seit Generationen fest organisiert. Da hat entweder das städtische Bestattungsinstitut überall schon einen Fuß in der Tür oder ein alteingesessener Konzern hat alles fest im Griff. Da dienen kleine Liebesgaben eher dazu, diese festen Verkrustungen aufzuweichen. Bedenken hätte ich, wenn derjenige, der sich auf diese Weise eine Empfehlung verschafft, eine weitaus schlechtere Arbeit abliefert, als derjenige der ansonsten beauftragt worden wäre. In der Tat ist es aber oft so, daß ausgerechnet diejenigen, die fast immer beauftragt werden, es gar nicht mehr nötig haben, sich anzustrengen und eine 08/15-Arbeit abzuliefern.

Bestechung fängt bei mir woanders an. Beispielsweise da, wo ein Großbestatter einem leitenden Beamten Geld zusteckt, um eine Baugenehmigung zu bekommen.

Was wäre unsere Welt ohne Trinkgelder?
Ich frage unsere Kunden immer danach, ob wir den Sargträgern und Friedhofsleuten in ihrem Namen eine kleine Belohnung geben dürfen. Das sind dann 20 oder 30 Euro, die wir sogar auf der Rechnung bei den durchlaufenden Posten mit aufführen. Allerdings weisen wir unsere Kunden auch darauf hin, daß wir dieses Geld nicht sofort zum Friedhof tragen, sondern immer in Umschlägen sammeln und den Friedhofsmitarbeitern zu Weihnachten mit einer Namensliste der Spender gesammelt zukommen lassen. So 5 Euro pro Nase, mal eben so in die Hand gedrückt, gehen doch im Geldbeutel einfach unter. Wenn sich aber in der Adventszeit so 700 Euro angesammelt haben, da können die Männer doch richtig schön von feiern oder Geschenke kaufen.

Ähnlich machen wir das übrigens auch mit den Trinkgeldern hier in der Firma. Alles was jemand persönlich in die Hand gedrückt bekommt, darf er direkt behalten. Beträge die von Angehörigen „für die Angestellten“ abgegeben werden, kommen in einen Topf und werden zu Weihnachten aufgeteilt. Dabei haben die Mitarbeiter unter sich einen Schlüssel von 40:60 zugunsten der Fahrer ausgetüftelt, weil die den unangenehmeren Teil der Arbeit haben und am meisten bei der Zuwendung der Trinkgelder genannt werden.

Auch die Werbegeschenke, die wir von allen möglichen Zulieferern bekommen, stelle ich in einem Raum an die Seite und die werden dann im Rahmen einer Sonderaktion an die Mitarbeiter verteilt. Wer sich freiwillig für den Dienst an Weihnachten und Neujahr meldet, darf (zusätzlich zum Feiertagslohn) dort einmal freie Auswahl haben. Die anderen teilen sich den Rest.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#bakschisch #bestechung #trinkgeld

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(©si)