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Was kostet ein Sarg?

Was kostet ein Sarg? Manche Bestatter zieren sich bis hin zur schmerzhaften Selbstverdampfung und wollen partout keine Einzelpreise für die angebotenen Erdmöbel nennen. Das ergäbe sich dann aus dem Gesamtpreis, entscheidend sei doch, dass der Kunde sich wohlfühle, und Seriosität sei, wenn man über so etwas nicht spricht.

Wenn ich einen solchen Auswurf von überflüssiger lingual beeinflusster Luft höre, kann ich nur mein weises, kahles Haupt schütteln, bis ich Gefahr laufe, als parkinsonerkrankt behandelt zu werden.

Ich sach’s nochmal, weil ich’s immer an diesen Stellen sage: Jede Mühe verdient ihren Lohn.

Bestatter sollen und müssen sogar verdienen. Sie sollen gut verdienen, weil das ihr Broterwerb ist, und weil sie davon eine Menge anderer Sachen bezahlen müssen/wollen/sollen. Und sie müssen auch Geld verdienen, sonst bekommen sie eines Tages Post von den staatlichen Talereintreibern, in der steht, dass es sich bei ihrem Tun nicht um ein Gewerbe, sondern um ein Hobby handelt; tschüss Vorsteuerabzug usw.

Jeder Kunde hat das Recht, zumindest auf seine Frage hin, den exakten Einzelpreis für jede infrage kommende Ware und für jede eventuell gewünschte Dienstleistung zu erfahren. Und hat er sich entschieden, muss ein Bestatter den besonderen Herausforderungen und Einschränkungen Trauernder Tribut zollen und alles brav auf einen Zettel schreiben oder in seinen PC eintippen und ausdrucken. Kein Bestatterkunde darf ohne eine detaillierte Kostenaufstellung nach Hause gehen. Verkauft der Bestatter nur Bestattungspakete, also Sarg und das ganze Trallala zusammen zu einem fixen Preis, ist das auch in Ordnung, aber auch dann muss der Kunde einen Zettel mit den auf ihn zukommenden Kosten bekommen.

Aber was kostet denn nun eine gehobelte, gebeizte und eventuell lackierte Holzkiste, die für den letzten Weg eines Menschen gemacht wurde?

Fragen wir uns zuerst, was ein Ei kostet. Dann überlegen wir uns, was ein Stich Butter und so ein Viertelliter Eutergeschwöns von der Kuh kosten. Dazu noch etwas Zucker und Stärke. Na, sagen wir alles zusammen ein Euro. Weshalb darf Dreipimmelkoch John Lover dann in seinem Restaurant für eine daraus zubereitete „Creme Delicatesse“ 24,50 Euro verlangen?

Dann überlegen wir noch, was ein ganz schnieker und teurer Herrenanzug der Marke „Chef“ kostet. Sagen wir, wir bekommen ihn für 800,- Euro.
Wenn ich aber nun sage, dass im Baltikum, also nicht mal bei den Fledermausverpaarern, eine Hose dieser Güte für 12 Euro geschneidert wird und eine Weste für 8 und ein Jackett für 18 Euro, dann staunt vielleicht der ein*inne.

Sachen kosten immer das, was jemand bereit ist, dafür zu bezahlen.
John Lover würde diese Creme nicht für 24,50 Euro loswerden, gäbe es nicht genügend Menschen, die genau diesen Preis dafür bezahlen.

Es ist nun einmal so, dass Kaufleute Sachen günstiger einkaufen, als dass sie sie verkaufen.

Hör mal, Uschi, was macht Dein Neuer denn beruflich?
Der kauft Jeans als Großabnehmer günstig ein und verkauft sie dann einzeln teurer bei Ebay.
Ach herrje, ist das nicht Betrug?

Was kosten Särge denn nun?

Der den Verblichenen Letztbeschenkende kann mit ein wenig Geschick und Geduld sicherlich einen Bestatter finden, der ihm einen einfachen Nadelholzsarg für unter 400 Euro verkauft.
Soll es etwas mehr sein, dann kosten Särge aus Weichholz mit Lasur oder Lackierung und einer einfachen Schnitzung im günstigsten Fall so zwischen 700 und 900 Euro.
Hat man keine Zeit, das beste Angebot auszumachen, dann kann es einem passieren, dass selbst ein Sarg mittlerer Güte schon 1.500 Euro kostet und für „was Schönes“ auch Beträge zwischen 2.000 und 7.000 Euro aufgerufen werden.

All diese wunderhübschen Erdmöbel hat der Bestatter günstiger eingekauft – viel günstiger.
Das ist sein Geschäftsmodell. Davon lebt er. Das müsste eigentlich aber auch jeder, der nur die Hälfte seiner Sinne beisammen hat, wissen.

Und oft genug habe ich erklärt, dass zwischen den 150 Euro Einkaufspreis und den 900 Euro Verkaufspreis eine Menge an Nebenkosten liegt, die der Kaufmann erst mal wieder reinholen muss.

Man kann natürlich jetzt erregte Betroffenheit an den Tag legen, so wie alljährlich die jammervollen Fernsehleute, die dem erstaunten Zuschauer alle Jahre wieder vor Augen führen, dass Bestatter a) teuer sind und b) ihre Ware (ach Du Schreck!) günstiger einkaufen.

Aber man könnte auch jederzeit, unbelastet von einem aktuellen Trauerfall, mal diesen, mal jenen Bestatter aufsuchen und sich unverbindlich erkundigen. So bekommt man schnell einen Überblick, wo was wie viel kostet, und welcher Bestatter nett und angenehm ist. (Vielleicht entscheidet man sich ja dann sogar für ein etwas teureres Angebot, weil die Bestatterleute einen „abgeholt“ haben.)

Könnte man… Macht aber fast keiner. Weil das ja mit Mühen verbunden ist und weil es sich beim abendlichen Sufftrunk viel bequemer am Fernseher darüber lamentieren lässt.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 18. Januar 2022

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Carina F
2 Jahre zuvor

Ich muss sagen, ich käme mir total blöde vor, bei verschiedenen Bestattern reinzuschneien um mal so zu fragen was ein Sarg kostet. Denke auch da sind sicher welche schnell was genervt von…. Habe mich natürlich auch gefragt, Wo würde ich hingehen wenns nötig ist (hoffentlich noch lange nicht, das wäre meine Mutter), mir wäre ein Anruf bei zB Aternitas und einen Bestatter im Umkreis empfehlen lassen lieber.
Außerdem, wohne ich im Kölner Raum und hier sind die alteingesessenen Bestatter entsprechend teuer, teilweise sehr teuer.

Reply to  Carina F
2 Jahre zuvor

Ich zahle lieber mehr bei einem alteingessenem Bestatter und weiß dann, dass die Trauerfeier nicht einfach nur dahingerotzt wird.

Alwin
2 Jahre zuvor

Bei uns hier ist das einfach: Der Dorfschreiner ist gleichzeitig der Bestatter. Man beauftragt keinen „Auswärtigen“, das gehört sich nicht!

Christi@n
2 Jahre zuvor

Wenn mich nicht alles täuscht lese ich aus deinem Beitrag einen Teil deines Frustes ob solch unsäglichem Geblubber heraus?! Es ist zwar meist nur ein ganz kleiner Teil der Kundschaft, die hier Betrug o.ä. schreien, aber diese hängen einem meist nach. Dass der Kaufmann aber jeden Monat Geld haben muss um seine laufenden betrieblichen Kosten (Personal, Raumkosten, Fahrzeugkosten, Versicherungen usw) zu begleichen, nach Abzug von Steuern und privaten Sozialversicherungen vom Rest des Gewinnes noch leben muss und auch mal Urlaub machen will, das sehen manche einfach nicht ein. So gehören alleine die 19% Umsatzsteuer, die auf die Nettosumme aufgeschlagen werden, schon von Anfang an nicht dem Unternehmer sondern müssen ans Finanzamt weitergeleitet werden. Alleine die Verwaltung hinter einem Unternehmen (Einkauf, Koordination, steuerliche und behördliche Dinge etc.), die eingepreist werden müssen, überfordern da manchen Schwurbler. Bei vielen Unternehmern ist es ganz einfach so dass aus 100 Euro Netto-Einnahmen am Ende vielleicht 10 Euro für die eigene Tasche bleiben, zumeist noch weniger. Natürlich bleibt den Schwarzarbeitern unterm Strich mehr, aber diese kann man einfach nicht als Vergleich… Weiterlesen »

Carina F
Reply to  Christi@n
2 Jahre zuvor

Hallo Christi@n,

Schwurbler finde ich was dicke, mit solchen Leuten assoziiere ich total abgedriftete „Gläubige“ von schlechter Fantasy Fiction auf Telegram oder FB. Es gibt sich bereichernde Bestatter und Bestatterinnen und es gibt Auftraggeber und Auftraggeberinnen die total daneben sind!
Die Dienstleistung Bestattung gehört angemessen bezahlt. Ich habe schon einen leider schlechten „Traditionsbestatter“ erlebt, das ist meine persönliche Erfahrung und an diesen würde ich mich dann selbst auch nicht mehr wenden. Muss ich im Ernstfall halt eine Vereinigung fragen, ist ja ok.
Besser als vorher „Preise abzuklappern“ ist mir schlicht unangenehm.
Grüße

Christi@n
Reply to  Carina F
2 Jahre zuvor

Hallo Carina F,

Preise vergleichen geht ja auch bei einzelnen Teilen einer Bestattung schlecht. Wahrscheinlich fände sich kein Bestatter, die Teil A günstig liefert, Teil B bei einem anderen Bestatter, Teil C bei einem Dritten und den Rest dann bei bei einem weiteren Bestatter.

Was man aber sehr gut machen kann, ist sich im Rahmen einer Bestattungsvorsorge umzuhören. Um dann bei einem genehmen Bestatter das für sich passende Angebot anzunehmen. Das muss nicht der billigste sein, da hat jeder seine eigene Präferenzen. Vieles läuft auch über Mund-zu-Mund-Propaganda, wobei sich schlechte Meinungen zumeist schneller verbreiten als gute.

Ich bin zBsp dörflich aufgewachsen und verwurzelt, da geht man eben zu dem alteingesessenen Unternehmen am Ort. Ist vielleicht ein bisschen teurer, aber das ist ein Geben und Nehmen. Schließlich gibt der Bestatter auch im Ort sein Geld aus und unterstützt Vereine.

Helmut
2 Jahre zuvor

Bestattung ist grundsätzliche auch nur eine Dienstleistung wie jede andere auch. Bei den meisten Dienstleistungen oder Produkten habe ich ein halbwegs transparentes Angebot und von spottbillig (=meist minimalistische Qualität) bis zu höchstpreisig. Ich kann einen Anzug beim Herrenschneider kaufen, oder bei KIK, oder aus Bangladesh via Alipay. Aber die Bestattungsbranche und die Bestattungsregeln verhindern aktiv, dass das untere Preissegment transparent und frei zugänglich wird. Wenn ich/der/die Verstorbene nun mal ein Erdmöbel und eine puristische, gesetzeskonforme Erdverbringung haben will, die nur den absolut minimalesten Anforderungen genügen sollen, dann wird es äußerst schwierig. Bestattermarathon? Präfinaler Ausschreibungswettbewerb? Pietätloses Geschacher? Ich glaube, hierüber kann und darf man sich sehr wohl aufregen! Warum wird im Bestattungsgewerbe vordergründig nur „Creme Delicatesse“ zu 24,50 Euro angeboten? Wenn man lange genug insistiert vielleicht für 19,99 Euro, dann aber ohne Deko und Teller (pfui wie pietätslos!). Oder die „verwerfliche“ Variante: Palmfettaufstrich für 2,49 Euro (=anonyme Urnenbestattung im Gräberfeld). Warum nicht „deutsche Markenbutter“ für 1,30 Euro. Nur weil die Bestatter dann nicht mehr eine Kalkulation von 300% draufhauen können für ein Drumherum, dass vielleicht garnicht… Weiterlesen »

Sabrina
Reply to  Helmut
2 Jahre zuvor

Hallo Helmut, selbstverständlich ist die Bestattung eine „Dienstleistung“, allerdings keine wie jede andere auch. Diese Dienstleistung muss 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche und 24 Stunden am Tag angeboten werden, Erreichbarkeit jederzeit gegeben sein, Mitarbeiter ebenso auf Abruf bereit sein, egal ob nachts, am Wochenende oder an einem Feiertag. Der Tod kennt keine Termine, Feiertage und keine Öffnungszeiten. Es ist keine caritative Dienstleistung und kein Hobby der Mitarbeiter, welche die Bereitschaft und Ihren Job unentgeltlich machen! Zu Ihrer bemängelten Marktoffenheit: Haben Sie mal versucht, bei Alibaba einen Wasserhahn zu kaufen und dann einen „kooperativen“ Installateur gefunden, der ihn fachgerecht einbaut? Ich glaube, dies wird ebenso schwierig. Oder haben Sie die Zutaten für Ihre Mahlzeit schon einmal mit in ein Restaurant genommen, dort abgegeben und einen kooperativen Koch gefunden, der daraus Ihr Menü gezaubert hat? Oder haben Sie zu Ihrem Friseur schonmal die Haarfarbe aus dem Drogeriemarkt mitgenommen, damit er diese verwendet und nicht die viel teurere aus seinem Sortiment? Diese Beispiele könnte man endlos weiterführen… und Sie werden Ihre bemängelte Marktoffenheit sicherlich auch… Weiterlesen »

Helmut
Reply to  Sabrina
2 Jahre zuvor

Liebe Sabrina, danke für die Stellungnahme. Recht haben Sie mit: -Bestattungen sind eine 24/7 Dienstleistung, die auch bezahlt und (angemessen) honoriert sein soll. -Ich kann meist keinem Dienstleister meine woanders billig erworbenen „Zutaten“ unterjubeln. Aber richtig ist auch: Auf alle die von Ihnen benannten Dienstleistungen bin ich nicht zwingend angewiesen. Ich muss weder Wasserhähne montieren lassen, noch Anzüge kaufen oder zum Friseur. Nur eines muss ich, ob ich will oder nicht … einen Sarg kaufen. Und deswegen ist das m.E. eine Branche, die nach eigenem Gusto die Preise festlegen darf. Wenn sonst ein staatlich gewolltes Anbieter-Monopol oder kein transparenter Wettbewerb existiert (KFZ-Zulassung, Bahnfahrt, Blinddarm-Operation, …), sind diese Preise meist(staatlich) reguliert und vorab öffentlich mühelos einsehbar (z.B. Friedhofsgebühren). ((So kann ich einen billigeren Friedhof raussuchen, mit dem Fahrrad fahren oder eine andere Krankenkasse wählen)) Nicht so im Bestattergewerbe, wie auch Peter Wilhelm vielfach bestätigt. Da erfährt man Preise erst, wenn man „schon fast unterschrieben hat“ oder nur sehr vage. Schlechte (unfaire???) Verhandlungsbasis, wenn man in Trauer ist und unter Zeitdruck steht… Und was passiert, wenn man… Weiterlesen »

Sabrina
2 Jahre zuvor

Hallo Helmut,
ich glaube, Sie tun den (meisten) Bestattern unrecht. Es werden meiner Erfahrung nach sehrwohl die Preise offengelegt und die Positionen in Kostenvoranschlägen aufgelistet, und diese nicht nur vage!
Und hier wäre auch die Möglichkeit gegeben, beim Bestatter beispielsweise nur den notwendigen Sarg zu erwerben und durch diesen die Überführung zum Friedhof oder Krematorium durchführen zu lassen. Tolerieren sollten Sie aber, dass der Bestatter den Sarg nicht zum Einkaufspreis abgibt und die Arbeit der Angestellten berechnet. Die Ausrichtung der Trauerfeier, Abmeldungen, evtl. Erstellen von Trauerdrucksachen etc. müssen NICHT vom Bestatter erfolgen, dies können die Angehörigen in eigener Regie durchführen. Somit sind Sie auch in keiner Weise zwingeng abhängig von allen Dienstleistungen, die ein Bestatter den Hinterbliebenen anbietet.




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