Die Damen hippeln so von einem Bein aufs andere und gucken immer mal wieder fragend in mein Büro.
Ja, ich weiß, die Frauen wollen noch auf den anderen Weihnachtsmarkt und haben Langeweile im Büro.
So ist das eben im Bestattungswesen: Manchmal hast Du alle Kisten voll zu tun und dann ist auf einmal wieder Sterbepause und es kommt und kommt kein Auftrag rein.
Natürlich bin ich ein netter Chef, weil ich eben nicht als Chef auf die Welt gekommen bin und immer versuche, meine Leute so zu behandeln, wie ich selbst als Angestellter gerne behandelt würde.
Also winke ich die Büserin herein und sage um 15 Uhr die magischen Chefworte: „Wenn bei Euch nix mehr zu tun ist, dann könnt Ihr meinetwegen abhauen.“
Ich bekomme einen dicken Schmatzer von Sandy auf die Wange, Antonia verspricht, mir einen Paradiesapfel mitzubringen und Frau Büser winkt noch einmal herzlich aus dem Kondensstreifen, den die abzischenden Grazien hinterlassen.
Ich schließe die Augen und genieße die Ruhe, es ist so schön ohne Frauen…
Ich meine das jetzt nicht grundsätzlich, eher so momentan.
Tja… Kaum sind’se weg, schlendert, wie durch Zufall, Manni herein und drückt sich mit Nichtigkeiten herum.
Das ist das Einfordern von Gerechtigkeit auf die subtile Art meiner Männer in der technischen Abteilung.
Ganz beiläufig sage ich zu ihm: „Wenn unten alles erledigt ist, könntet Ihr eigentlich Schluss machen für heute.“
Er reckt den Daumen und grinst dankbar und anhand des 20 Sekunden später ertönenden Geräusches des elektrischen Rolltores unserer Tiefgarage höre ich, daß man unten wohl auch schon auf gepackten Koffern gesessen hat.
So… denkste…
Kaum sind alle ausgeflogen, rufen innerhalb von zehn Minuten zwei Familien an. Die einen haben einen toten Opa, der noch heute aus dem Krankenhaus geholt werden muss und die anderen haben eine tote Oma, die zu Hause liegt.
Okay… na gut… ich habe es nicht anders gewollt.
Den Opa kann ich alleine holen. Im St.Martin-Krankenhaus ist immer ein Pfleger, der einem den Keller aufschließt und der mir beim Einladen hilft.
Aber was mache ich mit der Oma?
Ich beschließe, dort erst einmal alleine hinzufahren, nehme aber den Bestattungswagen. Da kann ich erst mal schauen und im Zweifelsfall sage ich, daß wir erst die Beratung machen und lasse dann doch einen der Fahrer zum Helfen anrücken.
Doch es kommt ganz anders. Als ich an dem kleinen Siedlungshaus ankomme und alleine aussteige, ist sofort der Neffe der Verstorbenen bei mir, weicht mir nicht von der Seite und fragt noch nicht einmal, ob er helfen soll, sondern er tut das einfach, so als ob das selbstverständlich sei…
Ich bin fertig dort, verabschiede mich und will schon fahren, da drehe ich mich noch einmal um und erkundige mich bei dem Neffen, ob er so etwas früher schon einmal gemacht habe. Nein, er habe keinerlei Erfahrungen in der Branche, er sei arbeitslos.
Ich habe ihm meine Karte gegeben, er soll sich mal melden.
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Ach, mir fällt da ein- ich bin ja neuerdings arbeitslos?
Na, hoffentlich heisst der Neffe nicht Henning 🙂
Na wer so selbstverständlich hilft 🙂
Mit Taten kann man mehr Eindruck schinden als mit Worten. 🙂
so ein schönes Weihnachtsgeschenk <3
Das letzte Geschenk von Oma?
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@Tom625 (7): Keinesfalls 😉
@Abbo T. Karin: Oder FÜR Oma…
Nö.
Wieso?
So kanns gehen, das ist ja Klasse.
Tom, ich muss dir mal was in vollen Ernst sagen: Du bist ein guter Mensch! 🙂