Ist wirklich wahr.
Heutzutage kommt man um die Verwendung eines Computers und des Internets kaum noch herum.
Viel zu bequem sind Online-Banking, Internet-Shopping und die Verwaltung von Versicherungen, Konten und Verträgen über das Netz.
Doch was, wenn man eines Tages mal nicht mehr so kann?
Alter, Krankheit, Behinderung, Demenz oder Tod können die Gründe dafür sein, daß plötzlich alles ungeregelt brach liegt.
Wer kümmert sich dann darum?
Wer weiß denn Bescheid, wie alles weitergeht?
Wer kann die wichtigsten Dokumente und Fotos herunterladen und sichern?
Was passiert mit den Profilen in sozialen Netzwerken?
Das sind Fragen, die manch einem aufgrund seiner Jugend noch völlig fern und utopisch vorkommen. Wenn man aber bedenkt, welchen Stellenwert heute Seiten wie Facebook bei manchen Menschen haben, dann muß man schon mal fragen dürfen: Was ist denn mit Deinem digitalen ICH, wenn Du mal nicht mehr selbst posten und löschen kannst?
Du hast Dein ganzes Haus automatisiert, hunderte von Filmen und tausende Musikstücke auf einem eigenen NAS-System?
Wer außer Dir kann denn damit umgehen und darauf zugreifen?
Was wird passieren, wenn Du das mal nicht mehr kannst?
Wer kümmert sich darum?
Schon mal drüber nachgedacht?
Nein?
Ich schon, und zwar hier im Ehrensacheblog.
]Infobox:
Über den digitalen Nachlaß mache ich mir auch in diesem Interview Gedanken.
Auf der Internet-Plattform digital-danach.de gibt es praktische Hinweise auf die Problematik, was mit den ganzen im Netz verstreuten Daten und den Online-Zugängen eines Menschen passiert, wenn der -sei es aufgrund von Krankheit, Demenz Alter oder gar Tod- sich eines Tages nichts mehr selbst darum kümmern kann.
Das Interview führte Dennis Schmolk
Links:
http://www.digital-danach.de/dienstleister-sind-wichtig-aber-jeder-muss-auch-selbst-fuer-seine-daten-vorsorgen-peter-wilhelm-bestatterweblog-im-interview/
https://www.facebook.com/dennis.schmolk/posts/10203650689866311]
Hashtags:
Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:
Keine Schlagwörter vorhanden
Als jemand der im IT Bereich arbeitet, sehen wir manchmal alles etwas anders.
Ich kann nicht hier für alle IT’ler sprechen, aber wir hier in unserer Firma sehen sehen die Sache oft etwas anders.
Wir amüsieren uns darüber wie wichtig manche Ihre in die Welt geblasenen Statements sehen.
Die Facebook und anderen Seiten werden oft viel zu wichtig genommen.
Ein Datenschutzkollege hatte hierzu eine nette Theorie. Diese „Nitzschke’sche“ Theorie war folgendes:
„Eine virtuelle Welt existiert nicht, da die ehemals virtuelle Welt so real geworden ist, das sie als virtuelle Welt aufgehört hat zu existieren.“
Was bedeutet das?
Digitale Nachlässe, in Form von Websites, „sozialen“-Profilen, „Online“-Verträge mit Versicherungen etc. sollte man nicht als Neuland betrachten sondern einfach mal schauen, wie man es mit etwas aus der realen Welt vergleichen kann und dann kann man unter Umständen damit auch besser umgehen.
Z.B.: mein Zugang zu einer Onlineversicherung:
Früher hat man einen Ordner gemacht hat mit allen Vertragsunterlagen. Im Todesfall hat sich der Erbe oder Bestatter den Ordner genommen und alles abgemanaged.
Hat derjenige hierzu Briefe mit Blankounterschriften des Toten gebraucht? NEIN!!!!
Warum also die Passwörter weitergeben?
Wenn ich mich mit dem User und Passwort anmelde, ist das vergleichbar, als ob ich einen Brief mit der Unterschrift des Toten verschicke. Es ist vielleicht ab und zu einfacher, aber OK ist es nicht.
z.B.: Websites
Eine Website ist nichts anderes, als eine Veröffentlichung im Selbstverlag.
Verschwinden automatisch diese Bücher mit dem Tot aus dem Buchladen? Nein, aber es gibt meist auch keine Neuauflage 🙂
Die Hardwarebücher verschwinden langsam aber sicher vom Markt. Die Website, wenn man nichts macht, auch!
Spätestens wenn das Konto des Toten nicht mehr existiert, wird die Website nach einiger Zeit verschwinden, da die Gebühren nicht mehr bezahlt werden.
Jetzt kommt natürlich das Argument, aber bei Google oder in Webarchiven ist die Site noch abrufbar. Klar, aber die Bücher wären im Antiquariat auch noch zu bekommen.
Z.B.: Profile in „sozialen“ Netzwerken
Eine Analogie hier zu alten „Selbstdarstellungen“ herzustellen ist im ersten Moment nicht so einfach!
Es gab natürlich auch schon früher Selbstdarstellungen von nicht so wichtigen Menschen, wie Vorstände des Karnickelzuchtvereines usw.
Hier wurde die Biografie und wie er seinen letzten Urlaub verbracht hat natürlich nicht fortwährend neu geschrieben, sondern einmal im Vereinsblätchen abgedruckt, was wie ein Profil auch mehrfach zu lesen ist, und nach seinem Tod gab es einen Nachruf, mit Update der Lebensdaten.
Ja, das ist eine Möglichkeit wie man es auch mit einem Facebook Account machen kann. Einen Nachruf und nach und nach den Account stilllegen.
Aber mal ernsthaft, überschätzen wir hier nicht unsere Bedeutung im Netz?
Unterschätzen wir nicht auch oft, die krankhaften Auswüchse des kollektiven online trauerns?
Ist der Umweltschaden durch einen realen Brief in dem ich den Hinterbliebenen meine Trauer zeige wirklich so groß, dass ich lieber ein Post bei Facebook benutze?
Oder ist der Post bei Facebook eine weitere Selbstdarstellung, in der ich zeige wie ich um einen Menschen trauere?
Jeder Händedruck, Umarmung, Anwesenheit bei der Beerdigung oder mal ein Besuch am GRab ist menschlich wertvoller und zeigt, dass mir der Mensch etwas wert gewesen ist.
IMHO
Bernd
@Bernd: Mann, da hast Du Dir aber Mühe gegeben, einen langen und sehr fundierten Kommentar abzugeben.
Du gibst im wesentlichen meine Meinung wieder. Ich denke auch, daß in diesem Bereich vieles überbewertet wird.
Aber man muß den Befindlichkeiten und Ansprüchen auch derer Rechnung tragen, die das nicht so sehen.
Ich bin ja ein Verfechter der Meinung, daß sich alles im Netz irgendwann von selbst erledigt.
Eigentlich muß da kein digitaler Nachlassverwalter (und schon gar nicht für teures Geld) aufwischen.
Ich vergleiche die Spuren, die man im Netz hinterläßt, mit den Abdrücken nasser Füße auf glattem Boden. Irgendwann, früher oder später, verblassen sie und sind dann verschwunden.
Aber: Die rein praktischen Auswirkungen sind dann doch etwas anders.
Wir haben es mit Trauernden zu tun, die auf eine ganz andere Art empfinden, als wir es jetzt bei wachem Verstand tun.
Ich habe es miterlebt, wie eine ganze Familie über Wochen ins Gefühlschaos gestürzt wurde, als jemand an die Pinwand ihrer toten Mutter bei Facebook einen dummen Kommentar postete.
Ich habe das Chaos miterlebt, als der große Hausautomatisator starb und die Rolläden im Haus bei Tag und Nacht ständig auf und ab fuhren.
Und: Es ist eben einfacher, sich vom Online-Konto mal eben den Rest aufs eigene zu buchen, wenn man den Zugang kennt, als daß man erst einen Erbschein beantragt, von willkürlichen Bankbediensteten abhängig ist und am Monatsende ohne Geld da steht.
Es wird da vieles überschätzt, aber es gibt auch rein praktische Erwägungen.
@Peter Wilhelm:
>> Es wird da vieles überschätzt, aber es gibt auch rein praktische Erwägungen.
Lach, da gebe ich dir völlig recht!!
>> Ich habe es miterlebt, wie eine ganze Familie über Wochen ins Gefühlschaos gestürzt wurde,
>> als jemand an die Pinwand ihrer toten Mutter bei Facebook einen dummen Kommentar postete.
Ja, man wird hier richtig getroffen. Ein mündlicher Kommentar wird hier schneller zur Seite gewischt wie einer „schwarz auf weiß“. Bis unser Umgang mit diesem Medium wirklich „normal“ ist, dauert es bestimmt noch 1-2 Generationen. Sowas wird nicht einfach erlernt, sondern erlebt und erzogen.
Als pragmatischer Österreicher würde ich zur Frage, was mit meinem Facebook Account nach meinem Tod passiert, sagen: Mir wurscht! 😉
Berechtigt ist natürlich die Frage, wie es mit wirklich wichtigen Accounts aussieht! Ich für mich habe es so gelöst, dass ich meine Frau und meine Kinder in meine Zugangsdaten eingeweiht habe, so können sie, wenn ich mal verhindert bin, das alles für mich erledigen. Setzt natürlich entsprechendes Vertrauen voraus! Sollte dies jedoch einmal nicht mehr gegeben sein, so ist ein Passwort auch wieder schnell geändert..
Ich mach mir über andere Dinge viel mehr Sorgen.
Bevor ich mich um meinen „Digitalen Nachlass“ kümmere sollte ich Dinge wie eine Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, etc. erledigt haben.
Wenn ich diesbezüglich bei Bekannten und Verwandten nachfrage blicke ich meist in große fragende Augen.
Zumindest bei Google ist das eigentlich sehr vorbildlich geregelt, nämlich über den „Inactive Account Manager“ im Benutzerprofil.
Da kann man eintragen nach welcher Zeitspanne die man nicht mehr im Netz war sich das Teil melden soll, nach Ablauf der Zeit versucht Google einen über die hinterlegte Telefonnummer etc. zu erreichen, und wenn das auch nicht klappt wird nach der festgelegten Zeit der Account inaktiv gesetzt und vorher festgelegte Personen kriegen eine Nachricht und die Möglichkeit auf vorher festgelegte Daten zuzugreifen.
Meiner Meinung nach ist es auch so, daß wohl 99% unserer digitalen Spuren im Netz einfach irgednwann verblassen, wei lsich keiner mehr drum kümmert und m.E. auch nicht kümmern muß.
Meine Logins in irgendwelchen Foren sind „total wumpe“. Wirklich wichtige Daten (Online-Banking zB.) haben wir in einem Ordner hinterlegt, so daß meine Frau ggf. Zugriff hat und später auch mal mein Sohn (jetzt erst 4…).
Ich weiß nicht, wie sich die Netzwelt und mein Verhalten darin noch ändern wird, aber vllt. ist mein Sohn oder eventuelle Enkel dann ja auch in der Lage, das eine oder andere Konto zu deaktivieren, wenn er/sie das für nötig halten – ich speichere die meisten Passworte ohnehin im Browser 🙂
Moin!
Ein Facebook Profil zu löschen ist ganz einfach und wird innerhalb von weinigen Stunden erledigt, nachdem die den Scan der Sterbeurkunde vorliegen haben.
Eines hab ich schon lange getan:
Und zwar alle Passwörter auf einer Liste verewigt. Somit kann man mich dereinst überall abmelden, so es denn vonnöten ist.