Frag doch den Undertaker

Wieviele Menschen sterben beim Sex?

orgel

Wieviele Menschen denn nun beim Sex? Zu einem anderen Artikel bekam ich folgenden Kommentar:

Zum Thema „mors in coitu“ hätte ich noch ein paar Zahlen beizutragen, die ich gerade heute in dem Buch „Im Rücken steckt das Messer – Geschichten aus der Gerichtsmedizin“ von Hans Bankl gelesen habe (interessantes und unterhaltsames Buch übrigens):
-von allen plötzlichen und unerwarteten Todesfällen treten nur 0,6% während des Geschlechtsverkehrs aus.
-bei Männern ist der mors in coitu wesentlich häufiger (85%) als bei Frauen (15%)
-es passiert deutlich häufiger, nämlich zu 75%, beim außerehelichen Verkehr
-häufig in ungewohnter Umgebung und mit jungen Partnern.

Das führte zu zahlreichen Mails in denen diese Zahlen angezweifelt wurden oder in denen die Absender sich darüber ausließen, weil ich geschrieben habe, „mors in coitu“ käme häufig vor.
Manche blieben auch an der Zahl 75% hängen und stellten diese in Zweifel.

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Man sieht daran mal wieder, daß manche nur das lesen, was sie lesen wollen und andere statistische Zahlen nicht lesen können.

Wenn ich schreibe, daß der Tod beim Sex „nicht gerade selten“ vorkommt, beantwortet das nur die Frage des Lesers, aus der es mir herauszuklingen schien, als ob er das für etwas ganz besonders Seltenes halte. Nach meiner Erfahrung ist das aber nicht etwas besonders Seltenes, wenn es auch nicht eine der häufigsten Todesursachen ist.

Die Zahl 75% bezieht sich hingegen auf den Anteil an den 0,6% aller plötzlichen Sterbefälle. Sie besagt also nicht, daß 75% aller Menschen beim außerehelichen Verkehr sterben. Vielmehr heißt es, daß 0,6 % aller Menschen, die plötzlich und unerwartet sterben, beim Sex sterben und davon sich 75% in einer außerehelichen Situation befinden.

Wenn jemand einen Bestatter fragt, ob eine bestimmte Todesursache besonders häufig oder besonders selten vorkommt, so wird man eine Antwort bekommen, die sich auf den Tätigkeitsbereich dieses Bestatters bezieht, keine statistisch fundierten absoluten Zahlen.

Die Frage danach, wieviele Menschen an den Folgen einer Staublunge versterben, werden Bestatter in Gebieten mit früherem Steinkohleabbau wesentlich häufiger positiv beantworten können, als Bestatter aus dem ländlichen Bayern.
Auch wird in den Alpen die Rate derjenigen, die in der Nordsee beim Fischen ertrinken, sicherlich sehr gering sein, während die Lawinentoten an der Nordseeküste wiederum eher selten sein dürften.

Man muß aber zunächst einmal bedenken, daß man für gewöhnlich bei der Frage nach dem „Tode bei Sex“ als Antwortgeber automatisch die sehr jungen und die sehr alten Menschen aus seinen Überlegungen ausgrenzt.
Es scheint ja so zu sein, daß gerade die sexuell noch am Anfang ihrer Erfahrung stehenden jungen Leute glauben, daß Ältere (und älter kann je nach Betrachtungswinkel alles über 35 sein!) gar keinen Sex mehr haben. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, daß -aus subjektiver Sicht- man immer noch dazu lernt und es eher immer schöner und besser wird.
Wie lange das so geht, das wissen dann diejenigen, die noch älter sind, wenngleich natürlich durch den altersbedingten Wegfall des Partners und andere biologische Gründe in weiter fortgeschrittenem Alter das Thema an Relevanz verlieren kann.

Bedenkt man nun weiter, daß die allermeisten Menschen in Krankenhäusern, während einer Erkrankung oder in anderen -sexuelle Handlungen ausschließenden- Situationen versterben, so bleibt eine gewisse Zahl an Sterbefällen übrig, die als Grundlage für die allgemeinen diesbezüglichen Überlegungen dient.

Mit anderen Worten: Wird man nach der Zahl derjenigen befragt, die beim Sex versterben, blendet man im Kopf bereits die größte Zahl der Verstorbenen aus, weil die ohnehin für so etwas nicht in Frage kommen.

0,6% aller Sterbefälle bezieht sich auf alle Sterbefälle, diese Zahl beinhaltet also auch alle Kinder, Jugendlichen, Hochbetagten, Zölibatären, Komatösen usw.
Angewandt auf die im Kopf bereinigte Zahl hingegen, also angewandt auf diejenigen, die bei erster Überlegung einem bei der Frage spontan einfallen, dürfte die Zahl wesentlich größer sein.

Sie ist aber vermutlich auch wesentlich größer, als die angegebenen 0,6%, denn meines Wissens gibt es für „Tod beim Sex“ kein passendes Kästchen zum ankreuzen auf den Totenpapieren. Die allermeisten Betroffenen werden wohl mit „nächtlicher Herzattacke“ zunächst in ein Krankenhaus eingeliefert und es gibt -aus natürlichem Scham- keine näheren Auskünfte und Hinweise auf die näheren Umstände, die zu dieser Herz-Kreislaufattacke geführt haben.
Ich weiß aus etlichen persönlichen Schilderungen Betroffener, daß man über dieses Thema nicht gerne spricht und ich weiß von mindestens zwei Fällen, in denen die soeben zur Witwe gewordene Frau ihren nackten Mann noch komplett bekleidet hat, bevor er abtransportiert oder vom Arzt untersucht wurde.

Die Zahl der Betroffenen dürfte also naturgemäß schon größer sein, als es die Statistiker erfahren, denn die Scham der Menschen ist gerade in diesem Bereich doch sehr groß. Wer möchte schon, daß irgendwie bekannt wird, daß der „gute alte August“ gerade bei sowas gestorben ist, vor allem wenn man doch schon älter ist und sich eventuell nach außen hin den Anschein gibt, mit so etwas nichts mehr zu tun zu haben.

Es ist aber auch bekannt, daß die potenzermöglichenden Mittel, gerade im Zusammenwirken mit anderen Medikamenten, durchaus gefährliche Nebenwirkungen haben können. Hieraus resultiert nun auch wieder eine bestimmte Zahl an Sterbefällen. Viel bedeutsamer, und diese Angabe bezieht sich wiederum auf Erfahrungen aus meiner Tätigkeit als Bestatter und auf Berichte befreundeter Bestatter, ist aber die Zahl der weit über 70jährigen, die sich unter dem Einfluss der oben angesprochenen Mittel mehr zutrauen, als es für ihren sonstigen körperlichen Zustand gut wäre.
Der ältere Körper kann, im Vergleich zu jungen Leuten, durchaus weniger leistungsfähig sein und so wäre es, bei natürlichem Ablauf der Dinge, eventuell normal, auch in höherem oder sehr hohem Alter erfüllenden Sex zu haben.
Die in Rede stehenden Medikamente ermöglichen aber häufig den körperlichen Einsatz über einen wesentlich längeren Zeitraum, als es natürlicherweise -auch ohne das Vorliegen einer Potenzschwäche- möglich wäre.
Manche glauben, man müsse dann so oft wie es scheinbar geht…

Man muß das also alles relativieren und im Gesamtkontext der Tätigkeit eines Bestatters sehen, dann versteht man das auch.

Insofern


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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 28. November 2009 | Revision: 17. August 2012

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Dicker Lechthaler
15 Jahre zuvor

Aaah, Statistik.
Angeblich soll Winston Churchill (wer es genauer weiß möge mich verbessern) gesagt haben daß er keiner Statistik traue die er nicht selbst gefälscht hätte…
Lechthaler

mm.
15 Jahre zuvor

Churchill, Goebbels und wasweißichwemnoch wird das zugeschrieben…
Ich kenn aber keinen belastbaren Nachweis, von wem es wirklich stammt.

15 Jahre zuvor

Mir ist das Zitat vom WC in gleicher Form bekannt.
Statistik hat allerdings mit Mathematik zu tun, was Vielen eher wie Magie vorkommt.
Wenn Lechthaler ein Hähnchen futtert, ist der Undertaker statistisch satt, dem reicht nämlich dazu ein halbes Hähnchen.
Persönlich empfinde ich es als egoistisch, mit Sildenafil einen mors in coitu zu riskiern, den die Partnerin dann wegräumen muss. Für ihn ein schöner Abgang, aber sicher kein feiner Zug. 🙁

15 Jahre zuvor

Wie sagt meine Schwester so schön: Viele Menschen besitzen eine gefühlte Prozentrechnung.

Elenaor
15 Jahre zuvor

Wie viele schreibt man auseinander – das hat mir meine Grundschullehrerin eingetrichtert (und nur deswegen merk ichs überhaupt an) *grins*

Aber nun mal zum Thema: Ich denke auch, dass in vielen Fällen der überlebende Part erst einmal die pikante Situation beseitigen wird, bevor der Arzt kommt. Bei meinen Abtritt würde ich auch nicht bspw gefesselt oder in Latexklamotten oder sonst etwas gefunden werden, so mal es ja grad in dörflichen Regionen sehr viel Klatsch und Tratsch gibt. Ich würde da bestimmt auch nicht Fragen zu meinen Sexualleben dann beantworten wollen.

15 Jahre zuvor

Statistik ist eine feine Sache: Der Vatikanstaat hat eine Fläche von 0,5 Quadratkilometern. Rein statistisch leben dort also 2 Päpste pro Quadratkilometer 🙂

Athalfain
15 Jahre zuvor

Ich muß gerade – zum zweiten Mal dank dem xxxxxxxxxxxx Prüfungsamt Statistik an der Uni machen. *würg*
Statistiken sind toll, solange man sie nicht selbst errechnen muß … *seufz*

Und wer die Angaben da oben nicht versteht, der sollte wirklich mal in Klausur gehen und sich überlegen ob da nicht ein paar Bildungslücken auszubügeln wären … *find*

Lutz
15 Jahre zuvor

Der Lehrer gibt die Mathe- Klassenarbeit zurück mit der Feststellung: „75 Prozent von euch haben eine Sechs.“

Da lacht einer: „So viele sind wir doch garnicht!“

Zero the Hero
15 Jahre zuvor

@#5:
Manchmal passieren die kuriosesten Sachen, mir ist ein Fall bekannt, in dem die orgiastischen Zuckungen auch die letzten waren. Dummerweise passierte das im Puff und die Witwe hat getobt, dachte sie doch, daß ihr Männe nur mit dem Hund Gassi war. Die Frau, in derem Lotterbett er abgenippelt ist, hat lange gebraucht, um drüber wegzukommen (und hatte auch noch juristischen Ärger mit der Witwe).
Übrigens verunfallen in D pro Jahr geschätzt 100 Leuts bei autoerotischem Spielchen (machen den Michael Hutchence), so mancher Notarzt könnte Geschichten erzählen…

15 Jahre zuvor

Insofern denke ich, dass diese ein erhellender Beitrag ist. Aber

15 Jahre zuvor

Aber ich muss sagen, dass die meisten von euch auch nicht wirklich wissen, was Statistik ist.

Es geht nicht nur um „soviel Prozent der Leute blabla“. In einer meiner Studien mussten wir herausfinden, wie lange die durchschnittliche Gesprächsdauer war, und was wir von den Leuten fragten, war bloss die Gesprächsdauer als Kategorie.

Wie lange dauerte also ein Gespräch, wenn sie „zwischen 30 und 60 Minuten“ ankreuzten? Wie lange dauerte ein durchschnittliches Gespräch, wenn es „länger als 2 Stunden“ war?

Wir konnten dann diese kategorischen Angaben an eine Weibull-Verteilung anpassen und dann diese Mittelwerte berechnen.

Wir durchkämmen riesige Datensätze, spüren kleinste Zusammenhänge auf und stossen immer wieder auf Dinge, die gar nicht so offensichtlich sind.

Ich kenne einige Leute, die zusammen mit mir einen Statistikerweblog eröffnen könnten, aber ich mache euch mal

http://www.stat.columbia.edu/~gelman/blog/

schmackhaft 🙂

MacKaber
15 Jahre zuvor

Was, das mit den 75% von 0,6% hatte ich schon verstanden. Sorry, war wohl wieder etwas zu albern.
Was mich mehr grübeln lässt, ist der Umstand, dass dies angeblich häufiger mit jüngeren Partnern in ungewohnter Umgebung passiert.
Das kommt wohl daher, es für die ältere Person schon so eingefahrene Routine geworden ist, dass es ihr kaum noch den Puls hebt, während es für die jüngeren Partner so aufregend neu ist, dass sie Hyperventilieren und dann noch einen Herzkasper bekommen.

15 Jahre zuvor

1 Mensch hat eine Million Euro, 9 Menschen haben einen Euro.

Also ist der Durchschnittsmensch mit 100’001 Euro immer noch sehr reich.

😛

Der Median würde korrekt sagen: 1 € hat der durchschnittliche Mensch.

Ich empfehle das Buch „How to lie with statistics“ sehr 🙂

Zia
15 Jahre zuvor

Du meine Güte! Ich konnte ja nicht ahnen, daß mein Kommentar geeignet ist, derart die Gemüter zu bewegen. Es ging mir überhaupt nicht darum hier eine wissenschaftliche Diskussion loszutreten und ich habe mir die Zahlen ja auch nicht ausgedacht, sondern nur so weitergegeben, wie ich sie in diesem Buch justament am selben Tag gelesen hatte. Wer damit nicht einverstanden ist, der muß sich also nicht bei Tom oder mir beschweren, sondern bei Hans Bankl, – dem Autor des Buches. Da das Buch („Im Rücken steckt das Messer, Geschichten aus der Gerichtsmedizin“ Autor Hans Bankl, 2003 im Goldmann – Verlag erschienen)in den Bereich populärwissenschaftliche Unterhaltungsliteratur einzuordnen ist, steckt hinter allem auch immer ein kleines Augenzwinkern, -und genauso trifft das natürlich auch auf meinen Kommentar zu. Im Buch ist übrigens angegeben, woher die Zahlen stammen, nämlich von der Nihou Universität, School of Medicine, Department for Legal Medicine, Tokyo, Japan. Wer also jetzt den Ergeiz entwickelt hat, Herrn Bankl zu widersprechen, der kann sich nun die dazugehörigen Studien und Arbeiten organisieren, sich gründlich damit beschäftigen und uns das… Weiterlesen »

15 Jahre zuvor

Dafür fehlt mir sowohl das Leder für den Einband als auch das Sitzleder 😉




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