„Was mich interessiert: wie verhalten sich Deine Kunden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie z.B. momentan? Gestorben wird ja immer. Aber wird eher beim Umfang der Bestattung gespart und dafuer dann relativ zeitnah bezahlt oder wird eher geprotzt (man will ja eine angemessene Bestattung fuer den Verstorbenen) und dann bei der
Zahlung auf Zeit gespielt und reklamiert bis zum Gehtnichtmehr?“
Ich kann momentan keine Veränderung im „Kaufverhalten“ der Kunden feststellen.
Seit vielen Jahren gibt es einen Trend, von vornherein zu sagen, daß man alles so günstig wie möglich haben möchte.
Grob kann man die Kunden in zwei Gruppen einteilen: Die einen möchten es würdig aber günstig und die anderen wollen es lieber „mit allem Drum und Dran“.
Manchmal wird auch hier in den Kommentaren die Ansicht geäußert, das alles sei letztlich nur unnötiger Firlefanz, der im Grunde nur das Säckel des Bestatters fülle. Man muß das allerdings etwas differenzierter sehen.
Dazu betrachten wir uns zunächst einmal die Seite des Bestatters.
Man könnte ja annehmen, daß es grundsätzlich im Interesse des Bestatter liege, wenn die Kunden möglichst viel und möglichst teuer bestellen. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch so, denn Bestatter führen ein kaufmännisches Dienstleistungsunternehmen mit einem recht hohen Kostenapparat und wollen natürlich verdienen, je mehr, desto besser. Das ist in jeder Branche unserer Wirtschaft so und somit auch in keinster Weise verwerflich.
Allerdings haben Bestatter drei gewichtige Gründe, ihren Kunden nicht zuviel zu verkaufen.
Zum einen müssen die Leute ja hinterher auch in der Lage sein, die bestellten Waren und Leistungen auch zu bezahlen. Zum anderen möchte kein Bestatter in den Ruf kommen, nahezu unbezahlbare Leistungen anzubieten.
Und nicht zuletzt liegen einem guten Bestatter auch seine Kunden am Herzen und er möchte, daß sie, gemessen an Geldbeutel und Bedarf, das Optimum bekommen.
Der Bestatter wird immer ausreichend verdienen, egal was die Kunden wählen. Es sei denn, es handelt sich um einen sogenannten Billigbestatter, der mit überaus attraktiven Preisen wirbt, die nahe der Schmerzgrenze kalkuliert sind. Will er auf Dauer am Markt bestehen, so muß er zwangsläufig bei 70 bis 80% der Kunden durch geschickte verkäuferische Tätigkeit dafür sorgen, daß sie bedeutend mehr Geld ausgeben, als es beim beworbenen 749 Euro-Angebot der Fall gewesen wäre.
Einem Bestatter, der mit normalen Preisen kalkuliert, wird es nichts ausmachen, etwa 20-25% seiner Kunden aufgrund deren wirtschaftlicher Situation extrem bei den Preisen entgegenzukommen. Ein gesundes Geschäft trägt sowas mit und gemessen am Gesamtumsatz wird er sagen: Besser den Spatz in der Hose, als die Kuh auf dem Dach.
Wenden wir uns den Kunden zu. Es sind ja keine geistig Minderbemittelten, die sich für eine aufwändige Bestattung entscheiden und es sind auch nicht nur Leute, die damit vor Nachbarn, Bekannten und Familie protzen wollen oder ein schlechtes Gewissen beruhigen möchten. All das gibt es, ganz ohne Zweifel, aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, daß die Ausrichtung einer etwas pompöseren Bestattung in erster Linie darin begründet liegt, weil man dem Verstorbenen auch auf diese Weise eine besondere Ehre erweisen will.
Es wird immer wieder so getan, als sei das alles überflüssig, sinnlos und man könne einen Verstorbenen einzig und allein nur im Herzen und in der Erinnerung ehren.
Sicher, eine pompöse Bestattung ist nichts wert, wenn der Verstorbene danach vergessen und mißachtet wird. Aber im Zusammenhang mit besonderen Ereignissen in ihrem Leben machen Menschen den Umgang miteinander unter anderem auch an der materiellen Ausstattung und ganz handfesten, sichtbaren Gütern fest.
Was bei einer Hochzeit Brautkleid und Kutsche sind, das sind für andere eben bei einer Beerdigung der gediegene Sarg und das üppige Grabmal.
Zur Zahlungsmoral: Insgesamt habe ich die Erfahrung gemacht, daß sehr einfach Leute, die aus bestimmten Gründen eine gehobene Ausstattung gewählt haben, pünktlich und problemlos zahlen, während Leute aus dem Bildungsbürgertum, die bewußt alles ganz günstig haben wollen, hinterher auch noch Schwierigkeiten bei der Bezahlung der Rechnung machen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: wirtschaftskrise
„in keinster Weise“
lieber tom
da du dich in dem „leuchtnam“ beitrag so nett über die rechtschreibung des e-mail verfassers aufgeregt hast, wirst du es mir sicher nicht übel nehmen, wenn ich nun auch eine kleine korrektur anbringe.
„keinster“ gibt es nicht. man kann „keiner“, „kein“… nicht steigern. es ist sozusagen ein richtiges sprachverbrechen das zu tun. entweder in keiner weise oder in einer weise.
kleine empfehlung „die wortlupe“ von dieter e. zimmer.
@Clara:
Ich habe gehört, dass selbst „Einzigste“ .. jetzt schon erlaubt sein soll.
ich bezweifle das ehrlich gesagt.
es ist nicht nur grammatikalisch falsch, es ist auch unlogisch. wenn ich der einzige bin, der sich über sowas aufregt, wer ist dann der einzigste?
nein, es ist definitiv nicht erlaubt und selbst wenn. nur weil es erlaubt ist mit 120kg enganliegende pinke leggins zu tragen sollte man das trotzdem nicht tun.
@clara: Es ist nicht halb so sehr verboten, wie Klein- und Grossschreibung zu missachten. 🙂 Unlogisch hat mit sprachlicher Korrektheit nicht zu tun. Wir Sprachnutzende haben immer schon versucht ein Überhöhung noch weiter zu überhöhen, weil sich Überhöhungen im Gebrauch eben abnutzen. Dies ist auch der Grund für Modewörter, Jugendsprachen und immer neu entstehende oder rezyklierte Fluchwörter. Über richtig oder falsch zu diskutieren ist da müssig.
Und natürlich kann man einzig und einzigste sowie kein, keinste wunderbar ein logisches Fundament geben, auch wenn es genauso müssig ist. Einzig und kein beziehen sich einfach auf den gegebenen Kontext, einzigste und und keinste auf alle erdenklichen Kontexte. Allereinzigste und garkeinste natürlich auf auf alle erdenklichen sowie nicht erdenklichen Kontexte zusammengefasst. 🙂
Nochmal zurück zum Thema Wirtschaftskrise (hoffentlich ohne Rechtschreibfehler und mit richtigem Konjunktiv): Ich habe in einem Gespräch die Bemerkung gehört, dass immer mehr Menschen zu Lebzeiten verfügen, ihr Körper solle dem Krankenhaus zur Verfügung gestellt werden. Dort werden dann nach dem Ableben bestimmte Teile, z.B. Organe und Haut, als Transplantate für andere Patienten verwendet, die das dringend brauchen. Jetzt kommt’s: Dann werden die „Überreste“ beerdigt und das zahlt dann die Klinik. Die Angehörigen machen dann gerade mal eine Trauerfeier und haben sonst keine Kosten. Das örtliche Krankenhaus mag diese Verfügungen nicht mehr, weil das Angebot die Nachfrage nach Transplantaten übersteigt. Das alles sei, meinte mein „Analyst“, eine Folge der Wirtschaftskrise, weil auf gut Pfälzisch „Beerdischunge zu deier werren unn die Leit kää Geld mehr hän.“
Ernst gemeinte Frage: Nehmen aufgrund der Wirtschaftskrise solche Verfügungen zu und stimmt es, dass dann die Klinik im im Todesfall die Beerdigung durchführen läßt?
Keinster und Einzigster sind Hyperlative. Für den Einen ein Sprachverbrechen, für den Anderen künstlerische Freiheit.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hyperlativ
Leute aus dem Bildungsbürgertum oder auch ein großer Teil von Studenten legt in der Servicebranche sowieso häufig ein Verhalten an den Tag, was so gar nicht mit den Werten korreliert, die sie vor sich hertragen. Sagt ein Kneipier.