Ein Leser hat eine Frage zu den Sargträgern:
Mir ist aufgefallen, daß auf unserem Friedhof manchmal sechs Herren in edlen Uniformen und schwarzen Umhängen und mit Federhelmen auf dem Kopf die Särge tragen und manchmal so ein paar alte Opas in abgerissenen grauen Anzügen.
Bei einer Beerdigung waren das vier Männer in schwarzen Kitteln und mit Schirmmütze.
Wo kommen die Sargträger her?
Das mit den Sargträgern, das ist so eine Sache.
Die können nämlich von diesen Stellen kommen:
1. Stadtverwaltung (Friedhofsamt)
2. Kirche
3. Friedhofsbetreiber
4. Bestatter
5. Sargträgerverein
7. Vereine
8. Familie
9. Sargträgerfirmen
10. Trägergemeinschaften
Und außer den genannten Stellen kann es regional noch viele weitere geben.
Hier bei uns stellt die Stadtverwaltung die Träger. Immer vier Mann in grauen Anzügen. Das ist in der Friedhofsgebühr enthalten.
In der Nachbargemeinde muß der Bestatter die Träger selbst besorgen. Entweder hat er selbst Leute, die das machen, oder er mietet die sechs Mann des örtlichen „Sargträgervereins“.
Woanders ist das Ganze kirchlich organisiert und es gibt in Großstädten natürlich auch Firmen, die von den verschiedenen Bestattern angeheuert werden können.
Manchmal haben auch Friedhofsgärtnereien so etwas oder die Friedhofsarbeiter machen diese Arbeit mit und ziehen sich zur Bestattung dann (mehr oder weniger) um.
In einigen Städten ist es vom Geldbeutel abhängig, wie viele Sargträger man bekommt (4-8) und wie feierlich die sich anziehen.
Wie gesagt, es gibt hier sehr viele Variationen, die regional sehr verschieden sind.
Sargträger haben natürlich die Aufgabe, den Sarg von der Trauerhalle zum Grab zu transportieren und in das Grab abzulassen. Hierbei kommen auch oft Katafalke, also die fahrbaren Sargwagen zum Einsatz. Auf größeren Friedhöfen werden diese von einer kleinen Zugmaschine gezogen oder sind selbstfahrend angetrieben.
Neben der reinen Trägerfunktion haben die Sargträger aber auch repräsentative Aufgaben und die Zahl der Träger wie auch ihre Kleidung sagen unter Umständen etwas darüber aus, wie viel die Familie in die Bestattung des Verstorbenen investiert hat.
Bei der Beisetzung von Polizisten, Soldaten oder Feuerwehrleuten wird oft auf öffentliche Sargträger verzichtet und stattdessen tragen Kameraden des Verstorbenen den Sarg.
In manchen Institutionen gibt es genaue Vorschriften, ab welchem „Rang“ einem Verstorbenen wieviele Sargträger und Sargwachen zustehen und wie diese gekleidet zu sein haben.
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Es gibt Sargträgerfirmen???
Ich glaube bei uns sind das Mitarbeiter des Bestatters oder auch Rentner, die sind in der Gemeinde engagieren
Bei uns stellt die Sargträger üblichwerweise die Gemeinde. Allerdings ist es auch durchaus üblich, daß auch Vereinskameraden, Freunde oder Verwandte das machen, sozusagen als Verabschiedung.
In meiner Gegend ist es üblich, dass das traditionell die Nachbarn übernehmen. Seltener auch Feuerwehrkameraden oder Arbeitskollegen.
Im Heimatdorf meiner Mutter trägt meistens die Familie (ggf. unterstützt durch Freunde und Nachbarn) den Sarg.
„Professionelle“ Sargträger sind hier wie dort eher ungewöhnlich.
Ich war schon mal Sargträger, als ein Nachbar von unserer Familie gestorben ist. Die anderen Sargträger (wir waren zu sechst) stammten ebenfalls aus der Nachbarschaft und der Familie des Verstorbenen.
Ich habe eine zeitlang bei einer Sargträgerfirma in Berlin gearbeitet. An sich war es interessant, mal mit diesem besonderen Bereich des Lebens (oder eher Lebensendes) zu tun zu haben. Was mich gestört hart war die eher schlechte Auftragslage, aber in Berlin stehen sich die entsprechenden Firmen gegenseitig auf den Füßen und wer keine großen Verträge hat, muss sehen, wo er bleibt. Darum bin ich da trotz der angenehmen Arbeitszeiten und Umfeldes wieder ausgestiegen.
Grüße
alex
Mir fällt nur auf, dass die Sarg“träger“ ihrem Namen nur leider selten gerecht werden und der Sarg meist auf dem mit zerschlissenen Tüchern behängten Bollerwagen rumgeschoben wird …
Also um eine „guten“ Sarg samt Inhalt viele Meter (50 und mehr) würdevoll zu tragen, braucht man schon einige Muckis, die nur die wenigsten haben dürften. Da ist man dann schon froh daß man den Kameraden nur ein paar Meter heben muß und nicht die ganze Strecke zu tragen hat.
lks,
der auch schon Vereinskameraden zu Grabe getragen hat.
Die Problematik ist mir aus eigener Erfahrung durchaus bekannt. Bei 90% aller Fälle tragen wir aber zu viert ohne Probleme, und in den verbleibenden 10% (beleibter Inhalt im Steinmahagonisarg mit Bleiintarsien) kommen halt noch zwei dazu. Man muss es nur wollen.
Na, das kommt doch wohl sehr auf die Größe des Friedhofs an.
Genau, und die Lage des Friedhofs, z.B. Bergfriedhof.
In dem Dorf, wo ich herkomme, ist es üblich, dass die Nachbarn es übernehmen, den Sarg zu tragen. Wenn es keine Nachbarn gibt, besorgt der Bestatter ein paar Leute. Das sind ein paar rüstige Rentner, die dafür ein paar Euro bekommen – mein Onkel ist regelmäßig auf dem Friedhof bei solchen Anlässen.
Ist das eigentlich nur hier (Kaff im südlichen NRW) üblich, dass die Sargträger (aus persönlichem Umfeld rekrutiert) weisse Baumwollhandschuhe tragen und selbige nach getaner Arbeit ins Grab werfen? Ich finde das immer höchst befremdlich, da es mich an eklige Putzarbeiten erinnert: Nachdem man mit Gummihandschuhen den Siff aus Haaren, Kalkseifen und Biofilm aus dem Ausguss geangelt hat, landet alles zusammen im Abfalleimer.
Das mit den weißen Handschuhen scheint auch im westlichen NRW üblich zu sein. Da ist es auch üblich, daß die Sargträger mit nem Schnäpsken und ner Kippe in der Hand direkt vor dem Friedhofstor herumlungern, bis ihnen ein Angehöriger ein paar Scheine reicht – dabei werden die wohl auch sonst recht gut entlohnt.