Frag doch den Undertaker

Tote können Urin und Kot verlieren

windel-pixabay

Hallo Herr Wilhelm,
vielen Dank für ihren unterhaltsamen & informativen Blog. Ich würde mich freuen, wenn Sie über das folgende Thema auch einmal etwas schreiben würden:

Ich habe einmal gelesen, dass sich mit dem Tod auch die Schließmuskeln entspannen. Nun habe ich zugegebenermaßen nicht alles von Ihnen gelesen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass Sie in einer Ihrer Geschichten schon einmal darauf eingegangen sind, dass ein Verstorbener in seinen Exkrementen lag, wenn Sie ihn abtransportieren mussten. Aber wie oft kommt so etwas in der Realität dann doch vor? Und ist das vielleicht auch der Hauptgrund für das Waschen der Leiche, von dem Sie manchmal schreiben?

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Kein appetitliches Thema, aber eben ein Thema.
Diesem haben wir uns schon in den folgend verlinkten beiden Artikeln angenommen (auch die Kommentare lesen):

http://bestatterweblog.de/unter-sich/
http://bestatterweblog.de/kann-eine-tote-noch-harn-verlieren/

Wie Du richtig schreibst, erschlaffen bei Verstorbenen die Muskeln. Und Muskeln sind es, die dafür sorgen, daß der lebende Mensch seine Exkremente bei sich behält.
Bei der weitaus überwiegenden Zahl der Verstorbenen bleiben die aber trotzdem da, wo sie sind. Es passiert rein gar nichts.

Aber es ist durchaus möglich und kommt auch vor, daß Verstorbene alles verlieren. Das ist nicht schön, weil zumeist eine sehr intensive und direkte Geruchsbelästigung eintritt und eine enorme Verschmutzung.
Das wird dann vom Bestatter ordnungsgemäß entfernt. Der Austritt kann bereits unmittelbar mit dem Eintritt des Todes geschehen oder aber auch bei der Manipulation am Verstorbenen durch Transport und Umlagerung.

Das Waschen der Verstorbenen hat mehrere Gründe.
Zum einen ist es ein ritueller Grund. Man möchte, daß der Verstorbene bestens versorgt, gut gekleidet und frisch gewaschen auf seine letzte Reise geht und so, daran glauben ja viele, auch seinem Schöpfer gegenüber tritt.
Ein weiterer Grund liegt darin, daß unser Körper von Natur aus über und über von Bakterien besiedelt ist, die meist mit ihm in Einklang leben bzw. von unserer Körperabwehr gut in Schach gehalten werden.
Ist ein Mensch nun tot und fehlt diese Abwehrfunktion, können diese Bakterien sehr schnell auch mit zur Zersetzung beitragen. So sind es beispielsweise die natürlich in uns lebenden Darmbakterien, die für den schnellen inneren Zersetzungsprozeß verantwortlich sind.
Die auf der Haut und in den nahen Körperöffnungen siedelnden Bakterien versucht man durch Waschen und Desinfizieren etwas einzudämmen, um wenigstens hier eine zu schnelle Zersetzung zu vermeiden.
Der dritte Grund liegt in der von Dir angesprochenen Verschmutzung. Kot und Urin werden auf jeden Fall entfernt, damit hier keine zusätzliche Quelle für Gerüche und Zersetzung vorliegt.
Als vierter Grund ist zu nennen, daß man natürlich haben möchte, daß der Verstorbene auch für uns Menschen, die von ihm Abschied nehmen wollen, sauber und anfassbar wird.

Die Realität sieht aber in den meisten Fällen leider anders aus.
Da werden Verstorbene in den vollen Windeln beigesetzt, in denen sie vorgefunden werden. Da beschränkt sich das Waschen auf das oberflächliche Einsprühen mit Desinfektionsmitteln. Da werden Verstorbene auf dem Flur eines Krankenhauses innerhalb von 20 Sekunden eingekleidet und eingesargt. Für 499 € oder so kann man nicht mehr erwarten.
Dazu schreibt mir ein Insider:

Und wenn gerade kein Desinfektionsmittel zur Hand ist, wird auch gerne Fensterputzmittel genommen. So selber gesehen in einem Krankenhaus, dessen Namen ich nicht erwähnen möchte, wo desinfektionspflichtige Flächen auch gerne mal nur mit „Fridolin streifenfrei“ behandelt wurden.

Jedoch: Nicht jeder Verstorbene muß zwangsläufig gewaschen werden. Das habe ich schon oft genug geschrieben. Viele Verstorbene werden so anständig und sauber dem Bestatter übergeben, daß fast nichts gemacht werden muß.
Das muß man dann jeweils im Einzelfall entscheiden.

Oft verbietet sich auch das Waschen mit Wasser, da die Haut eines Verstorbenen sich unter Umständen leicht ablösen kann. Man will diese dann nicht zusätzlich aufweichen.
Auch hier ist eine Einzelfallentscheidung nötig.

Bildquellen:


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    Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

    Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 25. August 2015

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    6 Kommentare
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    9 Jahre zuvor

    Ich kenn auch bestatter die nix machen, verstorbener abgeholt, in den verbrennungssarg gelegt und fertig.
    Der aussenauftritt toll, die geschäfte durchgestylt, die autoflotte perfekt, aber keine kühlräume, keinen versorgungsbereich….
    Nur leider sehen das die angehörigen nicht und zahlen auch noch einen superpreis für keine leistung. Auf der rechnung steht in jedem falle hyg. Versorgung….
    So ist es eben, leider.

    P. Held
    Reply to  Kröger hans günter
    5 Jahre zuvor

    Seien wir mal realistisch: Wenn die Leiche ohnehin verbrannt und voher nicht mehr öffentlich ausgestellt wird, wäre es nicht nur ekelhaft kleinlich sondern widersinnig sowas bei einer Bestattung für ’nen schmalen Taler vom Bestatter auch noch zu verlangen.

    Anna
    9 Jahre zuvor

    davon ausgehend, das Menschen am Ende oft in Sachen beigesetzt werden, in denen sie sich zu Lebzeiten wohlfühlten, bzw. auch charakteristisch für sie waren, kann ich mir vorstellen, das es für einen Windelfetischisten oder DL nichts Angenehmeres gibt als den Gedanken, nach dem Ableben untenrum wohl verpackt unterm Leichengewand im Sarg zu liegen.

    Delix
    Reply to  Anna
    5 Jahre zuvor

    @anna:
    ?!?..eine Neigung, die wohl auf die meisten in pre mortaler Lebensphase befindlichen mit ante mortaler Inkontinenz zutreffen dürfte…!?!
    Sag ich mal so in Fortführung ihrer ironischen Formulierung… – …mit, gewissem, Biss… :O 😉 😛 😉

    Reply to  Delix
    1 Jahr zuvor
    • 
    Rudi
    1 Jahr zuvor

    Wo bitte soll das sein?




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