Unter dem Titel „Deutschlands Discount-Bestatter“ schreibt in der Zeitung „Die Zeit“ eine Journalistin über die Billiganbieter der Branche.
In dem Artikel heißt es unter anderem:
“ hat 98 Jahre lang gelebt Der Pfleger und der Leichenträger heben den Körper der alten Frau in den Sarg, er ist mit weißer Plastikfolie ausgelegt. Der Pfleger zieht ihr das Nachthemd über den Kopf und wirft es in den Beutel für die Schmutzwäsche. Das letzte Hemd ist Eigentum des Krankenhauses. Nur eine Windel bedeckt jetzt den mageren Bauch der Frau. Nach vier Handgriffen liegt die Tote im Sarg. Mit dem fünften deckt der Leichenträger den Körper zu, mit dem sechsten schließt er den Sarg. Das Umladen der Frau hat fünf Minuten gedauert. In einem silbergrauen Lieferwagen wird sie noch am Abend ins Krematorium gefahren. Sie wird verbrannt und anonym beigesetzt werden. Niemand wird an ihrem Grab stehen, kein Kreuz wird an sie erinnern, bald wird ihr Name für immer verschwunden sein. „Feuerbestattung: 499 Euro. Preiswerter geht es nicht.“ So wirbt die Firma Aarau .“
Uns Bestattern geht bei einer solchen Berichterstattung „das Messer in der Tasche auf“.
Jeder Bestatter kann eine günstige Bestattung anbieten, ob nun gerade für 499 Euro, das weiß ich nicht, aber im Zweifelsfall würde jeder Bestatter preislich etwas Ähnliches hinbekommen, allerdings mit etwas mehr Würde und handwerklichem Anspruch.
Einen Sarg nur mit weißer Plastikfolie ausgeschlagen, nichtmals etwas auf Stoff getrimmtes Ausschlagpapier… Keine Sargmatratze? Keine weitere Sarginnenausstattung?
Die „umweltfreundliche“ Folie erfüllt ihren Zweck notdürftig, von einem Einbetten kann aber kaum die Rede sein.
Und was ist mit der Windel? Die verkotete und urindurchtränkte Windel bleibt an der Verstorbenen? Muß man jemanden in seinem eigenen Dreck liegenlassen, selbst wenn er tot ist?
Kein Leichenhemd? Nicht wenigstens eins für 4,90 Euro aus Papier? Oder allerwenigstens ein Papierlaken zum Bedecken der Blöße?
Mit was wird der Leichnam bedeckt? Auch mit Plastikfolie?
So geht es nicht und so geht man nicht mit Menschen um, nicht mit Toten und nicht aus Sparsamkeit!
Ich kenne die finanziellen Verhältnisse der Tochter, von der im Artikel die Rede ist, nicht näher und es mag manchmal wirklich so sein, daß die Armut jemanden zu Einsparungen auch bei der Beerdigung treibt. Das kennen Bestatter nur zur Genüge.
Allerdings zahlen selbst die Sozialstellen wenigstens eine Sargausstattung, eine ordentliche hygienische Versorgung und das letzte Hemd.
Jemanden verkrampft, verdreht, verschissen und verpisst vor seinen Schöpfer treten zu lassen, das ist in meinen Augen eine Mißachtung der Menschenwürde.
Und ihn so dem Amtsarzt und den Krematoriumsmitarbeitern zu präsentieren, ist eine Unzumutbarkeit obendrein.
Aber vielleicht habe ich da ja etwas überlesen und vielleicht hat die Journalistin nicht alles beschrieben, wer weiß?
Wenn es aber so ist, daß Sozialämter wenigstens diese grundlegenden Dinge der mindesten Totenfürsorge bezahlen, kann man fast annehmen, daß die Angehörigen dann einfach nicht mehr bezahlen wollen. Nicht jeder, der eine solche Billigentsorgung bestellt, kann Hartz-IV-Empfänger sein und nicht jeder kann ein so böses Elternteil gehabt haben, dem man nicht mehr zukommen lassen will.
Nicht immer ist Geiz geil, finde ich.
Für mich Anlaß genug, diese Firma -soweit möglich- in den Werbeanzeigen hier künftig zu blockieren. So schlimm hatte ich mir das nicht vorgestellt. Billig kann auch anders aussehen, aber vielleicht ist das der berühmte Unterschied zwischen preiswert und billig.
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