„Is‘ ja ’ne dolle Sache!“
Ich hatte Herrn Siegfried Theobald Auner eigentlich nur unsere Sargausstellung gezeigt. Ich finde sie ja auch ganz schön und imposant, aber bei meinen Reisen durch das Land habe ich auch schon Ausstellungen anderer Bestatter gesehen, die ich noch viel schöner fand.
Nebenbei erzählt, fand ich in Berlin einen Bestatter, der die Särge einfach im Nebenzimmer einer Erdgeschosswohnung aufeinandergestapelt hatte, also den Boden des Oberen auf dem Deckel des Unteren.
In diesem Raum konnte man sich kaum bewegen und schaute sich die Särge nur von der Tür aus an.
Ein Kollege im Ruhrgebiet führte mich in einen großen, indirekt beleuchteten und auf den ersten Blick leeren Raum und zog dann die verschiedenen Sargmodelle auf lautlos gleitenden Schienen aus Nischen in der Wand, die durch Vorhänge verdeckt waren. Unterschiede gibt’s da also schon.
Herr S.T. Auner jedoch war schon von unserer Präsentation begeistert, obwohl wir im Grunde nur ganz normale Sargregale an den Wänden stehen haben, die immer drei Särge aufnehmen können und die restlichen Särge ganz ansehnlich auf dem Boden angeordnet haben. Durch den Einsatz von Dekostoffen haben wir die Regale etwas verhüllt und alles recht ansehnlich gestaltet, mehr nicht.
„Is‘ ja doll!“ wiederholte Herr Auner und blieb mit offenen Mund stehen. Seine Wahl fiel auf ein schlichtes Modell aus ganz heller Birke. Dann führte ich ihn zu den Urnen.
„Ach, mein Gott!“ staunte er und schlug die Hände vor das Gesicht. „Meine Güte, so viele, so schöne, ach was es nicht alles gibt. Aus was sind die denn?“
Ich zeigte ihm die verschiedenen Modelle und egal aus welchem Material sie gefertigt waren, er staunte mit offenem Mund. „Was es nicht alles gibt.“
So staunte sich Herr Auner durch das ganze Beratungsgespräch.
Is‘ ja doll, wenn man jemanden heutzutage noch beeindrucken kann.
Kurz drauf saßen wir über den Formularen und für das Standesamt muß ich immer fragen was die Leute von Beruf sind.
Okay, Herr Auner scheint aus Franken zu kommen, denn seine Berufsangabe „Vertreter“ klang mehr wie „Vähdrehder“. Ich weiß nicht, ob man das in Franken so ausspricht, aber mir kam es sehr fränkisch vor.
„Ach was“, erkundigte ich mich, um auch mal zu staunen und fragte weiter: „Für was sind sie denn Vertreter?“
„Nicht Vertreter, ich bin Vähdrehder!“
„Aha?“
„Sie wissen doch Vähdrehd.“
„Vähdrehd?“
„Ja, Kaffee, Schokolade, Tee und so weiter ‚fähr‘ gehandelt.“
„Ach, Sie meinen Fair-Trade?“
„Genau Vähdrehd.“
„Ach so.“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Sind eure Särge auch Vähdred-Produkte?
Wir Franken sagen auch „Vertreter“ – nur mit zweimal „d“: „Verdreder“ 😀
Ist doch schön, wenn man einen Angehörigen in dieser Situation wirklich positiv überraschen kann. Interessanter Beruf, übrigens 🙂
Mittlerweile könnte man auch für Produkte, die in Deutschland hergestellt werden, ein Fair-Trade-Siegel gebrauchen. Ich erinnere mich nur an Günther Wallraff in der Großbäckerei.
Herr S.T. Auner *lach*
mal neugierig bin…Herr S.T.Auner hat alles für sich selber ausgesucht?
Las sich nicht so, als ob er jemanden „verloren“ hätte.
Der Pastor unserer ehemaligen Nachbargemeinde stammt aus Polen.
Er brachte einen neuen Ausweis.
Ihr Beruf? faarer (das r so richtig stark gerollt)
LKW?
Nein ich bin faarer. faahrer von Kirche.
Aaaach, dann sind Sie ein Pfarrer?
Ja, genau so ist es.
@BODKA: Als ich das Buch gelesen hatte, hatte ich auch erst mal den Hals voll. Wirklich sehr empfehlenswert (das Buch, nicht die entsprechenden Brötchen ;-)).
@Nr. 5: „Herr S.T. Auner *lach*“
Jetzt wo du das so sagst… 🙂
Na, sagen sie mal, was sind sie denn von Beruf?
Breedscher! (Prediger)
Hm? Was machen sie denn da?
Nu, Bredschen nadierlich!
Na sagen sie doch gleich das sie Bäcker sind!