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Amerika: eingeäschert und anonym bestattet

Der FOCUS nimmt sich aktuell dem Thema Bestattungskosten in den Vereinigten Staaten an.
Dort kostet eine Bestattung durchschnittlich 7.300 Dollar und das ist angesichts der Wirtschaftskrise für viele Familien einfach zu viel.
In diesen Durchschnittspreis fließen sowohl die auch in den Staaten bekannten Billigbestattungen (700 Dollar) als auch die sehr verbreiteten Prunkbestattungen (bis zu 43.000 Dollar) mit ein. Um den Abschied von einem lieben Verwandten wird in Amerika schon immer mehr Aufhebens gemacht und mehr Geld ausgegeben als bei uns. Große, teure Särge, aufwendige Abschiednahmen und Aufbahrungen in Bestattungsinstituten und Trauerfeiern mit extrem üppigen Blumenschmuck gehen ebenso ins Geld wie Trauerzüge mit einer Kolonne aus Leichenwagen und Limousinen, die Einbalsamierung und die Wahl einer Grabstätte auf Friedhöfen, deren Namen schon andeuten, daß es dort teuer sein könnte (Mountain View Memorial Park).

Vor allem sozial schwächere Familien können sich bei einem Todesfall die entstehenden Kosten nicht mehr leisten und verzichten nicht nur auf jeden unnötigen Pomp, sondern gänzlich auf die Einleitung einer Bestattung. In Kalifornien beispielsweise ist es so, daß nach Ablauf einer bestimmten Wartezeit (4 Wochen) nicht abgeholte Leichen auf Staatskosten eingeäschert und anonym in Massengräbern beigesetzt werden. Für die Behörden ist das kostengünstiger als das in Deutschland übliche Verfahren der aufwendigen Ermittlung von Bestattungspflichtigen.

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Den Behörden enstehen durch dadurch Kosten von unter 650 Euro, die oft jahrelangen Ermittlungen von deutschen Ortspolizeibehörden und Friedhofsverwaltungen oder Sozialämtern können oft Tausende kosten und enden oft damit, daß festgestellt werden muß, daß der ermittelte Angehörige mittellos ist und der Staat über die Sozialbehörden dann doch die Kosten tragen muß.
Selbstverständlich versuchen auch die amerikanischen Behörden an ihr Geld zu kommen, doch aufgrund fehlender Meldegesetze ist das in den allermeisten Fällen von vornherein zum Scheitern verurteilt oder führt bei klarerer Sachlage zum gleichen Ergebnis wie in Deutschland, daß da nämlich nichts zu holen ist. Deshalb werden diese Bemühungen sehr schnell wieder eingestellt und die Fälle werden zu den Akten gelegt.

Der FOCUS schreibt zwar: „Bei den meisten Leichen in der Gerichtsmedizin handelt es sich um Mordopfer oder Menschen, die unter verdächtigen Umständen zu Tode kamen“ lässt aber unerwähnt, vielleicht aus Unkenntnis der amerikanischen Verhältnisse, daß in den Staaten wesentlich mehr Leichen durch den Leichenschauer (Coroner) in die Gerichtsmedizin kommen. Wird bei uns immer Mord- und Totschlag unterstellt, wenn die Leiche behördlicherseits untersucht wird, so ist das in Amerika Gang und Gäbe wenn auch nur ein Hauch Unklarheit besteht, dazu kann zum Beispiel schon gehören, wenn der Leichnam in einer ungewöhnlichen Position oder an einem ungewöhnlichen Ort vorgefunden wurde.
Die Mutmaßung, es könne sich ausschließlich oder überwiegend um die Leichen aus sozial schwachen Familien handeln, die nun übrigbleiben und amtlich bestattet werden, ist nicht ganz aus der Luft gegriffen, aber auch nicht ganz richtig. Die Rezession in Kalifornien, und Kalifornien steht hier nur stellvertreten für viele Staaten, trifft nämlich vor allem auch die Hausbesitzer, Investoren und Gewerbetreibenden, allesamt normalerweise nicht unbedingt die Ärmsten.

Natürlich schlägt diese Entwicklung auch bis zu den Bestattungshäusern durch. Die Branche macht mit fast zweieinhalb Millionen Toten jedes Jahr Milliardenumsätze und jede Leiche die amtlich ‚entsorgt‘ wird, fehlt den Bestattern in ihren Auftragsbüchern. Darüberhinaus berichten auch die amerikanischen Kollegen von einem Trend zur preisgünstigen Bestattung. Längst greifen auch Familien die nicht aus dem sozialschwachen Umfeld stammen zu preiswerteren Ausstattungen und die günstige Feuerbestattung ist in den letzten zehn Jahren von einem Anteil von 23,6 % auf 35% angestiegen. (Quelle: Focus)

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(©si)