Geschichten

Der andere Mann

telefon-pixabay

Ein Anruf in unserem Bestattungshaus ist mir noch gut in Erinnerung.
Das Telefon klingelt, ich will mich melden, doch der Anrufer am anderen Ende legt gleich los:

„Guten Tach, ich ruf Sie an.“

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„Ja, guten Tag, das merke ich, um was geht es? Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Ich bin der, der schon mal da war. Erinnern Sie sich an mich?“

„Nicht auf Anhieb.“

„Dann war ich bei Ihrem Kollegen, geben’se mir den mal!“

„Wenn Sie mir Ihren Namen sagen und um was es geht, dann kann ich Ihnen vielleicht auch helfen.“

„Ja, weil ich doch schon mal da war.“

„Gut, aber wer sind Sie denn?“

„Ich hatte so’ne grüne Hose an. Sie müssen sich doch erinnern!“

„Nicht direkt.“

„Wegen dem Dings war ich da.“

„Wegen was jetzt ganz genau? Und Ihren Namen bitte!“

„Der Name muß doch bei Ihnen in den Akten stehen. Ich habe doch buchstabiert.“

Wie heißen Sie?

„Meier. Großes M und kleine Eier. (Ha ha ha ha ha.)“

„Also, Herr Meier, um was geht es denn, es ist mitten in der Nacht.“

„Das weiß ich auch. Es ist genau drei Uhr fünfundzwanzig.“

„So. Was ist denn nun so wichtig?“

„Ist der Mann nicht da?“

„Welcher Mann?“

„Der mit dem ich gesprochen habe.“

„Also, Sie sind mit dem Bestattungshaus verbunden, da bin ich im Moment der einzige Mann mit dem Sie gesprochen haben können. Aber ich erinnere mich aktuell an keinen Herrn Meier in einer grünen Hose. Wann waren Sie denn bei uns?“

„Vorgestern!“

„Dann waren Sie aber nicht bei mir.“

„Nein, bei diesem anderen Mann.“

„Bei uns gibt es keinen anderen Mann.“

„War ja auch ne Frau, so’ne Große mit langen schwarzen Haaren und so Netzstrümpfen und dicken Stiefeln.“

„Das war unser Fräulein Sandy und die ist kein Mann.“

„Hab ich nie gesagt! Das hab ich NIE gesagt! Ich habe NIE gesagt, daß die ein Mann ist.“

„Okay, aber was kann ich jetzt mitten in der Nacht für Sie tun?“

„Wissen Sie was? Ich komme morgen Früh mal vorbei, wenn der andere Mann wieder da ist, dieses Fräulein Sandy.“

(Legt auf.)

© 2013

Bildquellen:


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    Geschichten

    Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

    Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

    Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

    Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 1. August 2016

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    Frau Katze
    11 Jahre zuvor

    Tom, du tust mir manchmal echt unendlich Leid! Weil du dich mit solch dummen dummen Menschen auseinander setzen musst und dann trotzdem noch ruhig bleibst (wie schafft man das?). 😉

    Bas
    11 Jahre zuvor

    Tja das hat wohl jeder mal so der ein solches Gewerbe betreibt.
    Ich hab mal einige Jahre Taxi Zentrale gemacht und speziell Samstags nachts ist es oft schwierig den Anrufern Informationen zu entlocken, die nicht einfach nur lauten „Das Auto soll mich da wieder abholen wo es mich abends hingebracht hat“. Bei 18 Wagen meist auch müßig zu Fragen welches Auto denn man kennt die Antwort im Voraus:“Na, Ihr Taxi!“

    sakasiru
    Reply to  Bas
    11 Jahre zuvor

    Na, das war dor der Typ um den sich die Welt dreht! Musst du doch wissen.

    Bas
    Reply to  sakasiru
    11 Jahre zuvor

    Nein.

    DER Typ bin Ich!

    🙂

    Klara
    11 Jahre zuvor

    Vielleicht hätte der Anrufer lieber demjenigen den Hörer geben sollen, der die Telefonnummer für ihn gewählt hat. „Betreutes Telefonieren“ ist offenbar in manchen Fällen dringend nötig!

    11 Jahre zuvor

    Was hat denn der geschluckt? O.o

    Oliver
    Reply to  nickel
    11 Jahre zuvor

    Leichengift *g*

    MiniMoppel
    11 Jahre zuvor
    Held in Ausbildung
    Reply to  MiniMoppel
    8 Jahre zuvor

    @MiniMoppel: ZUUU geil! Danke!

    jj preston
    11 Jahre zuvor

    Wottsefack?!

    11 Jahre zuvor

    Tom, beim nächsten Besuch den Besucherkaffee mit etwas Einbalsamierungsflüssigkeit aufbrühen und ihm rektal verabreichen.

    Sollte ihn von weiteren Anrufen mitten in der Nacht abhalten. 😉

    11 Jahre zuvor

    Also, Leute gibts…

    Lochkartenstanzer
    11 Jahre zuvor

    Vielleicht hat ja Sandy Seiten an sich, die Du gar nicht kennst?

    Oliver
    Reply to  Lochkartenstanzer
    11 Jahre zuvor

    Nachdem sie ihm ihre doch recht freizügigen Fotos gezeigt hat, wage ich das zu bezweifeln.

    Lochkartenstanzer
    Reply to  Oliver
    11 Jahre zuvor

    Es gibt da durchaus das ein oder andere Mädel, das bei entsprechenden auftreten als mann durchgehen würde, obwohl die Biologie sagt, daß sie eine Frau ist. 🙂

    Ob Sandy so eine ist, kann ich nicht beurteilen, da ich sie weder kennengelernt noch Bilder von Ihr gesehen habe.

    Coffin Corner
    11 Jahre zuvor

    War das eine Limburger Vorwahl ?

    Smilla
    Reply to  Coffin Corner
    11 Jahre zuvor

    Nee, war 030…..

    Held in Ausbildung
    11 Jahre zuvor

    Das sind solche Momente, wo man an der (imaginären) Schnur vom Hörer knabbert und die Faust durchs Telefon strecken möchte… *arrrrg*

    hajo
    8 Jahre zuvor

    das hast Du hoffentlich Sandy nicht erzählt
    .. oder? 😉

    Daniela
    8 Jahre zuvor

    Neulich auf dem Campingplatz: „Dann komm doch bei uns am Zelt vorbei.“
    „Gerne, wo steht das denn?“
    „Na oben, gleich neben dem weißen Wohnwagen!“

    Georg
    8 Jahre zuvor

    An dem Tag war Sandy ausnahmsweise mal nicht rasiert 😉

    hajo
    Reply to  Georg
    8 Jahre zuvor

    @Georg: stell Dir vor, es gibt auch Männer, die sich rasieren 😀

    Der Boandlkramer
    8 Jahre zuvor

    Peter, mich würde interessieren, ob der gleiche „Kunde“ dann tatsächlich am anderen Tag vorbeikam und was er dann wirklich wollte?

    Cliff McLane
    8 Jahre zuvor

    Ich war mal Callcenter, Techsupport. Es ist sehr faszinierend, wie es Leute schaffen, von IRGENDEINEM Handy aus anzurufen, das du keiner Kundennummer zuordnen kannst, und dir dann erklären, sie seien jetzt seit Stunden schon bei Freund/Freundin, weil bei ihnen zuhause „das Internet nicht geht“, aber an ihre eigene Festnetznummer erinnern sie sich nicht.

    Und, nein, ich weiß nicht wo der nächste „Späti“ ist und wie man ohne Auto zu einer Tankstelle findet, an der es Kondome zu kaufen gibt. Auch nicht im Winter wenn’s schneit morgens um vier.




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