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Bei Brother in der Slowakei

Los ging es in Frankfurt/Main. Die Fahrt dorthin im ICE absolvierte ich im total überfüllten Zug stehend. Sind ja nur 25 Minuten.

Die erste Frage, die sich uns stellte, war: „Warum heißt Brother eigentlich Brother?“

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Die gängigste Antwort lautete: „Weil sich die Japaner einen coolen Namen ausgedacht haben, der für alle möglichen Produkte passt.
Ich tendierte dazu, dass vermutlich die Firmengründer Brüder waren und die Firma irgendwie so ähnlich wie Yakumoto Brothers Nähmaschinenfabrik hieß.
Denn eines wußte ich, daß Brother mal mit Nähmaschinen angefangen hat und auch heute noch in diesem Bereich sehr aktiv ist.
Und tatsächlich hieß die Firma ab 1925 Yasui Mishin kyōdai shōkai, 安井ミシン兄弟商会, etwa „Nähmaschinengeschäft Gebrüder Yasui“, englisch Yasui Brothers Sewing Machine Co..
Also hatte ich, obwohl ich nur gemutmaßt hatte, bis auf den Namen der Gebrüder alles richtig gemutmaßt.

Und was habe ich mit Brother zu tun?
Nix.

Ich nutze ein paar Produkte dieses Unternehmens und das sehr gerne. Die Labeldrucker der p-Touch-Serie finde ich klasse, weil diese Kunststoffstreifen ewig halten und weil die Schrift nicht abgeht.
Einen Tintenstrahler und einen Laserdrucker von Brother habe ich auch. Die Geräte funktionieren klasse, sind zuverlässig und mit den Kosten für die Verbrauchsmaterialien komme ich auch klar.
Das ist für mich wichtig, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass alles Nachgemachte, Refillte und Gefakte im Endeffekt nur Ärger macht. Bei Laserpatronen vom Dritthersteller stimmen nämlich entweder die Farbwerte nicht oder der Toner „läuft aus“. Habe ich gerade erst bei einem Bekannten erlebt.

Und, je teurer ein Gerät in der Anschaffung ist, umso weniger bin ich bereit, nur um ein paar Euro zu sparen, meinen Gewährleistungsanspruch und die Funktion des Gerätes aufs Spiel zu setzen. Das lohnt sich nie.
Das gilt jetzt beispielsweise für den Laserdrucker.

Beim taschenrechnergroßen p-Touch-Etikettendrucker für rund 35 Euro ist das ja eigentlich anders. Bei einem so günstigen Gerät könnte man das ja riskieren. Hab ich auch.
„Am großen Fluß“, wie im Netz immer so schon gesagt wird, oder „in der Bucht“ bekommt man Nachfüllkassetten für den halben Preis.
Und da ich alles Mögliche mit diesen Labels markiere, benötige ich immer viele solcher Kassetten. Aber was soll ich sagen? Die Billigkassetten taugen nichts, der Kauf hat sich nicht gelohnt.
Jeder zweite Ausdruck misslingt, die Führung der verschiedenen Materialschichten und das anschließende Laminieren klappt nicht.
Da hätte ich auch gleich die Originalkassetten kaufen können. Wieder um eine Erfahrung reicher.

Aber zurück zum Anfang.
Wer sind wir? Und was haben wir mit Brother zu tun?
Wir das waren 15 Journalisten aus dem Bereich Technik und neue Medien.
Und mit Brother vereint uns nur ein gemeinsames Interesse an Technik.

Die Firma Brother hatte uns in die Slowakei eingeladen. Genauer gesagt nach Krupina in die hohe Tatra.

Dort hat das Unternehmen vor rund 10 Jahren ein Werk eröffnet. In dieser Fabrik werden Tonerkartuschen für Drucker hergestellt.
Das wäre jetzt nichts Besonderes, aber in dieser Fabrik werden auch gebrauchte Kartuschen wiederaufbereitet.

Und das finde ich persönlich klasse. Denn jedesmal, wenn ich hochwertige Verbrauchsmaterialien erneuere, tut es mir wirklich um die hochwertigen Komponenten leid, die man dann entsorgen müsste. So eine Tonerkartusche beispielsweise enthält ja eine Menge Technik in einem beinahe unverwüstlichen Gehäuse. Wenn der Drucker einen zum Austausch „zwingt“, ist ja im Grunde nur das bißchen Pulver alle und es sind vielleicht einige Wischlippen verschmiert.
Eigentlich kein Grund, die Dinger wegzuwerfen. Wahrscheinlich sind sie sowieso das Teuerste.

Das war schon (und ist auch noch so) bei den Tintenpatronen so.
Kein Wunder also, daß viele auf die Idee kommen, diese Patronen wieder befüllen zu lassen oder sie selbst zu befüllen.
Bei einem Tintenstrahler für 50-80 Euro würde ich dieses Riskio, wie ich oben schon schrieb, auch mal eingehen; bei einem teuren Laserdrucker mache ich das nicht. Ich werde eine Meinung da auch nicht ändern, selbst wenn andere super Erfahrungen mit diesem oder jenem Nachfüllkit oder Dienstleister gemacht haben.
Ich weiß, daß es für manche funktioniert, ich persönlich gehe da lieber auf Nummer sicher.

Aber es ist auch kein Wunder, daß Brother als eines der ersten Unternehmen sich überhaupt Gedanken darüber gemacht hat, wie man die wertvollen Kartuschen wieder zurückgewinnen kann. Viele andere Hersteller setzen auf Low-Level-Recycling. Das bedeutet, die Partonen landen im Müll und werden dann wie andere Plastik-Mischkomponenten zerschreddert und entsorgt. Dabei werden aber wertvolle Recourcen verschwendet.

Viel mehr Sinn macht es, die Kartuschen einzusammeln und wieder zu befüllen.
Und genau das macht Brother, und genau das wollte uns das Unternehmen zeigen.
Neben Recyclingwerken in den USA, Japan, Südamerika und England, gibt es das große Werk in Krupina in der Slowakei.

Jeder Kunde, der eine neue Patrone bestellt, kann über das beiliegende Rücksendeformular oder über einen Labelausdruck aus dem Netz seine alten Kartuschen wieder an Brother zurückschicken. Die gesammelten Kartuschen landen dann beispielsweise in Krupina.

In einem Reinraum werden die Kartuschen komplett zerlegt und gereinigt. Verschlissene Komponenten werden durch neue ersetzt. Alles andere wird wiederverwertet. Am Ende laufen die beiden Fließbänder mit neu hergestellten Kartuschen und mit den wiederaufbereiteten und -gefüllten Patronen zusammen. Ab diesem Zeitpunkt kann man -außer durch Auslesen des Barcodes- nicht mehr feststellen, ob es sich um die eine oder die andere Sorte handelt. Denn die Patronen sind absolut gleichwertig. Sie durchlaufen den selben Qualitätstest.

Reihenweise stehen da Brother-Laserdrucker mit leicht modifizierter Software. In alle Patronenschächte werden Laserkartuschen der gleichen Farbe eingesetzt und dann werden Testausdrucke gemacht. Ist nur ein Streifen oder ein heller Fleck zu sehen, fliegt die betreffende Patrone raus und muß nachgearbeitet werden.
Interessant war es für mich, zu sehen, wie viele tausend Testausdrucke die dort stehenden Laserdrucker ohne Murren absolvieren. Und das waren nicht die allerneuesten Modelle, sondern sie hatten schon ein paar Jahre auf dem Buckel.

Warum macht Brother das in der Slowakei?
Nun, die deutsche Brother-Zentrale ist in Bad Vilbel und ich vermute mal, daß -wenn dort die Entscheidung gefällt worden wäre- ein Standort in Mittel- oder Ostdeutschland gewählt worden wäre.
Aber die Europa-Zentrale von Brother ist in England und die Engländer haben die Slowakei auserkoren.
Die niedrigen Löhne, das gibt Brother unumwunden zu, sind ein Faktor und die Tatsache, daß eine strukturschwache Region in Europa gestärkt werden sollte.
Für slowakische Verhältnisse sind die Löhne in Krupina ganz ordentlich. In der Nähe von Bratislava baut Amazon gerade ein neues Zentrallager. Auf großen Plakatwänden wirbt man um neue Mitarbeiter. Für Spitzenkräfte wird dort ein Gehalt von knapp über 900 € angepriesen. Einfache Kommissionierer sollen rund 400 € erhalten.
Damit liegen die Arbeiter und Arbeiterinnen bei Brother in Krupina mit Löhnen zwischen 450 und 650 € schon recht gut. Für slowakische Verhältnisse ist das ganz ordentlich.
Die für die Arbeiter zur Verfügung gestellten Einrichtungen sind auf dem modernsten Stand.

Brother lädt immer mal wieder Journalisten nach Krupina ein. „Seht her, wir haben es wahr gemacht. Wir haben ein funktionierendes Recycling-System.“ Das ist die Botschaft, die die Journalisten mitnehmen sollen.

Ich habe schon an anderen Pressereisen teilgenommen. Besonders in Erinnerung ist mir die Reise mit einem großen Kamerahersteller.
Zehn Journalisten, ein Wellness-Hotel, eine Armbanduhr als Willkommensgeschenk, tolles Essen, klasse Ambiente, eine frivole Burleskeshow am Abend… Und am nächsten Tag intensive Einzelgespräche, in denen einem die Konditionen dargeboten werden, zu denen man bitteschön die Produkte dieser Firma hochjubeln soll…

Nix für mich.

Bei Brother gab es auch gutes Essen, ein ganz normales Hotel am Ort und als Geschenke einen Brother-Kugelschreiber, eine Duftkerze und einen Kühlschrankmagneten. Als Highlight gab es kurz vor dem Rückflug für jeden noch eine Brother-Windjacke. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.
Aber nackte Weiber, Besäufnisse und goldene Uhren? Fehlanzeige! Und das ist gut so.

Alles in allem war es eine sehr schöne Reise in zwei mir bis dato unbekannte Länder. Ich kannte Österreich (den Startpunkt der Krupina-Fahrt) und die Slowakei natürlich aus dem Fernsehen und aus Erzählungen. Aber ich war noch nie da. Ich sags gleich: Von Österreich kenne ich nur den Flughafen Wien-Schwechat, das Hotel und ein furchtbar lautes, total überfülltes Restaurant an der Oper. Und da Wien uns auch mit Dauerregen beglückte, habe ich beschlossen, mir diese Stadt demnächst noch einmal genauer anzuschauen.

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    #Brother #firma #Slowakei

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