Dachte ich! Nee, heute ist der Tisch viermal so groß wie früher, damit die Reisenden ihre Laptops darauf abstellen können. Dafür bleibt zwischen Tischkante und Sitzlehne dann ein Raum von etwa 12 Zentimetern übrig, sodaß eventuell kleine H&M-Pipi-Mädchen da sitzen könnten, aber niemand mit fast 1,90 Körpergröße und einem kleinen Bäuchlein.
Wegmachen kann man den Tisch schon, zumindest ich könnte das, denn so richtig festgeschraubt sind die nicht, aber es ist eigentlich nicht vorgesehen und wenn ich den Tisch wegmachen würde, wäre das Sachbeschädigung…
Woanders kann ich mich aber auch nicht hinsetzen, denn auf den anderen fünf Plätzen sitzen ein schwuler Engel, eine schwarze Hexe, zwei Sekretärinnen mit Luftschlangen an der Brille und eine die zum Lachen in den Keller geht.
Scheiße, es ist ja „schmutziger Donnerstag“, Altweiberfastnacht…
Während die Fünf mir mit Sekt zuprosten und…
…einem mitgebrachten Abspielgerät unentwegt Karnevalslieder abspielen, zwänge ich mich mühsam erst zwischen den zehn Beinen der anderen hindurch und dann auf den Pipi-Mädchen-Sitz. Da kann ich nur mit halb angehaltener Atmung sitzen, kerzengerade und die Tischkante schneidet fürchterlich in meinem Bauch.
Der schwule Engel bietet mir eine Frikadelle aus der Tupperdose an, aber ich lehne ab; würde ich jetzt irgendetwas essen, ich würde den Tisch alleine durch das Ankommen der Nahrung in meinem Magen doch aus der Verschraubung reißen.
Nee, die sind ganz nett, die sind lustig und im Grunde genommen gönne ich denen ihren frühen Spaß. Es ist kurz nach sechs Uhr und die haben schon anderthalb Stunden Fahrt hinter sich. Sie fahren jeden Morgen von irgendwo auf der Schwäbischen Alb bis nach Frankfurt, sind eine Pendlergemeinschaft, die dort in verschiedenen Betrieben arbeiten und es sich jeden Morgen im ICE schön machen.
In Frankfurt steigen die aus, endlich ist die Karnevalsmusik weg!
Nein, ich bin kein Karnevalsmuffel, aber irgendwie hatte ich mit diesem ganzen Helau und Alaaf am ganz frühen Morgen noch nicht gerechnet und wollte mich eigentlich in meine Zeitung und dann in meine Unterlagen vertiefen; man will ja vorbereitet sein.
Ich schaue schnell draußen vom Gang aus auf die beleuchteten Reservierungsschilder und sehe, daß ab jetzt nur noch mein Platz reserviert ist. Prima, da kann ich mich ja woanders hinsetzen, irgendwo, wo kein fußballfeldgroßer Tisch bei jedem Ruckeln in meinen Bauch stößt.
Der mittlere Platz der Dreiergruppe ist genau der Richtige.
Ich dehne mich, ich strecke mich und ich kann endlich durchatmen.
Vielleicht kann ich jetzt in meinen Unterlagen lesen.
Könnte ich…
…doch dann kommt ER!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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…der darauf besteht, daß, wer einen Sitz reserviert, diesen auch zu nutzen hat.
Doofe Falle, Tom, hätteste doch einfach das Schildchen umgesteckt. 😀
Salat
Oh – ich dachte ich müsste länger auf die Fortsetzung warten 😀 Aber wer kommt denn jetzt? Der Pfadfinder, der nach dreiwöchiger Rucksacktour die Stiefel auszieht? Die Zickenoma, die nicht aufhören kann zu erklären, wie schlecht die Welt ist? Der 178. Kriegsopa der garantiert in der letzten Maschine gesessen hat, die Stalingrad verlassen hat? Der Bundeswehrsoldat mit dem gigantischen Seesack, und der Bierdose?
bitte nicht bis Montag warten mit der Fortsetzung, ab da habe ich für mind. 5 Tage kein Internet und ich möchte wissen wer ER ist!
*smile*
…der überkorrekte Schaffner.
4 Salat: Du bist auch länger nicht Zug gefahren, oder? Heute wird die Reservierung digital angezeigt, da is nix mehr mit Schildchen umstecken (jedenfalls im ICE/IC).
Ja, den schwulen Engel und die Hexen und Co. sind alle angekommen. Ich habe mich 5 Tage nicht ausser Haus getraut…
*lach* das wird lustig!
Aber was um alles in der Welt will man an Karneval verkleidet in Frankfurt? Ich seh ja immer zu, von hier in die Heimat zu fliehen, weil es mir körperliche Schmerzen bereitet, dass an Karneval kein Mensch feiert…
Oder sind die in einen Zug nah Köln umgestiegen?
@Marco
Kommt wohl auf den Stadtteil an, aber selbst in Rödelheim soll man nun gefeiert haben. 😉