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Bruno -4-

Fehler von Sprachwahrer Michael beseitigt

Das mit unserem Bruno ist eine krasse Geschichte. Ich meine, jetzt überlegt doch mal… Es ist offenbar heute möglich, sich eine völlig andere Identität zuzulegen, solange man den Kontakt zu den Behörden und zur Ordnungsmacht vermeidet. Wenn man nur gegen Bares arbeitet, braucht man weder eine Lohnsteuerkarte, noch eine Sozialversicherung und auch kein Bankkonto. Welcher Arbeitgeber, der eine Aushilfe zum Hoffegen anstellt, fragt nach dem Ausweis? Alles andere ist über Elisabeth gelaufen. Der einzige wirkliche Nachteil an der Geschichte ist, daß man auch keinen Führerschein hat. Ich habe bis jetzt noch nicht herausgefunden, ob Bruno überhaupt Auto gefahren ist und wenn er das getan hat, ob er einfach ohne Führerschein gefahren ist.

Natürlich habe ich die Polizei angerufen und natürlich sind die auch gekommen.

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Besonders spannend fanden die den Fall aber nicht. „Sie glauben gar nicht, wieviele Leute untertauchen. Meistens Männer und meistens wegen Unterhalt“, sagte der eine Beamte, während der andere dem Verstorbenen Fingerabdrücke und eine DNA-Probe abnahm. Noch ein paar Fotos und dann gingen die beiden wieder. Ob die Sache damit erledigt sei und wie es weitergehe, wollte ich noch wissen, aber das solle ich den Staatsanwalt fragen, meinten sie.

Der Staatsanwalt ist ein älterer Herr, auch sehr unaufgeregt, der hat sicherlich schon Schlimmeres gehört und ich habe den Eindruck, als ob er es fast mir überlässt, wie es weitergeht. Ja, er könne den Toten jetzt beschlagnahmen, aber das wäre doch schrecklich für die Familie und würde doch alles verzögern, meint er. Auf der anderen Seite könne man den Mann ja auch schlecht einfach begraben… Er überlegt laut, betrachtet die Sache von dieser und von jener Seite und meint dann: „Was würden Sie sagen?“

Ich weiß ja auch nicht, aber der Mann ist tot, Bluthochdruck, mehrere Infarkte ganz kurz hintereinander und dann wohl ein finaler Schlaganfall. Das kann jeden treffen, auch junge Leute. Egal was Bruno gemacht hat, wer er war, es würde nichts ändern, ihn aufzuschneiden und tagelang zu beschlagnahmen. Das sage ich auch dem Staatsanwalt und denke, daß er dem zustimmt, aber irgendwie bringe ich ihn auf falsche Gedanken. Nun sinnt er über einen Zahnabdruck nach, eine Körpervermessung…

Mir kann es ja im Grunde egal sein, nur möchte ich halt gerne wissen, was mit dem Toten in meinem Keller passiert.

Dann sagt der Staatsanwalt: „Ach was, wir machen das so. Ich schaue mir den Bericht der Polizei heute noch an. Falls die den beschlagnahmt haben, davon aber nichts gesagt haben, holen Sie sich die Freigabe bei mir ab, aber rufen Sie vorher nochmal an, vielleicht ist er auch gar nicht beschlagnahmt.“

Nun denn, die vorläufige Bestattungsgenehmigung habe ich ja. Vorläufig heißt nicht vorübergehend, sondern bedeutet nur, daß noch kein endgültiger Eintrag ins Sterbebuch und ins Personenstands- bzw. Familienregister gemacht werden konnte.

Elisabeth schüttelt wegen des ganzen Hin und Her nur mit dem Kopf. Sie hat überhaupt keinen Zweifel daran, daß ihr Bruno auch der Bruno ist und sieht das Ganze mehr als einen Fehler vom Amt. Über den Umstand, daß Bruno keine Papiere hatte, hatte sie sich nur anfangs mal gewundert, es dann aber als völlig normal hingenommen. Sie hatte durch Bruno nur Vorteile und ich habe das Gefühl, als ob sie ihn jetzt einfach nur würdig bestatten möchte, ohne weiteres Theater.

Inzwischen hat sich Elisabeth für ein Reihengrab entschieden, eine Erdbestattung soll es werden. Warten wir mal ab, was die Staatsanwaltschaft sagt, dann können wir Termine machen.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#bruno

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