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Es geht langsam auf Weihnachten zu

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Langsam wurde es Zeit, den Dienstplan für Weihnachten aufzustellen. Irgendwer muß ja Bereitschaftsdienst schieben und eins steht fest, dieses Jahr mache ich das nicht.

Ich hoffe ja immer, daß an Heiligabend nichts ist und bin froh, wenn es endlich auf Mitternacht zugeht und wir ohne Auftrag bleiben, bei dem 24.12. auf dem Laufzettel steht.

Einmal habe ich ganz persönlich keine Lust, daß wir an Heiligabend arbeiten müssen und dann gönne ich das auch niemanden, daß das Weihnachtsfest wegen eines Sterbefalls ins Wasser fällt.

Irgendwie ist das schon etwas vollkommen Anderes, wenn es am 25. oder 26. ist. Ein Jahr sagte einmal eine alte Frau zu mir, als wir am 25. Dezember ihren verstorbenen Mann abholten: „Wenigstens hat er noch bis heute durchgehalten, ich dachte schon der stirbt mir in den Gänsebraten.“

Mehr oder weniger passend war auch mal die Aussage einer Schwiegertochter: „Ist ja gut, daß die jetzt erlöst ist. Aber wissen Sie, wenn die gestern gestorben wäre, hätten wir unser Leben lang an Heiligabend ihren Todestag gehabt. So ist schon besser.“

Ein Sohn sagte am Bett seiner verstorbenen Mutter: „Ich sage gestern noch ‚Hauptsache die stirbt uns nicht am Heiligen Abend‘, heute ist schon besser und gut daß sie jetzt wegkommt, morgen fahren wir in Skiurlaub, da hätte ich sie sonst wieder in die Pflege bringen müssen.“

Die Krönung, weil so kurz, kam von einem recht betagten Mann, dessen Frau wir am ersten Feiertag holten: „Und ich hab ihr noch ein Geschenk gekauft…“


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Die Geschichten und Berichte über Menschen sind u.a. Erzählungen und Kurzgeschichten aus der Welt der Bestatter.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 7. September 2012 | Peter Wilhelm 7. September 2012

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17 Kommentare
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Bianca
16 Jahre zuvor

mich würde eher interessieren, ob er sich geärgert hat, das geschenk gekauft zu haben (also für die olle noch geld ausgegeben zu haben) oder ob das nur so ein gedanke nebenbei war und er einfach neben sich stand

Stefan
16 Jahre zuvor

> “Und ich hab ihr noch ein Geschenk gekauft…”
…kann man da als Bestatter ernst bleiben?!? *wunder*

Randalf
16 Jahre zuvor

Ich sach dir, der Text weckt sehr komische Assoziationen, wenn man in Gedanken gerade beim Pizza-Blog ist 😉

Ines
16 Jahre zuvor

> „Und ich hab ihr noch ein Geschenk gekauft…“

Da kann er doch froh sein, dass sie dieses Geschenk noch sehen und sich darüber freuen konnte!

> „…hätten wir unser Leben lang an Heiligabend ihren Todestag gehabt.“

Das stimmt, mein Opi ist auch jedes Jahr Heiligabend ganz verstört weil er an irgendwelche konkreten Kriegsereignisse denken muss, die ihm an jenem Tag vor soundsoviel Jahren passiert sind.

Thalassa
16 Jahre zuvor

Man sollte diese Aussagen nicht überbewerten.
Ich teile die Erleichterung, daß meine Mutter nicht direkt an Heiligabend gestorben ist. Meine Schwester gedenkt ihrer jedoch immer vier Tage nach ihrem Geburtstag. Es hat lange gedauert, bis aus Trauer liebevolles Gedenken wurde, das einem nicht die Freude auf einen besonderen Tag erstickt.

Kurz nach dem Tod einer geliebten Person denken Menschen in der Regel an alle möglichen und eher praktischen Dinge, da sie den Verlust noch nicht realisiert haben. Das wirkt dann nach außen hin unter Umständen kalt und gefühllos. Die Empörten seien beruhigt: Die Trauer kommt bei so gut wie allen früher oder später.

kir
16 Jahre zuvor

> “Und ich hab ihr noch ein Geschenk gekauft…”
Ehrlich gesagt bei der Aussage musste ich schlucken (und nicht schmunzeln) … das sind Sachen die es mir glaube ich besonders bewußt machen … einem geliebten Menschen nie mehr etwas schenken können und entsprechende Freude in den Augen der Person zu sehen.

Bambule67
16 Jahre zuvor

Stimmt es denn, daß gerade kranke und betagte Menschen immer noch gerade bis zu Weihnachten/Geburtstag/sonstiges durchhalten?

Ines
16 Jahre zuvor

> Stimmt es denn, daß gerade kranke und betagte Menschen immer noch gerade bis zu Weihnachten/Geburtstag/sonstiges durchhalten?

Ich glaube, dass das sehr viel mit dem Willen der alten Menschen zu tun hat. Meine Omi hat auf ihre Einladung zum 80. Geburtstag geschrieben „Ich habe es geschafft“. Als man fragte, welches Ziel sie als nächstes habe, konnte sie keines benennen. Ihren 81. erlebte sie nicht.

Engywuck
16 Jahre zuvor

Meines Wissens gab es dazu statistische Untersuchungen: Ergebnis: keine Häufungen

Ines
16 Jahre zuvor

> Meines Wissens gab es dazu statistische Untersuchungen: Ergebnis: keine Häufungen

Quelle? 🙂

Dani
16 Jahre zuvor

naja der Tod kennt keine feiertage :O
..

wurde irgendwas an der seite verändert anti vir tickt heute die ganze zeit rum wenn ich aufs bestatterweblog geh, wegen einer cforms.js datei

vivec
16 Jahre zuvor

Meine Großtante wollte immer hundert Jahre alt werden. Hat sie nicht geschafft. Irgendwann, kurz vor ihrem 98, sagte sie, morgen werd ich hundert. Also haben wir alle ihren Hundertsten mit ihr gefeiert, die Deko ließ sich zum Glück noch schnell austauschen. 3 Tage später war sie tot..

16 Jahre zuvor

Es ist einfach ein Bescheidenes Gefühl wenn man Heiligen Abend einer aus der Familie verstirbt! Bei mir war das so und es war äußerst unschön!

holgi
16 Jahre zuvor

mein opa ist heiligabend gestorben und ich bin an dem tag 7 jahre alt geworden – ist aber schon lange her…….

sagichnicht
16 Jahre zuvor

nebenbei: Weihnachten, also so richtig der Geburtstag Jesu, ist am 25. Dezember. Der 24. Dezember gehört noch zum Advent. Hier bedient sich aber das Christentum einer alten jüdischen Tradition, dass der neue Tag mit dem Sonnenuntergang beginnt. Bei uns hat sich das an solchen Anlässen erhalten, was man vor allem im kirchlichen Bereich (katholisch) merkt. Deshalb nämlich kann man am Samstag Abends eine Vorabendmesse für Sonntag feiern und deswegen eben, feiern wir am 24. Dezember abend schon Weihnachten (HeiligABEND!). Durch die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft und der Überbetonung des Konsumwesens bleibt aber allein der Abend des 24. Dezember im Kopf der Leute, weils da die Weihnachtsgeschenke gibt. Letztes Jahr wurde das ganz deutlich. Advent, das sind die vier Sonntage VOR Weihnachten, d.h., wenn der 25. Dezember ein Sonntag ist, ist der vierte Advent am 18. Dezember, wenn aber, wie eben letztes Jahr, der 24. ein Sonntag ist, ist der 24. zugleich auch 4. Advent. Für mich wäre ein Todesfall am 25.12. genau so schlimm wie am 24.12. (Natürlich mein ich jetzt wegen Weihnachten. Allein wegen… Weiterlesen »

Mac Kaber
16 Jahre zuvor

Wenn jemand am 24. stirbt, und das auch noch abends….na da hammer die Bescherung.

Engywuck
16 Jahre zuvor

>> Meines Wissens gab es dazu statistische Untersuchungen: Ergebnis: keine Häufungen

> Quelle? 🙂

Was glaubst was ich seit Tagen verzweifelt suche…. dürfte aber bald soweit sein 🙂




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