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Das geheimnisvolle Geräusch II

Fehler durch Lektorin Alexandra bereinigt.

Frage: Wie kam die Fliege in die Urne, ohne dass es jemand bemerkt hat?

Die Diskussion darüber, wie jener dann so martialisch gemeuchelte Brummer in die Urne geraten war, beschäftigte dann natürlich die gesamte Firma.

Wie einst Papa Hesselbach stand ich fassungslos vor der Auseinandersetzung, die sich da unter meinen Angestellten anbahnte. Mir war das sonnenklar. Da Fliegen ja bekanntlich nicht auf der Trillerpfeife trillern und ein großes gelbes Protestschild dabei haben, wenn sie sich irgendwo hinsetzen, wird das kleine Mistvieh vermutlich einen unbeobachteten Moment abgepasst haben und sich dann neugierig in die Tiefen der Urne verirrt haben. Die Überurne ist ja etwas größer als die Aschenkapsel und irgendwann zwischen Öffnen und Schließen des Deckels ist das Tier einfach hingeflogen, hat sich hingesetzt, ist etwas hinuntergekrabbelt und ist uns dann erst wieder durch das Brummen aufgefallen.

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Huber protestiert:

„Also das kann jetzt ja mal überhaupt nicht sein! Bei da unten ist alles sauber, da gibt es kein Ungeziefer.“

„Ach, und warum hängen dann überall diese blauen Lampen, diese Insektenvernichter?“ will Frau Büser wissen.
Huber fährt herum, funkelt sie an und sagt, langsam und betont: „Damit eben erst gar keine Tiere herumfliegen, so!“

„Ach, seien sie doch ruhig“, sagt Frau Büser, „Sie haben mir doch selbst erzählt, daß die blauen Lampen gar nichts bringen.“

„Das stimmt nicht, ich habe gesagt, die UV-Lampen helfen nicht gegen Mücken. Mücken, haben Sie das gehört? Und hier handelt es sich ja eindeutig um eine Fliege und keine Mücke!“

Frau Büser hebt die Hände, macht eine abwehrende Bewegung und sagt: „Mir ist das doch egal, ich wollt ja gar nichts sagen, ich mein ja bloß.“

„Aber an mir bleibt es dann wieder hängen“, mault Huber, „Kann ich denn was dafür, daß ich keine Fliegenfänger mehr aufhängen darf?“

Nun mische ich mich ein und erkundige mich: „Und wer hat Ihnen verboten, die langen Klebestreifen aufzuhängen?“

„Verboten! Verboten! Keiner hat das verboten, aber Sandy ist schon zweimal mit den Armen in der Leimfalle hängengeblieben, hat sie von der Decke gerissen und ich konnte ihr das Ding dann aus den Haaren fummeln.“

„Moment“, frage ich nach: „Sie wollen mir also erzählen, daß Sandy, die nur einsfünfundziebzig groß ist mit dem Kopf an die Fliegenfänger an der Decke kommt?“

„Na, wenn die immer so herumhüpft und mit den Armen fuchtelt!“

Ich schaue Sandy an, die ganz unbeteiligt tut und weil sie das voller Inbrunst tut, schaue ich etwas böser und nicke ihr auffordernd zu. Dann sagt sie: „Ach was! Zweimal ist das erst passiert und da hab ich dann gesagt, er soll doch die Scheißklebedinger weglassen.“

„Und warum hüpfst Du unten herum und fuchtelst mit den Armen?“

„Ich habe nur in der Mittagspause mal was abgedanced.“

„Ge- was?“

„Gedanced, na eben herumgetanzt.“

Na, das kann ich mir ja lebhaft vorstellen! Da geht meine durchgeknallte Amerikanerin mit den MP3-Stöpseln im Ohr runter in den Keller und flippt mal ein Viertelstündchen völlig aus, tanzt sich den Übermut aus dem Leib. Und was machen meine Männer? Statt ihr zu sagen, sie soll das woanders machen, hängen die lieber die Fliegenfänger ab und gönnen sich das Vergnügen, auf Sandys wackelnde Warenauslage zu starren.

„Und zu mir sagen sie immer Derwisch“, mault Antonia, beißt in den letzten kleinen Rest ihrer Quarktasche und macht kauend einen Schmollmund.

Ich war mit meinen Gedanken noch bei der tanzenden Sandy und fahre zu Antonia herum: „Was?“

„Ja und überhaupt“, sagt diese kauend: „eine Mück‘ ist eine Fliege! Was Sie meinen das ist ’ne Schnake!“

Allegemeines zustimmendes Gemurmel und sogar Pfarrer Laber-Tasch stimmt zu: „Da hat sie Recht. Die Leute sagen ja auch sprichwörtlich: ‚Den stört jede Mücke an der Wand‘. Damit meinen sie aber Fliegen.“

„Mir ist es doch egal, wie das Tier eurer Meinung nach mit Vornamen heißt, meinetwegen Helga“, sage ich, doch meine Leute diskutieren heftig untereinander, wer den nun die Schuld daran trägt, daß es zu dieser nahezu biblischen Fliegenplage gekommen ist.
Ich muß dazu sagen, daß wir überhaupt keine Fliegenplage haben. Unsere technischen Räume liegen im Untergeschoß und zum Hof führt eine breite Fahrzeugrampe und das dazugehörige Rolltor ist vor allem im Sommer immer offen. Da kann man gar nicht verhindern, daß auch mal irgendwelche Fliegen, Mücken, Schnaken oder meinetwegen auch Helgas hereingeflogen kommen. Damit das nicht Überhand nimmt, hat Huber eben die klebrigen Leimruten aufgehängt, da hilft wenigstens ein bißchen. Aber alles in allem sind da auch nicht mehr Fliegen als in jedem anderen Raum zur warmen Jahreszeit auch.

„Das kommt alles nur wegen der Tanzerei.“
„Sind Sie doch ruhig, Sie sind doch auch schon mal mit einem Besenstiel hängengeblieben.“
„Des war aber bestimmt eine Mück‘!“
„Ach das kommt nur, weil du überall deine Quarktaschen futterst.“
„Ihr habt doch alle keine Ahnung, das war eine Bremse!“

So geht es hin und her, auf einmal von hinten die Stimmer meiner Frau: „Sagt mal, habt ihr eigentlich nichts zu tun? Gleich fängt die Trauerfeier an.“

Ruhe kehrt ein, wir schauen uns an und jeder geht brummelnd seines Weges.
Ich wette, die Fliegenaffäre wird noch ein Nachspiel haben.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#geheimnisvolle #geräusch #Lektorin A

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