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Der mit dem gepellten Ei -2-

Antonia zwängt sich in Sandys smart und nuckelt die Pinne zum Friedhofsamt.
Wir alle sind gespannt, was sie anschließend zu berichten weiß. Wer, wenn nicht Antonia, mit ihrem Talent zu sinnbefreiten Diskussionen mit jedermann, sollte in der Lage sein, den unfreundlichen und wortkargen Eierpeller zu erweichen.
Sandys lange Beine in schwarzen Netzstrümpfen und nur knapp verhüllte Brüste haben es nicht vermocht, ihn aus seinem städtischen Büroritual zu reißen, Mannis sportive Muskulatur und sein knackiger Hintern haben es nicht geschafft und auch Frau Büsers mütterliche Art, nach Krankheiten und Beschwerden fragend, war nicht in der Lage, dem Mann irgendeine Äußerung zu entlocken.

Wir sind also gespannt…

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Antonia kommt schon nach 20 Minuten wieder, strahlt über das ganze Gesicht und hat Streuselkuchenkrümel in ihren Wangengrübchen.
Ey, das wär‘ echt cool bei denen auf dem Amt, in Zukunft wolle sie nicht mehr die Tour zu den Standesämtern fahren, sondern lieber immer da hin, die seien ja voll nett.

Wir anderen schauen uns an und fragen uns und Antonia, ob sie auf dem selben Amt gewesen sei, von dem wir geredet haben.
Ja sicher! Aber nee, da sei kein unfreundlicher Mann und Eier habe da auch keiner gegessen, da sei eine voll tolle Frau, eine Adelige, eine ganz feine, freundliche Dame, die ihr die Bilder ihrer Kinder gezeigt und mit ihr ein Streuselkuchenteilchen vom Bäcker Krusselmann geteilt hätte. Sowas Nettes!

Und tatsächlich, die ebenfalls Unfreundliche von der Ortspolizeibehörde lässt sich später am Tag auf intensives telefonisches Befragen entlocken, der Herr Sauerbauer sei nicht mehr im Amt, der habe sich wegen Burnout und Stress erstmal beurlauben lassen oder sei in REHA oder sowas, auf jeden Fall komme der nicht wieder. Der habe den ewigen Stress mit dem Publikum nicht vertragen und werde nach seiner Genesung auf eigenen Wunsch eine Stelle im doch etwas ruhigeren Stadtarchiv einnehmen.

Sowas aber auch! Da schicken wir unsere panzerbrechende Geheimwaffe los und just an dem Tag sitzt da eine neue Frau im Amt.
Was das denn mit der Adeligen auf sich hätte, frage ich Antonia und sie sagt: „Das ist eine Frau von Tanne.“ Dabei reckt sich unser Pummelchen und macht ein spitzes Mündchen. „Eine ganz feine Dame, die ist ja adelig.“

In den folgenden Tagen und Wochen versuchen wir anderen, auch mal zum Friedhofsamt zu fahren, jeder will die Gräfin oder Herzogin selbst einmal kennenlernen, aber Antonia kann ja so feste mit ihren Füßen aufstampfen, daß wir ihr bis jetzt immer den Vortritt gelassen haben.
So energisch haben wir sie schon lange nicht mehr gesehen. Nicht sei sie sich mal in den Kurzhosenträger von UPS verliebt hatte und sich eine Weile sogar selbst Pakete geschickt hat, damit der häufiger kommen muss.
Von ihm hat sie erst abgelassen, als sie ihn auf der Kirmes mit Frau und drei Kindern gesehen hat.
„Ach Scheiße, ich dachte immer der sei schwul und ich könnte den bekehren“, hatte sie damals gesagt.

Aber mit der adeligen Frau von Tanne, Gräfin oder Herzogin ihres Zeichens, hat Antonia ein super Verhältnis. Sie schwärmt immer wieder von dieser feinen adeligen Frau und der kurzen Warte- und Bearbeitungszeit dort.

Eines Tages, Antonia hatte sich am Nachmittag des Vortages übriggebliebes Shushi von Sandy in der Mikrowelle warm gemacht, konnte sie nicht rausfahren, ein heftiger Durchfall hatte sie ans Klo gefesselt.

Das war meine Chance, die Herzogin auch einmal kennen zu lernen. Okay, der Adel an sich ist ja irgendwie abgeschafft und irgendwie doch nicht, und irgendwie brauchen wir ja alle diese Leute, weil der Deutsche an sich, ja so ein bißchen eine royale Sehnsucht in sich trägt. Kein Wunder, bei den Pupsgesichtern in Berlin.
So eine echte Herzogin auf dem Geschlecht der von Tannes wollte ich auch mal kennenlernen, auch wenn sie sich heute als städtische Sachbearbeiterin ihr Brot verdienen muss.

Im Amt muss ich überhaupt nicht warten. Der Wartestuhl aus Hartblech ist weg, an der Tür hängt ein Zettel „Bitte unaufgefordert eintreten!“
Ich klopfe, trete ein und eine kleine, zierliche, schon etwas ältere Frau mit wildgelocktem grauen Haar wirbelt gerade durchs Büro, hält kurz inne, strahlt mich fröhlich an, hält mir die Hand hin und ich stelle mich vor.
Sie freut sich weiterhin, tippt auf das Schild auf ihrem Schreibtisch, wo ich ihren Namen lesen kann und stellt sich ebenfalls vor: „Ich bin die Frau Fontane.“

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