Allgemein

Devotionalien

orgel

Nebenbei wurde hier über Devotionalien, also religiöse Gebrauchs- und Ritualgegenstände gesprochen.
Es tat sich die Frage auf, wo man so etwas kaufen kann.
Richtigerweise wurde geschrieben, daß in manchen Wallfahrtsorten der Handel mit Rosenkränzen, Heiligenbildern und Kruzifixen regelrecht blüht. Ansonsten gibt es in vielen Städten, z.B. in Köln, in Domnähe regelrechte Devotionalienhandlungen. Dort kann man alles erstehen was das katholische Herz so begehrt. Dazu gehören Gebets- und Gesangbücher in besonderer Aufmachung mit Goldschnitt und Ledereinband, alles was man für die Erstkommunion braucht und überhaupt alles, was man sich als notwendig vorstellen kann.

In anderen Städten sind christliche Buchhandlungen oft eine geeignete Anlaufstelle, die meist ebenfalls einen gewissen Teilbereich dieser Waren anbieten. Darunter oft auch so Schrecklichkeiten wie Papstbilder in einem Schrein aus Plastik, beleuchtet von 24 blinkenden LED-Lämpchen in allen Farben.

Werbung

Als Bestattungsunternehmer haben wir auch einen gewissen Bedarf an solchen Sachen, wenn auch nicht unbedingt am Blinke-Papst.
Wir benötigen Rosenkränze in schwarzer und weißer Farbe, kleine Kruzifixe als Handkreuze, größere mit und ohne Corpus als Deckelkreuze für die Särge usw. Je nach Ausstattung des Bestattungshauses mit einer eigenen Trauerkapelle kann der Bedarf aber auch in den Bereich der Kirchenausrüster hineinreichen. Man denke hier an Sitzbänke, Dekorationen, Kerzenständer usw.

Kerzen und Handkreuze beziehen wir aus einem Kloster, in dem wir seit Generationen die Nonnen bestatten. Die Klöster sind oft wichtige Produktionsstätten für solche Sachen.
Die restlichen Sachen bekommen wir von unserem Pietätwarenhändler.

Tatsächlich kommen doch recht viele Leute zu uns, um Rosenkränze, Kreuze und Kerzen bei uns zu kaufen. Früher hatten wir eine Wand, die mit diesen Gegenständen dekoriert war, aber nach sich häufenden „versehentlichen unbezahlten Mitnahmen“ liegen die Sachen jetzt in einer Glasvitrine. Etwa 50 Mal im Jahr kommt es vor, daß Leute solche Sachen bei uns kaufen. Das liegt sicherlich auch daran, weil wir mit diesen Sachen auch gern mal das Schaufenster dekorieren und die Menschen daher wissen, daß wir so etwas verkaufen.

Viel häufiger jedoch kaufen die Leute rote Dauerbrennerkerzen für die Gräber bei uns. Da habe ich mal auf einem Bestellzettel ein falsches Kreuz gemacht und 600 Stück davon bestellt, obwohl wir eigentlich weiße Kerzen für die Aufbahrungsräume benötigt hätten. Da ich niemanden fand, dem ich das in die Schuhe schieben konnte (sic!), habe ich es meinen Mitarbeitern als neue Geschäftsidee „verkauft“. Wir liegen ja nicht weit vom Friedhof entfernt und es kommen viele Ältere bei uns auf dem Weg zum Friedhof vorbei.

Erst wollte keiner unsere roten Kerzen, dann hat sich das aber herumgesprochen und die Dinger waren schneller weg als man es vermuten würde. Ein Geschäft kann man mit sowas nicht machen, aber mir gefällt das trotzdem, weil die Leute unbefangen und von einem aktuellen Sterbefall unbelastet zu uns kommen und ein wenig ihre Schwellenangst abbauen.
Irgendeine Frage zum Thema Bestattung haben sie dann doch immer, wenn man ja gerade schon mal da ist…

Ein recht gutes Geschäft haben wir mal mit batteriebetriebenen Dauerbrennern gemacht. Die sehen den Kerzen mit dem roten Plastiktöpfchen sehr ähnlich und haben zwei dicke Batterien drin. Sie brennen tatsächlich mehr als eine Woche und es gibt sie sogar mit Sensor, sodaß sie nur im Dunkeln anfangen zu leuchten.

Eigentlich sollen sie auf den Friedhöfen als Ersatz für echte Kerzen dienen, die doch immer schnell ausgehen. Wir haben aber festgestellt, daß die Leute sich diese Kerzen für daheim kaufen. Sie stellen sie neben einem Foto des Verstorbenen auf.

Überhaupt verkaufen wir nebenher doch recht viele Artikel, die mehr mit der anschließenden Trauer- und Grabpflegezeit zu tun haben. Dazu gehören Faltgießkannen, eben diese grünen „Trompetenvasen“ und Pflegemittel zur Reinigung von Grabsteinen.
Das kaufen die Leute lieber bei uns als bei den Friedhofsgärtnern, weil es im Bestattungshaus nicht so voll ist.
Dabei treten wir aber zu den Steinmetzen und Gärtnern nicht in Konkurrenz, sondern in diesem Fall beziehen wir die Sachen direkt von diesen Kollegen. Mir ist es seit jeher wichtig, mit den Kollegen aus der eigenen und verwandten Branchen ein freundschaftliches Verhältnis zu pflegen. Unterm Strich bringt das mehr als diese ständige unbegründete Feindschaft, die manche glauben pflegen zu müssen.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#devotionalien

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)