Mitarbeiter/Firma

Die Couch

In Teilen von Mannis Familie ist das Arbeitslossein an und für sich kein Problem und lang geübte Praxis.
Einer von Mannis Brüdern hat überhaupt noch nie richtig gearbeitet, der ist mal in eine Gipserlehre gegangen und hat dann Rücken und Knie bekommen. Seitdem leidet er fürchterlich unter seinem Schicksal, keine passende Stelle finden zu können, aber er singt dieses Lied in Perfektion: „Entweder bin ich mit Ende Dreißig schon zu alt oder überqualifiziert.“ Fragt man erstaunt zurück, wie einer ohne jegliche ausgiebige Berufserfahrung überqualifiziert sein kann, dann erfährt man, daß Mannis Bruder damit den niedrigen Lohn meint. „Die wollen mir nicht zahlen was ich brauch‘.“

Immerhin lässt er sich ab und zu dazu überreden, mit Manni mitzufahren und uns zu helfen, aber das ist auch schon alles, was ihn von RTL, selbstgestopften Zigaretten und der Bläh-Station wegholen kann.
Manni, ein grundehrlicher und fleißiger Mann, der immer noch zwei Jobs nebenher laufen hat, kann seinen Bruder nicht verstehen und hat keine Achtung vor ihm.
Sogar als bei uns mal eine Stelle frei war, konnte sich der Bruder nicht aufraffen, diese anzunehmen. Nö, ab und zu mal mitfahren, wenn Not am Mann ist und sich die fette Kohle einstecken, die man in solchen Fällen schon mal zahlt, ja das geht, aber auf Dauer, nö.

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Manni verdient nicht schlecht bei uns, aber Manni hat auch jede Menge Schulden. Seine Frau, die mittlerweile davon geläutert ist und ebenfalls bis zum Umfallen arbeitet, hatte einmal einen Faible für diese Shoppingsender entwickelt und allen möglichen Scheiß bestellt und jeden denkbaren Vertrag ausgefüllt. Premiere, Superhandyflat, Internet, Fitness-Studio… überall unterschrieb sie, auch für ihren Schwager und dessen Familie und am Ende hatte man einen Haufen 12- und 24-Monatsverträge an der Backe, die man nicht bedienen konnte. Mannis Schwägerin, also die Frau seines Bruders, die weder das Denken, noch die Arbeit erfunden hat, ist dann auf die glorreiche Idee gekommen, man könne ja bei diversen Online-Versandhäusern irgendwelchen Krempel bestellen und den dann gewinnbringend bei Ebay verticken.
Gut, so läuft kaufmännisches Tun und daran ist normalerweise ja auch nichts auszusetzen. Aber dann muß man die erworbene Ware auch bezahlen, auf den Einkaufspreis etwas aufschlagen und am höheren Verkaufspreis etwas verdienen.
Die haben das aber natürlich anders gemacht. Die bestellte Ware wurde gar nicht bezahlt und verkauft hat man sie so günstig, daß man mit jedem Verkauf eigentlich einen ordentlichen Verlust eingefahren hatte. Egal, Hauptsache die Auktionsgewinner überwiesen schnell und es kam Kohle rein, um die anderen Verträge bezahlen zu können.
Man schloss auch jede Menge Abos ab, warb sich gegenseitig für Buchclubs und heimste auf diese Weise eine ganze Reihe von Aboprämien ein, die man auch wieder im Internet versteigerte.
Daß diese Abos und die bestellten Waren irgendwann man bezahlt werden müssen, das verdrängte man. Doch das dicke Ende kam und das dicke Ende klopfte dann jeden Donnerstag und warf hässliche Briefe in den Briefkasten.
Die ganze Mischpoke konnte von Glück sagen, daß sie niemand anzeigte. So blieb aber ein großer Berg Schulden und Mannis Bruder lehnte sich zurück und wusch seine Füße in Unwissenheit, die Verträge liefen ja fast alle auf Mannis Frau.

Manni hatte von alledem nichts gewußt, zahlt aber heute -Jahre später- immer noch freiwillig für seine Frau ab.
Neulich haben wir uns mal zusammengesetzt und die ganzen Schreiben von großen Anwaltskanzleien und Inkassobüros durchgeschaut. Manni ist ja in der glücklichen Situation, daß man ihn nicht belangen kann, weil er nichts unterschrieben hat. Seiner Frau bleibt von ihrem Lohn immer nur der Freibetrag, der Rest wird gepfändet.
Zwar könnte man nun meinen, es sei ja alles in Butter, denn wenn Mannis Frau regelmäßig etwas vom Schuldenberg abträgt, müsse der ja kleiner werden. Wird er aber nicht.
Einmal ist das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein und während hier 200 Euro abgetragen werden, kommen bei den anderen Inkassofirmen schon wieder 210 Euro Gebühren und Zinsen hinzu.
Solange Mannis Frau aber etwas zurückbezahlt, halten die meisten Firmen ihre Füße still.
Deshalb habe ich Manni geraten, den ganzen Gläubigern im Namen seiner Frau nach und nach einen Brief zu schreiben und mitzuteilen, daß sie ganz sicher bald arbeitslos würde und nun lieber den Restbetrag in einer Summe bezahlen möchte. Dann bietet Manni als Vorschlag für einen Vergleich ein Drittel der Summe an.
Und siehe da, die meisten Firmen verhandeln gar nicht lange, sie schlagen noch irgendeinen Betrag auf Mannis Vorschlag drauf, um nicht das Gesicht zu verlieren, und setzen dann eine Frist, bis wann das Geld bei ihnen sein muß. Danach ist zumindest dieser Fall komplett erledigt.
Ich leihe Manni das Geld und Frau Büser verrechnet es mit seinem Lohn. So zahlt er unterm Strich genau so viel wie er vorher jeden Monat gezahlt hat, aber mit jeder Zahlung ist wieder eine Gläubigerakte zu.

Nebenher ist er jetzt stundenweise Hausmeister in seinem Wohnblock und arbeitet samstags (Dittsche-Fans bitte nicht lachen, das ist wahr) im Baumarkt an der Säge.

Ich erzähle das einfach alles nur mal so, weil ich mich immer darüber ärgere, daß Manni und seine Frau das alles alleine ausbaden müssen. Warum steht die Dumpfbacke von einem Bruder nicht im Baumarkt an der Säge? Aber nein, der hat ja Rücken und Knie und geht samstags immer Getränke holen.

Nun ist des Bruders Frau Onkel verstorben. Ganz genau gesagt ist es der Mann von der Schwester der Mutter von der Frau, die mit Mannis Bruder verheiratet ist.
Onkel Theo hieß der und hatte sein Raucherbein über 25 Jahre scheibchenweise abgenommen bekommen. Gestorben ist er aber nicht am Bein, sondern an einer Lungenentzündung, die er sich nach einem Bruch des Hüftgelenks im Krankenhaus zugezogen hatte.

Manni erschien in meinem Büro, um alles zu besprechen und ich versprach ihm, seinem Bruder einen guten Preis zu machen. Andere Verwandte hatte der tote Onkel nicht und Mannis Schwägerin fühlte sich verpflichtet, den Onkel unter die Erde zu bringen. Wie auch immer…
Nachmittags kam dann die ganze Mischpoke rund ums Mannis Bruder und ich hätte mich ja nun hinsetzen können und denen erklären können, wie sich das alles mit Bestattungspflicht und Kostenübernahmepflicht verhält. Ich hätte ihnen ja auch etwas vom Sozialamt erzählen können…, hätte ich.
Habe ich auch, aber aus irgendeinem Grund haben die meine Ausführungen nicht verstanden und sind vermutlich über die Aneinanderreihung von Paragraphen und das Wort „Solidaritätsprinzip“ gestolpert.

„Nee, das wollen wir alles nicht, wir wollen billich!“

Das haben sie dann auch bekommen und am Ende hatte ich für eine einfache Urnenbestattung 1.200 Euro auf dem Zettel. Mit dem Bezahlen, das sei so eine Sache, meinte Mannis Bruder und fragte dann nach der Möglichkeit zur Ratenzahlung.

„Nö“, sagte ich, wenngleich wir das für gewöhnlich unseren Kunden anbieten, wenn es für die Bezahlung nicht reicht. „Aber wie sieht’s denn damit aus: Sie können das hier abarbeiten.“

„Abarbeiten? Arbeiten? Ich hab doch 50 Prozent!“

„Ach, so schwer ist das hier bei uns nicht, da können Sie sich immer mal wieder hinsetzen.“

„Och nee, das liegt mir nicht so.“

„Kein Geld, keine Beerdigung.“

„Wie jetzt? Sie machen das dann nich‘?“

„Nö.“

„Aber der Manni arbeitet doch bei Ihnen.“

„Ja und? Die Tochter eines Cousins arbeitet bei ALDI, meinen Sie, ich bekomme da jetzt alles umsonst?“

„Nee, also jetzt wirklich nicht, oder?“

„Doch, Sie können das abarbeiten oder gleich im Voraus bezahlen.“

„Und wenn ich mal nich‘ kann, ich mein, ich hab doch Rücken?“

„Sie können!“

„Und wenn mal nich‘?“

„Dann schicke ich Ihnen den Manni auf den Hals.“

„Nee, bloß das nich‘, der tritt mir dann wieder so lange in den Arsch, bis ich aus’m Bett fall‘.“

„Also, wie sieht’s aus?“

„Und wie lange müsste ich da arbeiten?“

„Hundertzwanzig Stunden.“

„Was? Das sind ja, warten’se mal, das muss ich erst ausrechnen. Moment ich rechne ma‘ mit’m Handy… Mensch, das sind ja nur 10 Euro die Stunde. Finden’se nich‘, dass das ein bißchen wenich is‘?“

„Gut, dann gebe ich Ihnen neun Euro fünfzig.“

„Das ist ja noch weniger!“

„Neun Euro.“

„Halt, Stop! So läuft das hier! Das wird ja immer weniger! Nee, sagen’se nix, ich mach’s ja! Also gut, für zehn Euro.“

„Neun!“

„Mann, Sie sind aber ein harter Knochen. Also, einverstanden, neun Euro.“

„Und wenn Sie einmal nicht erscheinen, schick ich Ihnen den Manni.“

„Ich komm garantiert, bloß nicht den Manni schicken.“

Er schlägt ein und ist ganz niedergeschlagen; vermutlich sieht er sich vor seinem geistigen Auge schon in der ungewohnten Lebenssituation der Arbeit.

Manni strahlt, als er von dem „Deal“ hört: „Den trete ich schon in den Arsch. Au Mann, was freue ich mich, wenn ich den abholen und mit zur Arbeit bringen kann.“

Was soll man sagen, nur ein einziges Mal hat Mannis Bruder seinen Arbeitseinsatz nicht angetreten und ist dafür auch noch nicht einmal verhauen oder getreten worden. Er war wirklich krank, hatte starken Durchfall, so etwas kann ja wirklich jedem mal passieren. Ansonsten ist er, manchmal zwar maulend, aber regelmäßig erschienen und hat unter Mannis Leitung auch zufriedenstellend gearbeitet.
In erster Linie habe ich ihn „Särge kloppen“ lassen, also Särge ausstatten und mit Innenbespannung versehen lassen. Griffe dranschrauben, Füße montieren und alles das. Er hat es ganz ordentlich gemacht.
Aber Mannis Bruder ist einer von denen, denen keine Arbeit richtig Freude machen kann, weil sie nur den Feierabend und ihr Bierchen im Kopf haben. Die Arbeit ist nicht etwas, was einen ausfüllen und einem Freude machen kann, sondern etwas, was einen jeden Tag mit Qual erfüllt und von den wesentlich wichtigeren Dingen des Lebens, wie Blähstation und SKY-Decoder, abhält.

Herr Jenssen, der Werksleiter eines unserer Sarglieferanten, hätte Mannis Bruder übernommen, in Vollzeit…
Muß ich es sagen?
Mannis Bruder hat dankend abgelehnt. Als seine Schulden bei uns abgearbeitet waren, legte er sich wieder auf die Couch.
Dem ist nicht zu helfen.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Mitarbeiter / Firma

Hier erzähle ich Geschichten aus meinem Bestattungshaus und insbesondere über meine fabelhaften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Namen sind verändert. Manchmal wurde auch mehrere Personen zu einer Erzählfigur zusammengefasst.

Lesezeit ca.: 12 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 25. Januar 2011 | Revision: 5. Juni 2012

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13 Jahre zuvor

Ja, manchen ist einfach nicht zu helfen…
Der Blog-Eintrag wurde auf jeden Fall gern gelesen!

13 Jahre zuvor

Solang es auf der Couch noch für den Sky-Decoder reicht ist ja auch die Motivation für Arbeit nicht wirklich groß genug. Aber was soll ich mit der leidigen Brutto/Netto/Hartz IV Diskussion anfangen.

Schade ist es wirklich!

Aber könntest du nicht mal dem Amt mitteilen, dass er trotz seiner „50%“ ganz lässig knappe 135 Stunden arbeiten konnte? Die würde das sicherlich brennend interessieren.

LG
Joe

Ma Rode
13 Jahre zuvor

Japp, sowas kenn ich auch. Jammern auf hohem Niveau, dass die Kohle nicht vorn und hinten reicht, aber wenn denn wirklich ne Arbeit und guter Verdienst „droht“, wird man/frau krank, kann nicht umziehen, bekommt man/frau plötzlich nen Praktikumsplatz und und und …

13 Jahre zuvor

Hmm, ich kann sowas nicht verstehen. Ich war auch jahrelang arbeitslos, hab zwar nur 20% (teilweise Berufsunfähigkeit) aber ich mache jetzt seit 2 Jahren ne Umschulung und fange im Anschluß an diese (wenn alles klappt) in meinem jetzigen Praktikumsbetrieb nochmal ne komplette Berufsausbildung an. (Umschulungsberuf ist halt nicht 100% passend für den Betrieb und die dürfen dieses Jahr niemand einstellen, wollen mich aber unbedingt behalten). Und das trotz meines doch nicht mehr ganz so jungen Alters. Ich bin froh nicht mehr den ganzen Tag daheim zu sitzen (auch wenn ich vorher aufgrund mehrerer enhrenamtlicher Tätigkeiten nicht viel „Gammel“zeit hatte)

Tzosch
13 Jahre zuvor

Irgendwie entsteht der Eindruck, dass solche Typen einfach zuviel Geld vom Sozialamt bekommen.

Norbert
13 Jahre zuvor

Der Mist ist ja, dass das Verhalten von Mannis Bruder auf andere Arbeitslose übertragen wird. Auf solche nämlich, die sich die Finger wund schreiben und dann jede Arbeit annehmen, die vorzugsweise befristet zu haben ist. Nach ein paar Jahren liest sich der Lebenslauf wie ein Flickenteppich: Hier ein Jahr gearbeitet, arbeitslos, dort ein Jahr gearbeitet, arbeitslos, Weiterbildung, arbeitslos, umgezogen und dort ein paar Monate bis zur betriebsbedingten Kündigung (Wirtschaftskrise) gearbeitet, arbeitslos … Irgendwie scheint sich das dann auch wieder nicht gut zu machen.

Garfield
13 Jahre zuvor

Ich hatte mal das Pech, fast ein halbes Jahr arbeitslos zu sein. Zum Schluss hätte ich schon sehr viel getan, um wenigstens endlich einen Job zu haben. Das hat mich sowas von angekotzt. Schießlich habe ich aber dann doch eine Stelle bekommen, die mir jetzt auch noch Freude bereitet. Somit kann ich Leute echt nicht verstehen, die nicht arbeiten wollen, glaube es aber durchaus, dass man nicht mal so eben einen Job bekommt, wenn man nur Bewerbungen schreibt und sich vorstellt, und dann mal ein paar Monate arbeitslos sein kann.

Sanna
13 Jahre zuvor

…krieg ich dicken Hals beim Lesen! Ich bin eine der sog. Multi-Jobberinnen, flitze zwischen drei verschiedenen Arbeitsplätzen hin und her. Wenn ich mir meinen Netto-Stundenlohn angucke, dann krieg ich feuchte Augen und hab ganz doll Mitleid mit mir selbst. Aber stattdessen lieber das Sofa durchliegen, die Glotze rund um die Uhr plärren lassen und die staatliche Rundum-Versorgung genießen – nä!
Man kann mir eine Menge nehmen – aber meine Würde und mein Recht auf Arbeit nicht.

Übrigens – – – obwohl mein Monatseinkommen bei weitem nicht dem entspricht, was ich tatsächlich an Geld „brauche“, arbeite ich gern. Sehr gern sogar.

Matthias
13 Jahre zuvor

Tja, aber andererseits die amerikanischen Verhältnisse – 5 Jahre Unterstützung insgesamt im Leben, „frei“ einteilbar – verteufeln. Ich hoffe, dieses Land geht bald pleite. Ende mit Schrecken und so.

Kirstin
13 Jahre zuvor

@8 Sanna,
irgendwie bist du wie ein Spiegelbild meiner selbst stelle ich grade fest. Vier verschiedene Arbeitgeber und dann noch nebenher mal einen auf Aushilfsbasis.

Garfield
13 Jahre zuvor

@ Sanna:

Ich stimme Dir absolut zu. Ich würde vermutlich das gleiche machen, wenn ich meinen derzeitigen Job nicht gefunden hätte. Deine Situation zeigt mir aber mal wieder, dass auch auf der anderen Seite was schief läuft. Wer drei Jobs hat, Vollzeit oder sogar darüber hinaus pro Woche arbeitet, der sollte auch so viel verdienen, wie er braucht. Oder hast Du insgesamt trotzdem weniger als 40 Stunden Zeitaufwand? Ich würde jetzt mit mehr rechnen. Liege ich falsch?

@Matthias:

FÜNF JAHRE FREI WÄHLBAR? Echt jetzt?

13 Jahre zuvor

@6 Es sollte wohl allen klar sein, dass Menschen wie Mannis Bruder nicht die Regel sind. Aber leider sind die Ausnahmen zu viele, man kann deswegen nicht ignorieren, dass sollche Typen eine Belastung sind. Ganz ehrlich, ich kann mir keine Sky box leisten, und ich geh arbeiten. :/

13 Jahre zuvor

Vieles ist eben auch eine Einstellungsfrage. Aber da ist er ja nicht allein, zum Glück ist es in Deutschland ja fast schon eine Kunstform auf hohem Niveau zu jammern. Da kann man nur den Kopf schütteln und weiterziehen, ändern kann man es doch nicht.

Sanna
13 Jahre zuvor

@11 – Garfield:
Nee-nee, liegst durchaus richtig. Mensch kommt multi-jobbend meist auf mehr als 8 Std./Tag. Wenn es richtig heftig wird (was saisonal ja in fast jedem Unternehmen vorkommt), ist ein 12-Stunden-Tag nicht ungewöhnlich.
Urlaub kann man auch knicken; an 3 verschiedenen Arbeitsplätzen gleichzeitig Urlaub zu bekommen, ist absolut illusorisch. Ich kann mich höchstens bei den (unterschiedlich liegenden) Betriebsurlauben freuen, daß ich evtl. nur einen (stundenweisen) Arbeitsplatz auf dem Zettel habe. Da freue ich mich wie Bolle, wenn ich z.B. mal 2 aufeinander folgende Tage frei habe und „Urlaub“ machen kann.
Ansatzweise urlaubsähnliches Feeling gibt es lediglich zwischen Weihnachten und Dreikönigstag. Da sind sich alle Arbeitgeber einig und die Buden bleiben dicht.

Alica
13 Jahre zuvor

@Sanna
Tut mir leid, wenn ich indiskret werde, aber was hast du gelernt? Was ist das für ein Job, dass man davon 3,5 braucht, um leben zu können?

Joachim
13 Jahre zuvor

An meine Mit-Kommentatoren: Selbst wenn 20% der Arbeitslosen so wären, wäre das kein Problem. Solange es viel mehr Arbeitslose als Stellen gibt, ist es total egal.

Anstatt dann zu sehen, dass das Problem auf der anderen Seite liegt (drei Jobs und dennoch zu wenig Geld…) hetzt man lieber untereinander.

Also: Solange die Arbeitslosenquote nicht bei 3% liegt, über sowas einfach kurz den Kopf schütteln und sich freuen, dass solche Leute als Puffer gegen noch miserablere Löhne dienen.

Garfield
13 Jahre zuvor

Ich höre nicht zum ersten Mal, dass sich jemand in einer Situation wie Sanna befindet. Ich persönlich finde ganz offen und direkt, sowas gehört verboten. Es darf einfach nicht sein, dass jemand (manchmal weit) mehr als 40 Stunden die Woche arbeitet und dennoch für den Lebensunterhalt zu wenig verdient.

Manuela
13 Jahre zuvor

Gibt es in Deutschland denn keinen Privatkonkurs? Der hätte sich doch für Mannis Frau angeboten, dann wären wenigstens die Schulden nicht mehr gestiegen. Aber immerhin weiß ich jetzt, wen Sarrazin im Blick hatte, als er sein Buch schrieb…

Mort
13 Jahre zuvor

@17: Völlig richtig. Vielleicht haben ja manche FDP-Wähler geglaubt, „Arbeit muss sich wieder lohnen“ wäre so gemeint. Als ob man die FDP nicht gut genug kennen würde, um zu wissen, dass sie sich natürlich für die Unternehmensführung und -finanzierer (Aktionäre, Banken, Teilhaber, …) lohnen muss.

@18: Privatinsolvenz gibt es. Aber soweit ich weiß, ist das nicht ganz so einfach, und Blähstation und SKY wären dann wohl auch dahin…
Und wenn Mannis Frau nicht ein Kopftuch trägt und 7 Kinder hat, war sie vermutlich nicht in Sarrazins Blickfeld.

clownsfrau
13 Jahre zuvor

Ach ja, der Sarazzin mit seinem urdeutschen Namen……

ein anderer Stefan
13 Jahre zuvor

Solche Typen wie der Manni-Bruder machen mich auch wütend. Am besten noch einen Stall voll Kinder dazu, dann gibts reichlich Kindergeld, und der Hartz-IV-Status wird gleich weitervererbt… Mir ist klar, dass das die Ausnahme und nicht die Regel ist, aber die schwarzen Schafe fallen nun mal immer auf. 16 Joachim: Im Grundsatz hast Du zwar recht, was die Zahl der Arbeitslosen und die Zahl der freien Stellen angeht. Aber: je mehr Leute einen Job haben, desto eher ist auch verfügbares Einkommen vorhanden, was wiederum ausgegeben wird und der Wirtschaft zu Gute kommt – die dann weiter wachsen kann und mehr Arbeitsplätze generiert. Zumindest theoretisch kann das so funktionieren. Wenn so ein „Manni-Bruder“ sogar eine Stelle in Vollzeit angeboten kriegt und das ablehnt, klappts natürlich nicht… @ 15 Alica: schlecht bezahlte Jobs? Da fällt mir spontan Verkäuferin auf 400 Euro-Basis ein – damit tun sich ja vor allem Discounter hervor, dass sie nur noch wenige Kräfte mit regulären Verträgen haben. Und selbst wenn es Vollzeit ist, kommen da nicht mehr als vielleicht 1200 brutto bei rum… Weiterlesen »

Wolfram
13 Jahre zuvor

Hm. Einem in den Arsch treten, der grad flitschenden Dünnschiß hat, das ruiniert die Schuhe und lohnt sich nicht.

Hat der faule App… äh Bruder denn wenigstens auf Steuerkarte gearbeitet? 😀

JJ Preston
13 Jahre zuvor

Mal was anderes:
„Doch das dicke Ende kam und das dicke Ende klopfte dann jeden Donnerstag und warf hässliche Briefe in den Briefkasten.“

Wie, das Rüsselschwein macht jetzt auch in Gerichtsvollziehungen???

13 Jahre zuvor

Ach Mensch, das ist doch verrückt.
Da hat einer Power für 10 und mäßigt sich, indem er lieber lange im Bett bleibt, um anschließend in die Glotze zu starren.
Echt schade.
Ich fürchte, von dieser Sorte gibt es mehr, als uns allen lieb sein kann.

13 Jahre zuvor

10 Euro die Stunde? Bzw. 9, also ich glaube ich höre auf zu Arbeiten, sondern beschaffe mir alles beim Bestatter auf Pump und arbeite das ab. Bei den Stundensätzen lohnt sich das eher als meine jetzige Tätigkeit.

Astrid
13 Jahre zuvor

Särge kloppen würde mir glaube ich Spaß machen…

13 Jahre zuvor

Arbeitslos sein ist mitunter etwas frustrierend – speziell für hochqualifizierte wie mich 😉 Ich suche seit 18 Monaten, allerdings isses in meiner Branche scheinbar etwas unüblich Bezahlung anzubieten. Als ob ich von Luft und Liebe arbeite…
Bevor ich ein unbezahltes Praktikum angehe, wo ich nach 4 Monaten ohne Geld und Job dastehe, bin ich lieber daheim. (Arbeitslos, aber garantiert nicht beschäftigungslos *gg*)

Solche Fälle wie oben beschrieben sind extrem, aber wohl kaum die Regel… jedenfalls kann ich mir schwerlich vorstellen dass die krasse Mehrheit von arbeitslosen Leuten es toll findet, so daheim rumzulungern und sich aus jeder möglichen Arbeit rauszuwieseln…

Garfield
13 Jahre zuvor

@ Oberclown:

Kommt mir bekannt vor. Ich habe auch schon für weniger gearbeitet, und in mehr als einem Job.

@ NuttyFanboy:

„in meiner Branche scheinbar etwas unüblich Bezahlung anzubieten“ Okay, das ist mal schon heftig. Und das höre ich auch nicht zum ersten Mal. Ich weiß nicht, was sich da manche Personaler denken (oder auf wessen Mist sowas auch immer wächst). Das Hirn scheint nur die Funktion zu haben, die Schädeldecke am Einsturz zu hindern.

Spaten
13 Jahre zuvor

…Multijober zähle ich allesamt zu den Hektomatikern. Sollen sich mal auf einen Job konzentrieren und nicht mit ihrem wilden Aktionismus die Preise für bezahlte Arbeit kaputtmachen. Würde es nicht so viele Bekloppte geben, die man mit täglich zwei Stunden mies bezahlter Arbeit locken kann, dann würde es so einen pervertierten Arbeitsmarkt gar nicht geben.

Anonym
13 Jahre zuvor

Sowas ist schon wirklich ein starkes Stück! Gerade weil es Leute gibt, die eine solche Einstellung an den Tag legen und auch noch öffentlich zur Schau stellen, müssen diejenigen, die gerne arbeiten würden aber nichts finden oder wirklich nicht in der Lage sind überhaupt erst eine Ausbildung zu schaffen sich immer wieder anhören, dass sie faul und arbeitsunwillig seien.

Ich kann den Mann absolut nicht verstehen. Man wird doch ganz nebenbei angemerkt auch völlig depri, wenn man seinen ganzen Tag herumhängt ohne irgendetwas Sinnvolles zu machen. Ganz davon abgesehen, dass es viel mehr Freude macht, sich gute Dinge zu gönnen, wenn man selbst dafür gearbeitet hat.




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