„Da haben sich die Rentner wieder vor dem Sterben gedrückt“, sagt Huber lakonisch, legt die Zeitung mit den Sterbeanzeigen beiseite und ich weiß was er meint. Eine Doppelseite mit Anzeigen und die meisten sind für Leute, die zu junge zum Sterben waren. Ich lese Geburtsdaten 1958, 1967, 1952, 1973…
Es gibt so Zeiten, da ist das eben so.
Nicht leicht für uns, denn auch wir bestatten lieber ganz alte Leute. Wenn man so die Zeitung aufschlägt, dann erkennt man es manchmal schon am Bild der Seite, ob wieder viele Jüngere gestorben sind. Zunehmend wählen die Angehörigen jüngerer Verstorbener gestaltete Anzeigen mit Hintergründen oder einem Foto und Motiven, die von den üblichen Kreuzen abweichen.
Da hat sich einiges verändert und es lohnt sich, bei der Aufgabe einer Anzeige auch nach diesen anderen Gestaltungsmöglichkeiten zu fragen. Das kosten in der Regel nicht mehr, da bei den meisten Zeitungen nur der Anzeigenplatz nach Millimetern berechnet wird.
Wir stellen auch eine erhöhte Nachfrage nach Gedenkanzeigen fest. Das sind Anzeigen, die aufgegeben werden, wenn sich der Todestag zum ersten oder zehnten Male jährt. Es steht dann „Zum Gedenken“ oder „in memoriam“ darüber und die Angehörigen bringen auf diese Weise auch noch einmal öffentlich zum Ausdruck, daß sie den Verstorbenen noch nicht vergessen haben.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: gedrückt, haben, sich
>>die Angehörigen bringen auf diese Weise auch noch einmal öffentlich zum Ausdruck, daß sie den Verstorbenen noch nicht vergessen haben.<>Es gibt so Zeiten, da ist das eben so.<<
Bei uns in der lokalen Presse gab es die letzten Wochen
eine Häufung bei der Altersgruppe 1983 + x
und ein paar Tage vorher war ein entsprechender zeitungsbericht über einen Verkehrsunfall mit tötlichem Ausgang zu lesen.
Also wie immer umdiese Jahreszeit:
widrige Straßenverhältnisse – nicht angepasste Fahrweise = ;(
Das wird wohl jetzt die Osterwoche auch nicht besser werden. Viele haben Urlaub und sind mit dem Auto unterwegs. Und auch die Jugendlichen gehen öfters aus, da ja schulfrei ist. Da wird wohl einiges auf der Straße „los sein“
Wer liest denn eigentlich Sterbeanzeigen?
Ich kenn niemanden.
@Ich_halt
Bestatter aus beruflichen Interesse 😉
Alte Leute lesen die häufig recht gründlich, und viele, die auf Klatsch und Tratsch stehen.
Hab früher argumentiert, das diese Anzeigen total rausgeschmissenes Geld sind (eben: Wer liest sowas), aber der „Rücklauf“ bei meinem Vater war dann ziemlich überraschend, müssen also doch ziemlich viele lesen.
>>Es steht dann “Zum Gedenken” oder “in memoriam” darüber und die Angehörigen bringen auf diese Weise auch noch einmal öffentlich zum Ausdruck, daß sie den Verstorbenen noch nicht vergessen haben.<<
Meiner Meinung nach ist das nichts, was man fördern sollte, sondern nur Geldmache für die Zeitungen.
Das man den Menschen nicht vergisst, kann man auch zeigen, indem man den Kindergarten mal Spielsachen schenk oder eine Spende an die Krebsstiftung vornimmt. Da ist das Geld sicher besser aufgehoben, als in einer Zeitung, die die Leute als Einlage für den Komposteimer nutzen.
Ist aber nur meine Meinung 😉
ich lese die auch immer….und musste auch schon feststellen das es auch schon den einen oder anderen Klassenkameraden erwischt hat, oder den kleinen Sohn einer Freundin…
ist mir auch schon so ergangen;
da liest Du eine Todesanzeige von jemandem in Deinem Alter o. jünger, den Du persönlich kennst, ev. schlimmer noch, wenn man kurz zuvor mit demjenigen gesprochen hat.
Da bekommt man schon einen Kloß in den Hals, auch wenn man kein besonderes persönliches Verhältnis zum Verstorbenen hatte.
Es lässt einen doch nicht unberührt.
@ich_halt:
Ich lese die Anzeigen auch hin und wieder. Bei manchen stehen oft sehr schöne Sprüche oder Gedichte bei. außerdem erfährt man so, ob jemand aus der Nachbarschaft verstorben ist, den man lange nicht mehr gesehen hat. etc.
so ziemlich jeder, der eine kundendatenbank führt, liest sterbeanzeigen. pastoren, lehrer und andere leute, die mit menschen und familien zu tun haben, können auch oft besser reagieren, wenn sie von einem todesfall unterrichtet sind.
.~.
Sterbeanzeigen sind auch für Wohnungsuchende von Interesse 🙂
Ich lese die Todesanzeigen auch, und heute habe ich leer geschluckt.
R. XX.XX.1998 – XX.XX.2008
Krebs ist so grausam…
Wer Sterbeanzeigen liest???
95% der Zeitungsabonnenten! Jedenfalls bei den Regionalen Zeitungen im hiesigen Bereich.
Ich habe bei einer der 2 führenden Zeitungen gearbeitet und feststellen müssen, daß die „schwarze Seite“ ein Auswahlkriterium ist.
Aussagen, daß unser Blatt besser ist, man aber die Todesanzeigen einer bestimmten Region dort nicht findet, und daher die Zeitung nicht wechseln will, sind völlig normal gewesen.
Ab einem gewissen Alter ist es halt wichtiger zu wissen, ob Frau Kittelschürz von schräg gegenüber noch atmet, als sich über das Weltgeschehen zu informieren.
Wobei ich mit Weltgeschehen den lokalen Kaninchenzüchterverein meine.
Ich kenne Leute, die fangen die Zeitung von hinten an zu lesen – erstmal kucken, wer gestorben ist…
Hallo,
Ich lese die Anzeigen auch jeden Tag. Möchte doch wissen ob jemand verstorben ist, den ich kannte. Nicht zuletzt, weil ich dann evtl. zur Beerdigung gehen will. Nur kürzlich ist mir was „durchgegangen“. Ich habe zwar gelesen, das Klaus W. bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist, aber erst als der Nachruf des Arbeitgebers erschien, stellte ich fest dass ich mit Klaus in einem Betrieb gearbeitet habe.
Eine frühere Cheffin hat die Anzeigen auch immer gelesen und dann bei Bedarf die Patietenkarteikarten aussortiert und bei Leuten die man länger kannte auch mit einem Kondolenzbrief geantwortet.
@Uwe:
dito, „die Toten“ sind doch der eigentlich interessante Teil einer lokalen/regionalen Tageszeitung. Nebenbei auch der einzige Teil, dessen Informationsgehalt (so es nur um die Information an sich geht) sich nicht schon zuvor in den Weiten des Internets in Erfahrung bringen lässt.
Auch wir schauen täglich nach, wer „die Zeitung abbestellt hat“ 🙂
Ich lese die Todesanzeigen eigentlich immer als Erstes.
ich war 14 als mein Vater starb und da ist irgendwie was hängengeblieben
Ich lese die Todesanzeigen und stelle fest: O je, die Einschläge kommen durchschnittlich immer häufiger immer näher.
Und dann gibt es ja auch die Menschen, die sich die Todesanzeigen und einen roten Stift schnappen, um immer die aktuellste Ausgabe des Telefonbuches zu haben…
Da hab ich ja was losgetreten…
Ich denk nur, wenn es ein Bekannter gewesen wäre, würde ich eingeladen werden. Wenn nicht, war es nicht so wichtig. Und die Anzeigen lesen, um mir Sorgen zu machen, dass viele derjenigen jünger oder gleichalt waren wie ich? Nee, nee, nee!
wie erfährt man denn sonst rechtzeitig, dass eine Wohnung frei wird? ;-))
Nicht nur die Todesanzeigen sind interresssant, interessanter sind die Bestattungsmitteilungen der Friedhöfe, hier steht die Uhrzeit der Beerdigung, und der Einbrecher weiß, wie lange er ungestört arbeiten kann.
eine Kollegin nennt die Familienanzeigen „Inventurteil“, weil da die Zu- und Abgänge notiert werden. Finde ich witzig.
Ich durchsuche die Todesmeldungen in meiner (überregionalen Münchner) Tageszeitung nach ungewöhnlichen Namen, Gedichten u. insbesondere nach aussterbenden Berufen. Was bitte ist z.B. ein „Revolverdreher“? Ein Dreher, der auf Revolver spezialisiert ist? Ein Qualitätskontrolleur bei der Büchsenmacherzunft?
Stell Dir einen Trommelrevolver vor. Mehrere Kugeln in einer Trommel. eine nach der anderen….
Stell dir eine Drehbank vor. Mehrere Werkzeuge lauern aufgespannt auf einer Trommel auf ihren Einsatz. Eines nach dem anderen. Das erste dreht vorne die Fläche plan. Das Zweite setzt eine zentrale Bohrung, das Dritte bohrt das Gewinde, das Vierte rändelt die Aussenfläche, das Fünfte sticht es ab und Du hast eine Rändelmutter.
Es gibt auch noch Kompliziertere.