Mitarbeiter/Firma

Die Jägermeister-Hühner

Es ist Mittwoch, es ist Feierabend und die Bürodamen gehen nicht nach Hause.
Sandy trägt rote Netzstrümpfe mit weiten Maschen, einen schwarzen Minirock und High-Heels mit weißen Puscheln um die Fußfesseln. Auf dem Kopf hat sie eine aberwitzig kleine Nikolausmütze mit einem blinkenden Bommel.

Antonia hat sowas Ähnliches an, nur sieht das bei ihr irgendwie ganz anders aus.
Frau Büser ist ganz in Zivil, lediglich eine blinkende Puschelbrosche und eine etwas größere Nikolausmütze zeigen, daß auch sie zur Truppe gehört. Und Truppe, der Ausdruck passt ganz gut. Aus irgendeinem Grund hat sich die Büserin nämlich einen Tannenzweig an ihre Nikolausmütze gesteckt, der ragt kühn nach oben und verleiht dem Ganzen etwas Feldwebelhaftes.

„Los, Mädels, Weihnachtsfeier!“, lautet Antonias Kommando und…

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…die kampfbereiten Hyänen machen sich auf den Weg zum kleinen Ortsweihnachtsmarkt.
Alkoholisierte Zuckerbrühe und Fettschlauch, auch unter den Synonymen Glühwein und Bratwurst bekannt, sind das Ziel der weiblichen Begierde. Das geben die drei zumindest vor, in Wirklichkeit wollen sie, wie so viele um diese Jahreszeit, ganz schnell lustig werden und in erster Linie über die Männer herziehen.

Sandy steht ja, das ist hinlänglich bekannt, auf Jägermeister. Pur, auf Eis, mit Saft und in allen anderen denkbaren und undenkbaren Kombinationen ist das ihr absolutes Lieblingsgetränk. Logischerweise hat sie eine große Flasche dieses Kräuterlikörs in ihrem kleinen Rucksack mit dabei und ich hoffe, sie kippt das Zeug nicht auch noch in den Glühwein.

Sagte ich, daß die zu Dritt gehen?
Glatt gelogen! Beziehungsweise ändert sich die Zahl der Weihnachtsgänse schlagartig von drei auf vier, als kurz vor dem Abgang der Truppe auch noch unter großem Hallo meine Frau dazu stößt. Die hat ihre unglaublich langen Beine in ebenso unglaublich lange Stiefel gezwängt und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, als ob die ansonsten Herzensgute schon ein wenig „vorgeglüht“ hat.
Mit Verschwörermiene klopft sie auf ihren kleinen Rucksack und die anderen drei Hennen lachen gackernd.

Ich ziehe nur den Kopf zwischen die Schultern, tue so, als ob mich das alles gar nichts anginge und mich auch nicht interessiert und gehe einfach in mein Büro. Nee, mit angetüdelten Hyänen kann ich nun so gar nichts anfangen, ich gönne ihnen aber ihren Spaß.

Wie ich aus dem Gegacker auf dem Flur entnehmen kann, treffen sich meine vier Lotterweiber mit nochmals vier anderen Weibsleuten und später stößt sogar, und das gibt jeder weiblichen Veranstaltung immer den ganz besonderen Kick, der schwule Hendrik dazu. Der ist der Star auf jeder Frauenveranstaltung, weil er als Kosmetiker immer die besten Schminktipps parat hält und vor allem ganz viel Tratsch zu berichten weiß.

Nee, davon halte ich nichts, das hat doch mit Weihnachten nichts zu tun.

„Chef, sind Sie fertig?“ will Manni wissen, der den Kopf zur Tür rein streckt und ich hebe nur den ausgestreckten Zeigefinger vor den Mund. Ein vielstimmiges „Tschühüsss“ schallt durchs Haus und endlich ist männliche Ruhe da.
„Auf geht’s!“ sage ich, nehme meine Nikolausmütze aus der Schublade und zu fünft gehen wir Männer auf den kleinen Weihnachtsmarkt im Nachbarort. Manni hat eine Flasche Appelkorn dabei, dieses fast schon legendäre und bei vielen längst vergessene Kult-Gesöff der Siebziger.
Mit Appelkorn feiert man Weihnachtsmarkt, aber doch nicht mit Jägermeister!


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Hier erzähle ich Geschichten aus meinem Bestattungshaus und insbesondere über meine fabelhaften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Namen sind verändert. Manchmal wurde auch mehrere Personen zu einer Erzählfigur zusammengefasst.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 10. Dezember 2009 | Revision: 17. August 2012

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14 Jahre zuvor

ROFL!
Als ob ich es nicht geahnt hätte, aber über die Mädels lästern macht ja schließlich mehr Spaß *g*

Avarion
14 Jahre zuvor

Gröhl. Schöne Pointe. Danke dir. Viel Spass beim Feiern.

Kirstin
14 Jahre zuvor

Wissen die holden Damen von dem heimlichen Weihnachtsmarkttreffen der Männer???

Rene
14 Jahre zuvor

@3 (Kirstin):
Jetzt ja 😉

Clara
14 Jahre zuvor

Wie lange dauerte Antonias Praktikum nochmal?

Berta
14 Jahre zuvor

@Clara: Ach, Du hast gar nicht mitbekommen, dass Antonia da schon lange fest arbeitet?

Ma Rode
14 Jahre zuvor

Bah! Jägermeister! Wer trinkt denn sowas freiwillig? (Ja, ich weiss, Toms Damen) Und ich dachte immer, das Zeug taugt mehr zum Desinfizieren … aber Apfelkorn ist lecker!

14 Jahre zuvor

das liebe ich so an weihnachten. merkwürdige sachen essen und trinken ohne das einen die übelbelkeit vom letzten jahr im wege steht.

feines weihnachtsmärchen…

Clara
14 Jahre zuvor

@Berta: Ich habe mitbekommen dass Antonia ein Praktikum bei Tom gemacht hat, das zeitlich begrenzt war. Außerdem meine ich mich daran zu erinnern dass Tom schrieb, Antonia hätte längst geheiratet und ein (zwei?) Kinder bekommen. Außerdem würde sie selber darüber lachen, wie sie sich „damals“ benommen hat. Deshalb wundert es mich, dass sie nun ständig und vorallem über einen so langen Zeitraum in den Geschichten auftaucht. Vielleicht habe ich auch nur etwas durcheinander gebracht, ich lerne ja nicht das ganze Weblog auswendig. 😉

Vielleicht ist Tom ja geneigt mich aufzuklären. Oder jemand anders aus Toms Truppe. Danke. 🙂

Mirella
14 Jahre zuvor

Ich find den Ausdruck „Büserin“ einfach zum Schreien 😀

Nicolas
14 Jahre zuvor

Mampe trinken! Mampe! Viel besser.

llamaz
14 Jahre zuvor

@Clara
http://bestatterweblog.de/archives/Wenn-man-dem-den-kleinen-Finger-reicht…/1982

„Antonia steht in manchen Geschichten einfach stellvertretend für eine ganze Reihe von Praktikanten. Ich sagte ja, daß die allermeisten ganz ordentlich gearbeitet haben. Aber jeder macht doch irgendwann mal Blödsinn, schießt einen Bock, wie man so sagt und dann wäre es einfach zu blöd, diese Person hier im Blog einzuführen. So muß Antonia, als den Lesern bereits bekannte Praktikantin mit „Dauerverbrennung“ eben herhalten und sich die eine oder andere Begebenheit zuschreiben lassen, die ihr gar nicht selbst widerfahren ist.“

fuzzy
14 Jahre zuvor

An Appelkorn habe ich keine guten Erinnerungen. Außerdem kennen das nur noch alte Leute ;-).

MacKaber
14 Jahre zuvor

Jagertee in der Thermosflasche!

14 Jahre zuvor

Das Problem an Appelkorn ist, dass es immer mindestens einen gibt der da nicht mehr ran kann, also braucht man min. noch Pfeffi oder Kirsch…

Max
14 Jahre zuvor

Oha! Appelkorn is Gefährlich !!! 😉

Puschel
14 Jahre zuvor

@ 13

nur alte Leute? Mhh ich bin jetzt Anfang 20 und trink den Appelkorn ganz gern mal, mag dafür allerdings keinen Jägermeister.

eulchen
14 Jahre zuvor

Jägermeisterhühner und Appelkorngockel jaja

14 Jahre zuvor

Hm,
also ich mag Glögi viel lieber. Und als Schuß einen leckeren Waldbeeren-Likör …

Anise
14 Jahre zuvor

Da gabs mal so einen Vorfall in der Jugend…, nee, Appelkorn geht nicht mehr.




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