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Die Millionärserbin

Neulich habe ich ferngesehen. Mich interessierte die in der Vorschau angekündigte Sendung über Hausboote. Das würde mir nämlich auch ganz gut gefallen.
Jetzt war die Sendung aber so, daß das was mich interessierte in kleinen Häppchen gezeigt wurde, unterbrochen von Berichten über Superreiche, die in unermesslichem Luxus auf Kreta oder der Spitze des Mount Everest wohnen, oder so.

Und während ich da so zuschaue, zeigen die auf einmal Frau Blechner, die ihre Millionen-Dollar-Finka auf Mallorca vorstellt und unten blenden die ein Hertha Blechner, Millionenerbin.

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Vom Ton her war die Moderation der Sendung so ausgelegt, daß Frau Blechner als überkandidelte, zickige Nichtstuerin dargestellt wurde, eine typische Millionenerbin eben.

Aber ausgerechnet Frau Blechner kenne ich sehr gut. Ich kannte auch ihren Mann.
Vor über 15 Jahren haben die Blechners nämlich ihre Mutter bei uns beerdigen lassen. Herr Blechner betrieb damals hier in der Nähe ein kleines Ingenieurbüro und beschäftigte sich mit der Entwicklung von Zulieferteilen für die Automobilindustrie. Frau Blechner machte die Buchhaltung und das Büro.

Arm waren die Blechners nicht, ein schönes Reihenhaus, zwei Autos aus Wolfsburger Fertigung und eine Mitgliedschaft im örtlichen Tennisverein. Man hätte sie als Bessergestellte eingestuft, aber nicht als superreich.
Das änderte sich etwas, als Blechner eines seiner Bauteile, für das er ein Patent hatte, sehr gut am Markt platzieren konnte und wie man mir sagte, kommt heute kaum ein Fahrzeug ohne dieses oder ähnliche Teile aus. Ich verstehe davon zu wenig, aber es hat etwas mit irgendeiner Stabilitätssteuerung zu tun.

Bis das aber soweit war, haben die Blechners Jahrzehnte 12 bis 16 Stunden am Tag gearbeitet, sich einen schönen Betrieb aufgebaut und keineswegs in übertriebenem Luxus gelebt.

Als es endlich soweit war und die Einnahmen üppig flossen, wurde Herr Blechner krank. Magenkrebs. Ein ziemlich ekelhafter Tod, sehr schmerzhaft, oft recht langwierig und dann doch plötzlich.

Natürlich hat Frau Blechner die Millioneneinnahmen geerbt, warum denn auch nicht. Und daß sie es sich jetzt gut gehen lässt, das gönne ich ihr. Ich sage doch immer wieder: Man kann nichts mitnehmen. Hier bei mir liegen sie alle nackt und kalt, ob armer Penner, Millionär oder Universitätsprofessor. Keine kann was mitnehmen.
Was kann man also Gescheiteres tun, als das, was man sich erarbeitet hat, auch zu Lebzeiten auszunutzen. Und zwar heute, nicht morgen, denn morgen könnte man schon kalt und nackt bei einem Bestatter liegen.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 24. November 2007 | Revision: 28. Mai 2012

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Martin
17 Jahre zuvor

Stereotypen eben. Es wird hochstilisiert bis zum geht nicht mehr und die wahren Hintergründe interessieren dabei gar nicht. Aber was soll man denn sonst denken? Millionärserbin, Finka auf Mallorca und keine Ahnung was für ein Leben. In unserer, heutzutage leider sehr neidischen Gesellschaft, werden so doch nur die widrigsten Instinkte des Menschen angesprochen. Es wird einem immer suggeriert, dass der Reichtum den Millionären ja nur so in den Schoß fallen muss. Dass harte Arbeit und auch Verzicht dahinter stehen und die Millionen durch geschäftlichen Erfolg zusammengekommen sind, hört man doch fast nirgendwo. Lieber billige C-Prominenz, die einen reichen Mann geheiratet haben, der dann abgekratzt ist und dann in St. Moritz oder in Monaco auf den Putz hauen anstatt die hart arbeitende Unternehmensgattin, die stundenlang ihren Mann bei seinem (oder ihrem) Erfolg unterstützt hat. Ist nunmal so. Leider…

lyla
17 Jahre zuvor

ALso wenn die Branche stimmt in der dieser Blechner seine Brötchen verdient und das mit dem TV Bericht auch, dann weiß ich jetzt wo du herkommst ;D
Ich schweige. Wie ein Grab 🙂

Icke
17 Jahre zuvor

Millionärserbin klingt doch viel aufregender als „Witwe, die zusammen mit ihrem verstorbenen Mann einen Betrieb aufgebaut hat und damit Millionen verdiente“.
Aber leider ist das Fernsehen heutzutage meist so. Nicht nur bei den Privaten…

Gerd Krüger
17 Jahre zuvor

Wie jemand darauf kommt mit seinem erarbeiteten oder ererbten Reichtum in einer Fernsehsendung zu protzen, bleibt mir ein Rätsel.

Hallo Wien
17 Jahre zuvor

Ich würde deshalb nur in einer Fernsehsendung mitwirken, wenn ich was zu verkaufen hätte. Was dann letztlich gesendet wird und wie man im Kommentar beschrieben wird, darauf hat man keinen Einfluß. Mit den evtl. Folgen muß man nachher alleine klar kommen, darüber wird keine Sendung gemacht.

17 Jahre zuvor

Widerlicher Sozialneid.

Stefan
17 Jahre zuvor

Mitleid bekommt man geschenkt. Neid muß man sich erarbeiten.

smartdriverin
17 Jahre zuvor

Also ob die Dame protzt, kann ich nicht beurteilen. Aber jeder, der halbwegs sich über Medien informiert, weiß, dass TV und Printmedien darstellen, wie sie es am besten verkaufen. Und die Leute – ja, lieber Mitleser, auch ihr, sonst würdet ihr keine blogs lesen!!!- sind und ´wollen Voyeur sein. Am schönsten ist es doch, wenn andere das dumm, doof, schlecht benehmend dargestellt werden und man sich selber sooooooo edel, hilfreich & gut fühlt.
Ich glaube unserem Bestatterchen, dass die Dame ganz o.k. ist. Und reich sind die -wie die meisten anderen Selfmade-Reichen- nicht durch Arbeit, sondern durch DENKEN geworden!




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