Allgemein

Fadenfisch, nackte Tatsachen und ein Portugiese auf der Flucht

Antonia hat einen neuen Freund, es ist nicht der den sie letzte Woche hatte, aber den hier will sie heiraten. Ab sofort ist Diät angesagt und seit ungefähr drei Tagen hört man gar nichts anderes aus ihrem Mund als daß sie ja schon ein Pfund abgenommen habe. Gut, das sieht man jetzt noch nicht so, aber ich glaube ihr mal, denn der allgegenwärtige Bienenstich und die kleinen Buttercremegranatsplitter sind ungeschälten Salatgurken und Karotten gewichen.

Wann immer Antonia an dem großen Spiegel vorbeikommt, der im Gang hängt, wo es zu unseren Büros geht, bleibt sie kurz stehen, setzt den linken Fuß etwas vor (warum tun Frauen das immer? Macht das Vorsetzen des linken Fußes irgendwie schöner, schlanker oder toller?) und legt die Hände in die Taille auf die Hüften. Dann dreht und wendet sie sich und versucht krampfhaft eine Körperhaltung einzunehmen, die es ihr ermöglicht, ihren Hintern zu sehen. Nun ist der an und für sich nicht zu übersehen, es fehlt aber Antonia eindeutig an dem Gelenk, der es anderen Frauen ermöglicht, das Gesäß zu bewegen. Einmal, aber das will ich wegen der Peinlichkeit des Geschehens hier gar nicht näher ausführen, hat sie sich so gedreht und verdreht, daß sie umgefallen ist.

Sandy ist ja besonders gehässig und ruft Antonia nur noch „Hallo Fadenfisch“, manchmal sagt sie auch „kleine Seenadel“ zu ihr.

Werbung

Ich lästere ja auch gerne über mein kleines Pummelchen, aber ich tue das, ohne daß jemand weiß wer und wo Antonia ist. Sandy kann da ihr vorlautes Mundwerk nicht halten und manchmal mußte ich ihr schon einen meiner gefürchteten strengen Blicke zuwerfen, damit sie es nicht übertreibt.

Dabei muß ich zugeben, daß Sandy noch nie so toll ausgesehen hat wie im Moment. Die ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen haben einen kurzen schwarz-weiß gestreiften Rock mit sich gebracht, der kaum in der Lage ist, Sandys Po zu bedecken. Dadurch wirken ihre ohnehin schon unglaublich langen hellhäutigen Beine noch länger, die in diesen Tagen in ebenfalls gestreiften und an manchen Stellen durchsichtigen schwarzen Strümpfen stecken. Dazu trägt sie schwarze Lederstiefel mit ganz flachen Absätzen.
Nun, wenn man als Frau sowieso schon fast 1,80 groß ist, braucht man auch nicht unbedingt noch hohe Absätze.

Damit es mit mir keine Schwierigkeiten gibt, hat Sandy immer noch Kleidung in ihrem Büro und zieht sich bei Bedarf, gerne auch mehrmals täglich um. Das tat sie auch gestern Nachmittag und hatte dabei wohl die Tür nur angelehnt. Hemmungen hat Sandy sowieso nicht, daß weiß ich deshalb ganz genau, weil ich dabei war, wie sie eines heißen Sommertages in einem Anflug von Übermut auf dem Rückweg vom Friedhofsamt am großen Brunnen anhielt, sich in Windeseile bis auf Slip und BH ihrer Klamotten entledigte und durch einen beherzten Sprung in den Brunnen Abkühlung suchte.

Gestern war Carlos, der unermüdliche Kabelverleger, damit beschäftigt, die Kabel in den Kabelkanälen an den Fußleisten entlang auszutauschen und werkelte sich mit einer Rolle Draht den Gang entlang, kam zu Sandys Büro, stieß die angelehnte Tür auf und so standen sich eine leichtbekleidete Amerikanerin und ein kleiner Portugiese unvermittelt gegenüber. „Madonna!“ entfuhr es Carlos und Sandy kaute nur ihr Kaugummi weiter und zog sich weiter an. Carlos war so verdutzt, daß er nicht in der Lage war, sich zu rühren und hauchte ein weiteres „Madonna!“
Wie ich Sandy kenne, hat die sich noch lasziv gedreht und gewendet und dann der Tür einen kleinen Stoß versetzt. Carlos wischte sich den Schweiß von der Stirn, reckte sich kurz und drehte sich dann mit den Worten: „Wasse für ein geiles Weib“ um und blickt dabei auf die gurkenkauende Antonia, die gerade wieder versucht, vor dem Spiegel einen Blick auf den eigenen Hintern zu werfen.

Leicht wie eine Blattfeder schwebt Antonia seitdem durch unser Büro, ihr Hals ist ganz gewiss schon einen Zentimeter länger geworden, so reckt sie stolz ihren Kopf in die Höhe. So etwas Tolles hat nämlich schon lange keiner mehr zu ihr gesagt und eine Weile später hatte sie einen Teller mit Gurkenscheiben und Karottenstückchen vorbereitet, den sie Carlos bringen wollte.
„Das ist ein richtiger Mann, ein ganzer Kerl. So Südlander sollen ja besonders feurig sein“, sagte sie, schob ihre Brust etwas vor und machte sich auf den Weg, den kleinen Portugiesen zu suchen.

„Was ist da denn los?“ fragte ich Frau Büser und die antwortete: „Ach, jetzt hat Antonia all ihre Pläne über den Haufen geworfen und ihr Herz für Carlos entdeckt, den will sie jetzt erobern. Aber der hat das mitbekommen und ist so schnell in Richtung Baumarkt verschwunden, so schnell kann keiner gucken.“

„Ja, aber Carlos ist doch verheiratet“, gab ich zu bedenken.

„Schon, aber das stört Antonia nicht, schließlich hat Carlos sie ja ein geiles Weib genannt.“

„Der Arme.“

„Kann man wohl sagen.“
an

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#fadenfisch #flucht #nackte #portugiese #tatsachen

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Revision:


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)