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Hein geht auf seine letzte Reise

Ich glaube, jeder kennt die Situation: Der Mann muß ins Krankenhaus oder in Kur und die besorgte Frau hat schon einige Tage vorher das Köfferchen oder die Tasche auf dem Eßtisch aufgebaut und überlegt die ganze Zeit, was man dem Guten noch in die Tasche packen kann und muß, damit es ihm dann in der Zeit seiner Abwesenheit an nichts mangelt.
Mitten im Spielfilm, zum Beispiel, springt sie auf, weil ihr noch was eingefallen ist, ruft ‚Ach ja!‘ und läuft, um das Fehlende noch schnell zu holen und in der Tasche zu verstauen.

Genau so kommt mir Frau Seutendiek vor, die den Verlust ihres Mannes Hein zu beklagen hat und gestern bereits in unserem Büro war, um alles anzumelden. Seitdem war sie viermal da, um noch irgendwas zu bringen. Zuerst war es warme Unterwäsche, dann sein Lieblingsbettzeug und heute kam sie schon in aller Frühe, um auch noch extra lange Socken und einen kleinen Plastikbeutel zu bringen.

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Ganz geschäftig, ganz eilig, nur ja nichts vergessen, so als ob ihr Hein nur für ein paar Wochen verreise. Sie spricht auch nicht in der Vergangenheitsform von ihrem Mann, für sie geht er scheinbar im wahrsten Sinne des Wortes auf seine letzte Reise.

Immer wenn sie da ist, bleibt sie eine gute halbe Stunde, zupft an ihrem Hein herum, richtet die Decke, tut alles was Frauen zum Beispiel auch tun, wenn sie ihren kranken Mann im Krankenhaus besuchen und redet unablässig mit ihrem Mann.

Als es heute Morgen gleich nach Öffnung des Büros darum ging, den Termin für die Beerdigung von Herrn Seutendiek zu machen, haben wir beschlossen, den erst Anfang nächster Woche stattfinden zu lassen. Wir sind der Meinung, daß die Frau noch ein paar Tage mehr braucht, um sich von Hein zu verabschieden und daß es vielleicht auch gut ist, wenn sie miterleben kann, wie er sich in den kommenden Tagen verändern wird.

Ich hoffe, das hilft ihr, zu begreifen, daß Hein von dieser Reise nicht wiederkehrt.

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