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Hochregale

In einem vollautomatischen Hochlager, so habe ich mir erklären lassen, liegen die Waren in bis zu 30 Meter hohen Regalen und werden von computergesteuerten Gabelstaplern, die auf Schienen fahren, entnommen bzw. eingelagert. Menschen haben zwischen diesen Regalen nichts verloren, für sie besteht zwischen den schnell fahrenden Hubgeräten Lebensgefahr.

Das muß der Mann vom Hausservice gewußt haben, denn sein Vorgesetzter wurde nicht müde, immer wieder aufgeregt zu beteuern, auch der Schubert habe an den regelmäßigen Unterweisungen und Gefahrenschulungen teilgenommen. Das hat Schubert aber leider letzte Nacht nichts genützt. Er sollte an einem der Hubgeräte eine dringende Reparatur an einem Hydraulikventil ausführen. Statt vorschriftsmäßig diese Regalreihe „belegt zu melden“, wozu man mit einem Schlüssel in einem Kasten einen Schalter betätigt, ist er den bequemen Weg gegangen und hat einfach seinen Werkzeugkasten in die Lichtschranke am Eingang zur Reihe gestellt. Praktisch funktioniert das genau so gut, denn dieser Sensor meldet den Fremdkörper und stoppt ebenfalls den rasanten Verkehr der führerlosen Hubstapler.

Allerdings hat dieses sehr pragmatische Verfahren den grundsätzlichen Nachteil, daß man dann nicht seinen Hilfs-Schubert nach Werkzeug schicken darf. Der hat nämlich gleich den ganzen Kasten mitgebracht und bevor Schubert wohl noch reagieren konnte, haben sich beide Staplerroboter in der Reihe in Bewegung gesetzt. Nach einer solchen Störung, denn genau als das interpretiert der Rechner den in der Lichtschranke abgestellten Werkzeugkasten, fahren die Stapler von der augenblicklichen Position immer zuerst ans Ende der Reihe, der eine ganz nach vorne, der andere ganz nach hinten. Und das machen sie mit einer affenartigen Geschwindigkeit, um sich dann wieder in der Mitte fast zu treffen.

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Während es der Hilfs-Schubert noch geschafft hat, sich einfach ins Regal zu schwingen und in Sicherheit zu bringen, kam es bei Schubert selbst „durch mehrfaches Überfahren durch ein schienengebundenes Fördergerät zu einer letalen Zerreißung des Torsos mit partieller Abtrennung der Extremitäten. Hierdurch entstanden mit dem Leben unvereinbare Verletzungen.“

Die Feuerwehr ist zwar gekommen, konnte aber auch nicht viel ausrichten. Der Notarzt konnte auch nichts weiter tun, als einen vorläufigen Totenschein auszustellen, dann übernahmen Polizei und Berufsgenossenschaft die notwendigen Ermittlungen. Die Bergung und den Abtransport der Leiche hat man dann uns überlassen. Ich möchte das jetzt nicht im Detail beschreiben, aber es war der Einsatz von schwarzen Plastikbeuteln angezeigt. Ein klein wenig mehr für Hartgesottene: Es ist immer wieder erstaunlich, was in einem Menschen so alles drin ist…

Jetzt ist Schubert in der Rechtsmedizin, wo es wohl weniger um die Todesursache gehen dürfte, als vielmehr um die Frage, ob er möglicherweise vor dem Unfall diversen Alkoholderivaten zugesprochen haben könnte.

Will nur hoffen, daß die Familie keine offene Aufbahrung wünscht.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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#hochregale #Lektorin A

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