Es ist noch rechtzeitig genug, Euch, meinen lieben Leserinnen und Lesern, schöne Weihnachten und einen guten Rutsch zu wünschen.
Ich wünsche Euch Gesundheit, Glück, beruflichen Erfolg und familiären Frieden.
Ich kann in diesem Jahr ganz besonders ein Lied davon singen, wie sehr es auf die Gesundheit ankommt.
Aber auch das familiäre Glück kann schnell getrübt werden.
Meine Frau und ich hatten früher viel Krach. Dabei ging ich immer als Verlierer aus den ehelichen Scharmützeln hervor. Das liegt daran, dass ich harmoniesüchtig bin und mich mit Streitigkeiten nicht aufhalten möchte; sie kosten zu viel Lebenszeit und bringen nichts.
In meinem Elternhaus wurde nicht gestritten. Es gab Krach und Meinungsverschiedenheiten, aber das wurde geregelt und abends war’s wieder gemütlich. Ich habe das Streiten nie richtig gelernt. Ich bin katholisch erzogen worden und Katholiken feiern Karneval, können beichten und tragen Sachen kurz und schmerzlos aus.
Meine Frau hingegen kann zanken, sie weiß, wie das geht und was man machen muss, um am Ende zumindest aus der jeweiligen Situation als Sieger hervorzugehen. Sie wurde evangelisch erzogen. Nach meinen Beobachtungen finden Familienstreitigkeiten dort hinter der schönen Gardine statt, damit bloß keiner was mitbekommt. Dafür nährt und pflegt man aber auch den Streit und fetzt sich, abgeschirmt durch den nach außen blendenden schönen Schein, bis aufs Blut.
Ich weiß nicht, ob das eine Regel ist, die man generalisieren könnte, aber mir ist das in meinem nunmehr 65 Jahre währenden Exkurs auf diesem Planeten schon häufiger so vorgekommen, dass es in den verschiedensten Familien so war. Vielleicht wißt Ihr ja da auch was dazu beizutragen.
Das alles führt dazu, dass die Allerliebste und ich nicht mehr streiten. Manchmal flammt kurz was auf, aber das regeln wir schnell. Wir haben die in den Augen des jeweils anderen existierenden und tatsächlich vorhandenen Unzulänglichkeiten einfach akzeptiert.
Früher haben wir gesagt: „Lieber streite ich mich mit Dir, als Dich gar nicht zu haben.“ Heute sagen wir: „Wir sind froh, uns zu haben.“
Und weshalb schreibe ich dann, dass familiäres Glück getrübt werden kann?
Nun, um mich herum ist schon immer viel gestorben worden. Da habe ich so einiges erlebt und das auch in Hinblick auf ein eventuell zu verteilendes Erbe.
Die Schwiegermutter eines Bekannten ist vor zweieinhalb Jahren verstorben, und im Zuge dessen wurden die Immobilien der Schwiegereltern vererbt.
Ein Ungetüm von Testament verteilte alles auf die einzige Tochter, auf den Nachkommen eines bereits verstorbenen Sohnes und einige Enkel. Schön und gut. Soll so sein.
Jedoch: Ich schrieb, dass die Oma verstorben ist. Der Opa lebt aber noch. Und der hat übersehen, dass man nichts vererben kann, wenn man noch lebt.
So etwas kommt zustande, wenn man auf die 90 zugeht und sich sein Wissen über Testamente aus Büchern und dem Internet zusammenfischt. Ein Gespräch mit einem Notar hätte da gutgetan.
Nun passieren mehrere Dinge: Die Erben sind mit der Aufteilung nicht zufrieden. Außerdem waren an die Erbschaft jeweils unzumutbare Bedingungen geknüpft. Beispielsweise sollte ein Erbe nur dann erben, wenn er heiratet und nicht kinderlos bleibt. Ein anderer Begünstigter hätte seinen Lebensmittelpunkt binnen sechs Monaten in eine andere Stadt verlegen müssen.
Überdies tritt eine neue Frau ins Leben des Großvaters. Sie erhebt keine Ansprüche, kann aber die Erben teilweise nicht leiden und hätte es gerne, wenn alles dann doch ganz anders verteilt würde.
Man kann sich vorstellen, was daraus für ein Hickhack entstanden ist. Mehrere Anwälte wurden eingeschaltet, Nachlassgerichte mussten einschreiten und am Ende sollte eine Notarin alles neu machen und zum Abschluss bringen.
Einige der Erben trafen sich wöchentlich mit dem Großvater, um bei der Verteilung mitzuwirken, andere wurden vor – wöchentlich wechselnde – vollendete Tatsachen gestellt.
Dann war es endlich vollbracht. Nach einigen Monaten des Hin und Her wurden entsprechende Verträge unterzeichnet und meiner Meinung nach hat jeder auf sehr sinnvolle Weise das bekommen, was ihm zusteht.
Diese Verteilung unterscheidet sich aber von der ersten, die direkt nach dem Tod der Schwiegermutter im Raume stand. Und deshalb sind manche jetzt unzufrieden. Sie möchten nicht warten, bis sie an der Reihe sind, sondern hätten lieber sofort was gehabt, obwohl dabei andere leer ausgegangen wären.
In der Folge ist so viel Unzufriedenheit entstanden und auch der gesamte Ablauf hat zu Reibungsverlusten geführt, dass es sicher noch Jahre dauern wird, bis da alles wieder in Ordnung ist.
Mein Rat: Wer etwas zu vererben hat, sollte sich einen guten Fachanwalt für Erbrecht oder Notar suchen und sich ausführlich beraten lassen. Dann sollte er ins Auge fassen, schon zu Lebzeiten alles abzugeben. Man sollte in sich gehen, um alles gerecht zu verteilen. Alte Sachen sollte man ruhen lassen und die aktuelle Situation betrachten. Vor allem sollte man sich vor Augen halten, dass man irgendwann einfach nur tot ist, nichts mitnehmen kann und normalerweise auch keinen Einfluss mehr auf das Erbe hat.
Ich habe es hier im Bestatterweblog schon so oft beschrieben: Kaum ist jemand gestorben, geht der Streit um’s Erbe los. Das ist tatsächlich so. Ich habe Schwiegersöhne und Töchter erlebt, die sich im Beratungszimmer des Bestattungshauses an die Kehle gegangen sind.
Meist fing das an, wenn ich gefragt habe, wer von den Anwesenden der Rechnungsempfänger sein würde. Ganz oft hieß es dann: „Ja, wieso ich? Wir haben die Mutter gepflegt und uns steht jetzt alles zu. Ihr habt Euch ja nie gekümmert.“ usw. usw.
Ich war selbst im Bekanntenkreis einmal dabei, als die vier erwachsenen Kinder eines Verstorbenen dessen Wohnung unmittelbar nach der Trauerfeier durchsuchten, um das Testament zu finden. Der von weit her angereiste Sohn stand dann irgendwann vor einer Kommode und vollführte seltsame Bewegungen. Was er tat, schirmte er mit seinem Körper ab. Ich könnte schwören, dass der Mann das Testament seines Vaters im wahrsten Sinne des Wortes aufgefressen hat.
Vielfach ist mir auch untergekommen, dass Erblasser mit dem Testament noch Tritte verteilen und absichtlich für Streit und Ungerechtigkeit sorgen.
Oftmals geht es dabei gar nicht um große Werte.
Deshalb nochmals mein Rat, sich schon zu Lebzeiten dergestalt damit auseinanderzusetzen, dass am Ende möglichst alle zufrieden sind.
Ich schrieb oben schon von der Mutter, die gepflegt wurde. Da fällt mir noch eine ganz andere Familie ein.
Hier war es so, dass die Mutter ganze 18 Jahre lang quasi rund um die Uhr gepflegt werden musste. Für die Tochter und ihren Mann bedeutete das damals, dass sie fast 20 Jahre keinen Urlaub, keinen freien Tag und kein Entrinnen aus der Situation gegeben hat.
Um die Mutter pflegen zu können, waren die Tochter und ihr Mann extra 200 Kilometer umgezogen. Der Mann hatte sich eine neue Anstellung suchen müssen. Sie waren zur Mutter ins Haus gezogen.
Die andere Tochter der durch einen Schlaganfall ans Bett gefesselten und nur noch stammelnden alten Frau war mit einem Zahnarzt verheiratet und befand sich zu dem Zeitpunkt, als die Mutter dann „endlich“ starb, auf einer Kreuzfahrt.
Beim familiären Kaffeetrinken nach der Beerdigung würdigten alle Anwesenden den unermüdlichen und fast zwei Jahrzehnte währenden Einsatz der einen Tochter. Das passte der Zahnarztfrau nicht und sie stellte unentwegt heraus, dass sie ihre 12.000 DM teure Kreuzfahrt habe abbrechen müssen.
Quizfrage: Wer hat hinterher das Haus der Mutter beansprucht? Schreib es mir in die Kommentare!
In einem anderen Fall hat ein Mann, der für eine Ehe oder Beziehung nicht geeignet war, sich als ordentlicher Professor ein ganz schönes Vermögen zusammengespart.
Der Professor hatte auch mehrere Werke in seinem Fachgebiet verfasst, wovon eins quasi Pflichtlektüre für alle Studenten dieses Fachs war. Dieses Buch kostete knapp 100 DM und jede Studentin und jeder Student kaufte sich dieses Werk.
Man kann sich ausrechnen, dass der Gelehrte alleine dadurch schon einen schönen Batzen verdient hatte. Er war so reich geworden, dass er mir einmal erzählte, er könne schon seit seinem 35. Lebensjahr locker allein von den Zinsen seines Vermögens leben.
Das sei ihm alles so gegönnt.
Nur hatte der Mann auch zwei Nichten. Zwei wunderhübsche junge Frauen, die mit beiden Beinen mitten im Leben standen. Eine war Krankenschwester, die andere Kindergärtnerin oder Grundschullehrerin, ich weiß es nicht mehr so genau. Dann bekamen sie Kinder und wurden Mütter und Hausfrau.
Der gelehrte Onkel war immer großzügig und beschenkte die Kinder seiner Nichten gerne. Er zahlte auch Klassenfahrten, Anschaffungen und die Führerscheine. Was man eben als reicher Onkel bzw. Großonkel so macht.
Dafür aber erwartete er zunehmend Gegenleistungen.
Anfangs beklagte er sich über zu seltene Besuche. Dabei winkte er mit seinem riesigen Erbe und entfesselte so etwas wie einen Wettstreit unter den potentiellen Erben, wer sich wohl am besten um den Alten kümmere.
Dann benötigte er immer häufiger jemanden, der ihn mal hierhin, mal dorthin fahren konnte und schließlich mochte der Alte auch bei seinen sechs- bis. siebenmal im Jahr stattfindenden Studien- und Kulturreisen begleitet und bedient werden.
Die Wochenenden verbrachte der übrigens zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht mal so hochbetagte Eremitus gerne in seinem abgelegenen Wochenendhaus irgendwo in der Vulkaneifel. Selbstverständlich mussten jeweils mindestens zwei der Erbhoffenden ihn begleiten, um von Freitag bis Sonntag die Bedienung zu spielen.
Immer wieder versuchten einige der Großneffen und -nichten aus dieser Erbsklaverei auszubrechen. Aber dann ging ein Auto kaputt oder es stand eine Reparatur am Haus an und man benötigte doch die finanzielle Hilfe des reichen Mannes.
Irgendwann kam der Tag und der werte Herr Professor starb an einem Aortenriss. Plötzlich und unerwartet. Seine beiden Nichten wurden im Testament mit eher überschaubaren Summen bedacht, den Rest hatte der Onkel elf Jahre vor seinem Tod einer dem Tierwohl verpflichteten Stiftung übereignet.
Ganz ehrlich? Ich bin froh, dass mir keiner was vererbt hat und vererben wird und dass ich auch nur Überschaubares hinterlassen werden, echt jetzt.
- monnoppolly: Peter Wilhelm KI
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Auch Dir, lieber Peter und allen anderen frohe Weihnachten, Gesundheit und familiären Frieden für das kommenden Jahr!
Ich denke, die Zahnarztfrau beanspruchte das Erbe…
Liebe Grüße und danke für Deine Geschichten, Berichte und Gedanken