Bevor eine besserwisserische Minderheit es sich zur Aufgabe gemacht hat, uns vorschreiben zu wollen, wie wir zu sprechen haben, redeten die meisten Menschen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
Sprache ist das, was an Informationen aus dem Mund herauskommt. Je nach zerebralem Volumen nimmt die Sprachinformation dabei manchmal sogar den Weg über das Gehirn, bevor sie über Zunge, Gaumen und Rachen zu Wörtern und Sätzen wird.
Will heißen, manches wir einfach unausgegoren nur so herausgekotzt.
Dabei gibt es selbstverständlich regionale Unterschiede.
Ich erinnere mich an eine Lesung im Rahmen von Krimi- und Literaturtagen, zu denen ich im weitesten Sinne in die Nähe von Dresden eingeladen war. Ich saß mit meinem Begleiter abends noch vor dem Hotel auf einer Bank. Unser Auto war nicht weit entfernt geparkt und ich holte noch irgendwas aus dem Kofferraum.
Von der anderen Straßenseite rief uns ein Mann, der einen pissenden Hund an einer Hauswand entlangzog, zu: „Passen Sie auf den Mörder auf! Hier ist nachts ein Mörder unterwegs!“
Eine durchaus wichtige Information, will ich mal meinen. Denn weder mein Begleiter Frank, noch ich hatten vor, uns im fernen Osten von einem Meuchler dahinraffen zu lassen. Mörder, der Mann hatte nach unserem Hören und Verständnis tatsächlich Mörder gesagt.
Erst der Rezeptionist im Hotel konnte uns dann die dringend benötigte Aufklärung verschaffen: Der Hundemann hatte uns nicht vor einem Mörder, sondern vor einem Marder gewarnt, also jenem possierlichen Murpelfrutz, das nächtens gerne unter der Haube von Autos diverse Schläuche und Kabel zerbeißt.
Der Dialekt des Mannes und unsere vielleicht schon etwas altersgeschwächten Ohren hatten aber aus dem Marder einen Mörder werden lassen.
Gestern hat ein Herr aus der hiesigen Odenwaldregion bei uns angerufen. Meiner Frau nahm das Gespräch entgegen. Der Mann stellte sich der Allerliebsten mit den Worten vor: „Hier ist der Holzmichel!“
Ja, wir alle wissen ja, dass der alte Holzmichel noch lebt. Aber, dass er bei uns anruft…
Die Allerliebste reichte das Gespräch dann an mich weiter und der Mann stellte sich erneut als „der Holzmichel“ vor. Ich hatte aber trotzdem nicht den Eindruck, dass mich da jemand auf den Arm nehmen will.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs, das sich um Bestattungsfragen drehte, stellte sich dann heraus, dass der Mann in Wirklichkeit Michel Holz heißt. Nur ist es halt eben in einigen Ecken der Republik üblich, den Nachnamen vor dem Vornamen zu sagen.
Der Holzmichel also. Egal, wir haben noch eine Weile darüber geschmunzelt. Wer wird schon vom alten Holzmichel angerufen, nicht wahr?
- export-pexels-alex-wolf-mx-original: woke-gerechtes Universal Symbolfoto aus Pixabay
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„Murpelfrutz“
Herrlich!