Da sagt die ältere Dame zu mir: „Und bitte seien Sie vorsichtig mit meinem Mann, der hat doch einen Lagerschaden.“
Was hat der? Hm, vermutlich war der Mann im Konzentrationslager und hatte schreckliche Erinnerungen daran. Aber das wird ihm doch jetzt nicht mehr zu schaffen machen, schließlich ist er tot.
Aber war der wirklich schon so alt, mal nachrechnen. Wie alt müßte jemand sein, der noch im KZ war?
Ich nicke bedächtig und dann sagt sie:
„So im Nacken, wissen Sie? Alle Wirbel kaputt, richtiger Lagerschaden, alles schief gelagert. Da hat er immer Schmerzen gehabt.“
Ach so.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Die Artikel in diesem Weblog sind in Rubriken / Kategorien einsortiert, um bestimmte Themenbereiche zusammenzufassen.
Da das Bestatterweblog schon über 20 Jahre existiert, wurde die Blogsoftware zwei-, dreimal gewechselt. Dabei sind oft die bereits vorgenommenen Kategorisierungen meist verlorengegangen.
Deshalb stehen über 4.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.
Hier veröffentlicht der Publizist Informationen und Geschichten über den Bestatterberuf. Mehr über den in der Halloween-Nacht an Allerheiligen geborenen Autor finden Sie u.a. hier. Der Schriftsteller Peter Wilhelm lebt mit seiner Familie in Edingen-Neckarhausen bei Heidelberg.
Unterstützen Sie das Blog bitte mit einer Spende. Klicken Sie hier.
Hilfeaufruf vom Bestatterweblog
Das Bestatterweblog leistet wertvolle journalistische Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bittet das Bestatterweblog um Ihre Hilfe. Es fehlen in diesem Jahr noch etwa € 8.500,- um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit einer Spende, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil das weitere unkreative Arbeiten erfordert, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!
Rührend die Aussage. Wie sie sich noch um ihn kümmert.
Dorien G
16 Jahre zuvor
Da kann man mal sehen, wie sehr uns Guido Knopp & Co. konditioniert haben. Kaum fällt das Wort „Lager“, denken wir gleich an KZs.
Alex II.
16 Jahre zuvor
In Anbetracht der Tatsache, daß der Mann vermutlich keine Radlager o.ä. besaß, eine durchaus sinnvolle Folgerung, oder wie viele „Lagerschäden“ kann ein Mensch sinnvollerweise haben?
Davon mal abgesehen, daß es nicht den Herrn Knopp brauchte, um einige Menschen an die neuere deutsche Geschichte zu erinnern. Das Thema wird doch gelegentlich auch an Schulen behandelt, z.B. Was aber auch nix mit „konditionieren“ zu tun hat. Man ist höchstens konditioniert, so durch die allgemeinen Lebenserfahrung, bei Leuten, die bei sowas von „Konditionierung“ reden, eine gewisse Geisteshaltung zu vermuten, bei der es keine Konditionierung braucht, um ein müffliges Geschmäckle wahrzunehmen.
Natürlich wird dieses Thema an den Schulen behandelt. Es wird so behandelt, daß die Kinder stöhnen, weil es ihnen so vorkommt, als spräche man Jahre darüber, andererseits wissen sie nichts, nichts, nichts.
Während meiner Generation noch vermittelt wurde, daß das eben erst gewesen sei, wird dieser Generation erzählt, das sei alles so unwirklich wie etwa die Erfindung des Rades. Bedeutsam, aber inzwischen normal und vor allem laaaaange her.
Es wird erzählt, wie ein Märchen. Da werden auch Kinder gebraten, vorzugsweise von Hexen.
antagonistin
16 Jahre zuvor
Nicht alle Schulen reden über die Shoah als ginge es um ein Märchen. Manche bemühen sich auch um Sensibilisierung, die nicht in Genervtheit endet. Erlebe ich zumindest gelegentlich im Umfeld.
Alex II.
16 Jahre zuvor
Das scheint durchaus zu differieren, ob es in der Schule behandelt wird bis zum Erbrechen oder gar nicht, oder irgendwo dazwischen; und wie es behandelt wird.
Punkt war jedenfalls, es brauchte keinen Knopp, um das Thema überhaupt auf’s Tapet zu bringen. Und „konditioniert“ ist in jeden Falle ein etwas problematisches Wort in dem Zusammenhang.
Ich_halt
16 Jahre zuvor
Was, bitte, hat denn ein Halswirbel mit der Judenvernichtung zu tun? Mein Gott, sitzt diese Schuld tief. Vor allem bei Leuten, die damit überhaupt nichts zu tun hatten. Das ist ja wie Fremdschämen.
Aber mal zum Thema zurück: Es dauert schon etwas, bis man wirklich verinnerlicht hat, dass der geliebte Mensch nicht mehr ist und ihm auch nichts mehr weh tut. So ein langes Leben geht nicht einfach so in einer Sekunde aus.
Alex II.
16 Jahre zuvor
Artikel lesen bildet – der Undertaker konnte sich unter „Lagerschaden“ schlicht nix richtiges vorstellen. Und da der Mensch ja nicht wirklich über das verfügt, was normalerweise solche Schäden hat (Radlager etwa), kam als nächste Assoziation eben KZ als „das Lager“ auf. Daß das ein etwas seltsamer Ausdruck für einen kaputten Halswirbel war, da mußte man ja erstmal drauf kommen. Wenn „Lagerschaden“ irgendwo eine gängige Bezeichnung für Halswirbelschäden ist, ist sie mir jedenfalls auch noch nicht über die Füße gelaufen.
Und dabei kenne ich es immerhin noch als saloppen Ausdruck für Schäden, die nach falscher Lagerung bei sehr langen OPs auftreten können. Die, die ich kenne, würden wiederum nicht unbedingt bei verheirateten Herren gesetzteren Alters auftreten. Respektive würde die dann nicht mehr als „Herr“ Sowieso beerdigt.
Mac Kaber
16 Jahre zuvor
Möglicherweise habt ihr den beim Umbetten so gehalten, wie Du es mal beschrieben hast. Optisch kann da schon beim Betrachter der Eindruck entstehen, man könnte dem das Genick aushängen.
Sie haben Rat gefunden? Wir konnten Ihnen helfen? Dann zeigen Sie sich doch erkenntlich:
Nekrolog
Dieter Burdenski ist tot
Dieter „Budde“ Burdenski (* 26. November 1950 in Bremen; † 9. Oktober 2024 ebenda) war ein deutscher Fußballtorwart. Er spielte...
Caterina Valente ist tot
Caterina Valente ist tot. Jüngeren Menschen ist der Name vielleicht kein Begriff mehr. Aber der Weltstar war spätestens seit den...
Peter Zwegat ist tot
Fernseh-Schuldnerberater Peter Zwegat ist gestorben. Bekannt wurde Peter Zwegat durch die von 2007 bis 2015 auf RTL ausgestrahlte Reality-TV-Serie Raus...
Friedrich Schorlemmer ist tot
Friedrich-Wilhelm Schorlemmer (* 16. Mai 1944 in Wittenberge; † 9. September 2024 in Berlin) war ein deutscher evangelischer Theologe und...
James Earl Jones gestorben
James Earl „Todd“ Jones (* 17. Januar 1931 in Arkabutla, Tate County, Mississippi; † 9. September 2024 im Dutchess County,...
Auch das wird ihm jetzt nicht mehr wehtun.
Finde die Äußerung aber nett ^,^
das is süß irgendwie
Rührend die Aussage. Wie sie sich noch um ihn kümmert.
Da kann man mal sehen, wie sehr uns Guido Knopp & Co. konditioniert haben. Kaum fällt das Wort „Lager“, denken wir gleich an KZs.
In Anbetracht der Tatsache, daß der Mann vermutlich keine Radlager o.ä. besaß, eine durchaus sinnvolle Folgerung, oder wie viele „Lagerschäden“ kann ein Mensch sinnvollerweise haben?
Davon mal abgesehen, daß es nicht den Herrn Knopp brauchte, um einige Menschen an die neuere deutsche Geschichte zu erinnern. Das Thema wird doch gelegentlich auch an Schulen behandelt, z.B. Was aber auch nix mit „konditionieren“ zu tun hat. Man ist höchstens konditioniert, so durch die allgemeinen Lebenserfahrung, bei Leuten, die bei sowas von „Konditionierung“ reden, eine gewisse Geisteshaltung zu vermuten, bei der es keine Konditionierung braucht, um ein müffliges Geschmäckle wahrzunehmen.
Natürlich wird dieses Thema an den Schulen behandelt. Es wird so behandelt, daß die Kinder stöhnen, weil es ihnen so vorkommt, als spräche man Jahre darüber, andererseits wissen sie nichts, nichts, nichts.
Während meiner Generation noch vermittelt wurde, daß das eben erst gewesen sei, wird dieser Generation erzählt, das sei alles so unwirklich wie etwa die Erfindung des Rades. Bedeutsam, aber inzwischen normal und vor allem laaaaange her.
Es wird erzählt, wie ein Märchen. Da werden auch Kinder gebraten, vorzugsweise von Hexen.
Nicht alle Schulen reden über die Shoah als ginge es um ein Märchen. Manche bemühen sich auch um Sensibilisierung, die nicht in Genervtheit endet. Erlebe ich zumindest gelegentlich im Umfeld.
Das scheint durchaus zu differieren, ob es in der Schule behandelt wird bis zum Erbrechen oder gar nicht, oder irgendwo dazwischen; und wie es behandelt wird.
Punkt war jedenfalls, es brauchte keinen Knopp, um das Thema überhaupt auf’s Tapet zu bringen. Und „konditioniert“ ist in jeden Falle ein etwas problematisches Wort in dem Zusammenhang.
Was, bitte, hat denn ein Halswirbel mit der Judenvernichtung zu tun? Mein Gott, sitzt diese Schuld tief. Vor allem bei Leuten, die damit überhaupt nichts zu tun hatten. Das ist ja wie Fremdschämen.
Aber mal zum Thema zurück: Es dauert schon etwas, bis man wirklich verinnerlicht hat, dass der geliebte Mensch nicht mehr ist und ihm auch nichts mehr weh tut. So ein langes Leben geht nicht einfach so in einer Sekunde aus.
Artikel lesen bildet – der Undertaker konnte sich unter „Lagerschaden“ schlicht nix richtiges vorstellen. Und da der Mensch ja nicht wirklich über das verfügt, was normalerweise solche Schäden hat (Radlager etwa), kam als nächste Assoziation eben KZ als „das Lager“ auf. Daß das ein etwas seltsamer Ausdruck für einen kaputten Halswirbel war, da mußte man ja erstmal drauf kommen. Wenn „Lagerschaden“ irgendwo eine gängige Bezeichnung für Halswirbelschäden ist, ist sie mir jedenfalls auch noch nicht über die Füße gelaufen.
Und dabei kenne ich es immerhin noch als saloppen Ausdruck für Schäden, die nach falscher Lagerung bei sehr langen OPs auftreten können. Die, die ich kenne, würden wiederum nicht unbedingt bei verheirateten Herren gesetzteren Alters auftreten. Respektive würde die dann nicht mehr als „Herr“ Sowieso beerdigt.
Möglicherweise habt ihr den beim Umbetten so gehalten, wie Du es mal beschrieben hast. Optisch kann da schon beim Betrachter der Eindruck entstehen, man könnte dem das Genick aushängen.
Auf jeden Fall ist der Hals dann aber gerade!
Wer sagt denn das?