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Frag den Bestatter

Leiche lag monatelang im Wald – Was ist da noch übrig?

Eine Leiche lag monatelang im Wald. Kann man den Verstorbenen noch anschauen? Kann ein Bestatter ihn noch so herrichten, dass eine offene Aufbahrung und Abschiednahme am Sarg möglich ist?

Sehr geehrter Herr Wilhelm;
Ein 10-jähriger Junge wurde erst nach einigen Monaten im Wald tot aufgefunden.

Mich beschäftigt die Frage:
Wie können sich da die Eltern noch ein letztes Mal verabschieden am Sarg?
Da kann ja leider auch kein Thanatologe mehr etwas am Zustand des Toten ändern…
Wie wird dies gehandhabt?
Viele Grüße und Danke für Ihre Antwort.

Fernsehkrimis vermitteln hier ein falsches Bild. Da werden Leichen, die lange im Freien lagen, auf dem Obduktionstisch präsentiert und sehen aus, als seien sie eben erst gestorben.

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Tatsache ist, dass bei einer längeren Liegezeit eines Verstorbenen unter freiem Himmel, auch wenn er etwas mit Laub und Zweigen bedeckt ist, die Witterungseinflüsse und die Verwesung den Leichnam stark verändern.
Eine offene Aufbahrung ist dann undenkbar. Der Leichnam kann so weit verändert sein, dass es sogar schwierig ist, überhaupt durch Anschauen festzustellen, um wen es sich handelt.

Hinzu kommen Veränderungen am Verstorbenen, die durch Tierfraß und Madenbefall verursacht werden.

Auch wenn der Leichnam vergraben wurde, kommen die oben genannten Punkte durchaus zum Tragen. Denn meist werden Leichen nicht tief genug begraben. Den Tätern fällt es schwer, im Wald entsprechende Gruben zu graben. Es ist nämlich recht schwer, sagen Förster, in dem wurzeldurchsetzten Boden eines dicht bewirtschafteten Waldes Löcher zu graben.
Aus gutem Grund werden Verstorbene auf Friedhöfen in etwa 1,8 bis über 2 Meter Tiefe begraben. Es heißt, dass in dieser Tiefe keine größere Grabtätigkeit von Tieren mehr erfolgt.

Also: Nein, die Angehörigen werden den verstorbenen Jungen, der monatelang im Wald gelegen hat, nicht mehr anschauen können.
Eine offene Aufbahrung ist in solchen Fällen regelmäßig nicht mehr möglich.
Auch ein erfahrener Thanatologe kann hier nichts mehr machen.

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 18. November 2022

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Josef
1 Jahr zuvor

Da kann ja leider auch kein Thanatologe mehr etwas am Zustand des Toten ändern…

Wir haben bei mir in der Gegend einen sehr guten, aber selbst der musste den Angehörigen schon den Wunsch abschlagen, am offenen Sarg Abschied zu nehmen.
Unangenehm sind dann naturgemäß die mehr oder weniger anstrengenden Gespräche, die sehr heftig sein können.




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