Frag doch den Undertaker

Leichenschau, Coroner, Leichenbeschauer

Deutsche Ärzte übersehen, nach vorsichtigen Schätzungen, etwa 1.200 Morde pro Jahr.

Ich bin der Meinung, daß es noch viel mehr sind. Ein Rechtsmediziner sagt mir einmal, wenn auf jedem Grab, in dem jemand liegt, bei dessen Tod es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, eine rote Kerze brennen würde, wären unsere Friedhöfe taghell erleuchtet.

Ich sage bei entsprechenden Vorträgen immer recht publikumswirksam, daß jeder Augenarzt oder Gynäkologe einen Totenschein ausstellen darf, um aufzuzeigen, daß viele Ärzte hierfür eigentlich gar nicht qualifiziert sind.

Werbung

Dabei geht es in Wirklichkeit um etwas ganz anderes.

Natürlich kann jeder Arzt feststellen, ob jemand tot ist oder nicht.
Aber hat er die Qualifikation, festzustellen, ob hier ein Tötungsdelikt vorliegt oder nicht. Ist diese Person wirklich infolge ihrer Erkrankung gestorben oder hat die trauernde Witwe den Qualen mit einem Kissen ein Ende bereitet?
Sucht der Arzt auch an ungewöhnlichen Stellen nach Einstichen? Macht sich irgendeiner Gedanken über den Mageninhalt?

Die Leichenschau ist nach einer uralten Gebührenordnung geregelt und wird so mies bezahlt, daß Ärzte das oft weder gerne machen, noch auf ihre Kosten kommen. Um so oberflächlicher und schneller wickeln sie das manchmal ab.
Es sind mir Fälle bekannt, da war der Arzt ganze drei Minuten beim Verstorbenen, hat diesen weder entkleidet, noch weiter untersucht. Es wurde einmal in die Augen geleuchtet, um den Pupillenreflex zu beobachten bzw. dessen Nichtvorhandensein zu ermitteln, dann wurde noch der Brustkorb nach nicht vorhandenen Herztönen abgesucht und der Puls gefühlt: tot!

Ob die Leiche ein Messer im Rücken hatte? Das kann der Arzt nicht wissen, er hat nicht nachgesehen!

Hier muß dringend eine Änderung der Gesetzeslage erfolgen!
Es muß auch bei uns amtliche Leichenbeschauer geben, so wie es in den USA die Coroner gibt.
Hier ist es gar nicht erforderlich, daß das Leute mit einem ewig langen Medizinstudium sind. Die Deutschen neigen ja gerne dazu, alle Berufswege mit überlangen Ausbildungswegen zu pflastern. Wenn ich allein daran denke, wie umfangreich und kompliziert und schwer die Ausbildung in den Heil- und Pflegeberufen ist, wie schwierig die Prüfungen sind und mit wieviel Wissen diese Leute vollgestopft werden, um dann in Altenheimen als billige, schlecht bezahlte Pflegekraft verheizt zu werden.
Der Leichenschauer soll keine komplizierten Diagnosen stellen, er soll in der Lage sein, eindeutig den Tod feststellen zu können und er soll Abweichungen und Merkwürdigkeiten erkennen können. In manchen amerikanischen Bezirken machen das gewählte Leute ohne jegliche medizinische Vorbildung sehr zuverlässig.

Bei jeglicher Art von Auffälligkeit muß dieser Leichenbeschauer sein Kreuz auf dem Totenschein bei UNTERSUCHUNG machen. Dann kommt der Rechtsmediziner ins Spiel, der eine ganz genaue Leichenschau vornimmt und meinetwegen 50% der Fälle ohne jeden weiteren Befund direkt an den Bestatter verweist, weil der Leichenschauer eben nur besonders vorsichtig war.

Es soll und muß nicht in jedem Fall eine Obduktion stattfinden und eine langwierige Verzögerung der Beisetzung erfolgen. Hierfür hätten wir auch gar keine Kapazitäten.

Wenn der Beruf des Bestatters nun schon mit viel Energie der Verbände zu einem Beruf mit Prüfungsabschluss erhoben werden soll, dann kann man doch auch darüber nachdenken, ob man nicht auch die künftigen Bestatter so weit qualifiziert, daß sie den amtlichen Teil der Leichenschau mit erledigen können.
Amtliche bzw. quasiamtliche und geschäftliche Interessen liegen ja in vielen Bereichen in Deutschland in den Händen ein und derselben Leute. Denken wir an den TÜV oder noch besser an die vielen Juristen, die sowohl Rechtsanwalt als auch Notar sind usw.

Auf jeden Fall muß etwas passieren, sonst werden mit steigender Lebenserwartung und dem damit verbundenen erhöhten Pflegeaufwand in ein paar Jahren immer mehr Alte „entsorgt“, es merkt ja keiner.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

Keine Schlagwörter vorhanden

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Revision:


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)