Zwei Fragen hätte ich noch: Du schreibst oft von deinen „Männern“. Gibts auch Bestatterinnen? Und dann: Wie lange sind deine Angestellten bei dir tätig? Bleibt man in so einem Unternehmen „lebenslang“ oder gehen die auch fix mal wieder, wenn ein Konkurrent 100 € mehr bietet?
Der Ausdruck „meine Männer“ oder „unsere Herren“ hat sich so eingebürgert. Das wird auch von den Kunden sehr gut angenommen und verstanden. Alternativ sagen wir auch „unsere Mitarbeiter“ usw.
Selbstverständlich gibt es auch Mitarbeiterinnen und das auch im technischen Bereich. Wir haben einen kaufmännischen Bereich, der sich mit allgemeinen Verwaltungsfragen des Bestattungshauses befasst und einen Bereich für die Verwaltung der Sterbefälle sowie natürlich einen technisch, handwerklichen Bereich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich haben mit den Verstorbenen nichts zu tun.
Die Mitarbeiter des Bestattungsbereiches hingegen haben sowohl mit der Verwaltung der Sterbefälle, als auch mit der technischen Abwicklung zu tun. Es gibt aber auch Mitarbeiter, die ausschließlich im technischen Bereich arbeiten.
Frauen sind in der Branche in allen Bereichen tätig, aber wie in fast allen handwerklichen Berufen in der Minderheit. Entsprechende Bewerberinnen haben wir aber immer bevorzugt eingestellt.
Die Mitarbeiter sind durchweg langjährig bei uns, eine nennenswerte Fluktuation gibt es nicht. Abwerbungsversuche von Mitbewerbern gibt es immer wieder. Das geschieht aber stets nicht aus dem Grund, neue Mitarbeiter zu bekommen, sondern Mitarbeiter zu übernehmen, die Firmeninterna berichten können.
Mehr als wir zahlt hier am Ort keiner und deshalb können 100 Euro mehr da nichts bewirken.
Die Tätigkeit an sich erfordert eine gewisses psychische und physische Belastbarkeit. Nicht jeder kann mit dem Gedanken an Tod und Vergänglichkeit umgehen, nicht jeder steckt die Anblicke, Gerüche und Berührungspunkte ohne weiteres weg. Außerdem müssen schwere Lasten von Hand bewegt werden und es sind sehr ungewöhnliche Dienstzeiten zu leisten.
Die mannigfaltigen Anforderungen eines modernen Bestattungshauses erfordern wenige, belastbare und intelligente Mitarbeiter. Sie müssen in der Lage sein, eine Fülle von Vorschriften zu beachten, eine schnelle Auffassungsgabe besitzen und flexibel auf neue und ungewöhnliche Situationen eingehen können. Ferner muss man ohne zu zögern Entscheidungen fällen können, Rede und Antwort stehen können und blitzschnell zwischen den verschiedensten Anforderungen hin und herschalten können.
Handwerkliches Geschick, Kraft und Ausdauer sind ebenfalls von Bedeutung.
Dazu muss man wissen, daß sich der Beruf in den letzten 25-35 Jahren sehr gewandelt hat. Früher wurde die Tätigkeit häufig von Schreinern nebenher erledigt. Der Schreiner fertigte die Särge und holte, oft mit einem Bestattungsanhänger, die Verstorbenen. Diese wurden dann auf dem Friedhof von den Friedhofsmitarbeitern oder den Schreinergesellen eingebetttet. Der erforderliche Behördengang bestand darin, auf das Rathaus zu gehen, die Sterbepapiere vorzulegen und die Sterbeurkunden zu bekommen. Man zahlte seine Gebühr und ging dann zum Pfarrer, um den Termin zu machen.
Inzwischen leben wir aber im 21. Jahrhundert. Der Verwaltungsaufwand und die Ansprüche sind ungleich größer. Der Bestatter ist heutzutage ein Eventmanager, der ein großes Familienfest ausrichtet, wenn auch aus traurigem Anlass. Im Vergleich zu anderen Familienfesten und Anlässen, die sich oft mehrmals wiederholen (etwa runde Geburtstage usw.) sind Bestattungen in jedem Fall einmalig und unwiederholbar.
Es müssen bei „großen Beerdigungen“ oftmals mehr als 1.000 Kontakte erreicht werden und am Tag der Bestattung müssen bis zu hundert arbeitende Menschen koordiniert werden.
Hinzu kommt das gestiegene Anspruchsdenken der Menschen. Reichte es früher beispielsweise drei verschiedene Sargmodelle vorzuhalten, wollen die Menschen heute aus über vierzig Modellen auswählen können. Gab es früher nur die Wahl zwischen Trauerkarte und Trauerbrief, will man heute eine Mappe mit an die hundert verschiedenen Karten sehen. War früher für den Bestatter mit dem Abholen des Toten und dem Transport zum Friedhof fast schon alles erledigt, so ist dieser heute der erste Ansprechpartner und bleibt über Wochen der Hauptkoordinator des gesamten Fortgangs.
Natürlich bieten die Bestatter auch immer mehr Dienste an, um ihren Kunden einen möglichst umfassenden Service bieten zu können und natürlich auch, um damit besonders leistungsfähig zu sein, mehr Kunden zu bekommen und letztlich auch um Geld zu verdienen.
Das führt dazu, daß heutzutage auch Dienstleistungen erbracht werden, die mit dem reinen Bestatten nichts zu tun haben. Als Beispiel könnte hier das Abmelden und Verkaufen von Fahrzeugen genannt werden. Oftmals möchte sich die Witwe vom großen, unhandlichen Schaltwagen ihres verstorbenen Mannes trennen oder aber diesen doch wenigstens auf sich ummelden lassen. Auch diese Dienste vermitteln wir mittlerweile.
Nicht nur Geldgeilheit und gestiegene Preise sind es also, die letztlich auch die Kosten ausmachen, sondern auch die Fülle der Angebote, die in Anspruch genommen werden.
und
obiges UND wurde zur Dekoration eingefügt und entbehrt jeglichen Sinns.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: frauen, männer, mitarbeiter
und … ?
…mich wuerde es interessieren, ab welchen Alter und mit welchem schulischen Hintergrund man sich zum Bestatter ausbilden lassen kann, meine 17 jaehrige Tochter liebaeugelt da schwer damit(und nein, sie ist kein "Schwarzkittel").
Welche Skills waeren fuer eine erfolgreiche Ausbildung relevant und wie wuerde das ganze dann ablaufen?
LG,
Shura und die ganze Bande
Du solltest nicht so viel auf einmal schreiben, sonst bleibt ja für später nichts mehr 🙂
@Matthias: Ist was Wahres dran, aber aus 20 Jahren gibt es viel zu erzählen und es steht ja jeden Tag ein neuer Meier vor der Tür und meiert.
@Shura: Ich persönlich achte auf gutes Deutsch in Wort und Schrift. Mir ist der persönliche Eindruck wichtiger als Schulnoten. Ohne ein mehrwöchiges Praktikum schliesse ich keine Ausbildungsverträge ab. Wenn Deine Tochter das vorhat, soll sie sich bitte bei der zuständigen IHK und der örtlichen HWK (Handwerkskammer) erkundigen. Auch die Ausbildungsberatung dieser komischen Agentur, die früher mal das Arbeitsamt war, hat Informationsmaterial. Dann stünde ein Besuch bei mehreren Bestattern an, um sich zu erkundigen, ob und wie ausgebildet wird. Ich würde empfehlen, ein Praktikum zu machen, um zu sehen, ob der Beruf (und das Unternehmen) geeignet ist. Am sinnvollsten ist derzeit die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft, die aus der betrieblichen Ausbildung und dem Besuch der (zentralen) Berufsschule besteht. Allerdings: Bestatter ist kein direkter Lehrberuf. Mit den noch recht neuen Ausbildungsgängen will man sich dahin begeben, ist aber noch nicht wirklich so weit. Viele gehen auch einen anderen Weg und machen nach mehrjähriger Berufspraxis den Ausbildungsgang zum "fachgeprüften Bestatter". Wir bilden auch noch anders aus: Junge Leute werden bei uns zu Bürokaufleuten ausgebildet und erlernen parallel dazu innerbetrieblich… Weiterlesen »
wunderbar, danke fuer die Hinweise, dann naehern wir uns also mit diesem Procedere ihrem Berufswunsch an.
LG,
Shura und die ganze Bande
und?
Huch,
Ich bin grade durch Zufall auf deinen Blog gestoßen und war wegen dem Titel erstmal ziemlich überrascht.
Ich find's interesant, was du schreibst. So erfährt man viel mehr über den Beruf Leichenbestatter, als man es sich jemals zu fragen getraut hätte.
Hallo
also mein traumberuf ist Bestatter
ich weiß klingt komisch, ist aber so
nur das problem
ich habe nur einen Normalen Schulabschluss
also ohne Quali
ich habe aber gute kenntnisse als bestatter
und habe schon öfters Praktikum gemacht
ich bin auch in der Kirche als Ministrant tätig.
Und meine Psyche ist auch völlig okay
also ich verkrafte das alles
ist es dann noch möglich
dass ich vielleicht bestatter lernen könnte
liebe grüße
Klaus
@Klaus: Siehe weiter oben meine Antwort an "shura".
achso aber möglich wäre es schon
oder?
Eine Andere frage ich habe ja auch eine Matheschwäche
könnte das für mich negative auswirkungen
auf diesen beruf haben
@Klaus: Bei uns muss man bis 8 zählen können, soviele Verstorbene passen ins Kühlhaus.
*lach*
gutes Argument
bis 8 werde ich schon zählen können
danke