Wie sie das macht, das ist mir sowieso schleierhaft. Als Mann habe ich mich mit dem Thema auch noch nicht wirklich ernsthaft beschäftigt, und wenn überhaupt, dann passiv.
Es geht um lange Fingernägel und hier konkret um die langen Fingernägel von Sandy. Ich meine, diese Frau arbeitet auch in der Werkstatt, sie bedient Computertastaturen und muss immer wieder hauchdünne Gummihandschuhe an- und ausziehen… Wie macht die das mit diesen langen Dingern? (1)
Was mir persönlich gefällt, das ist die Tatsache, daß es sich um echte Fingernägel handelt und nicht um so etwas Angeklebtes oder Hingebasteltes. Das kann auch ganz schön sein, aber wenn’s „in echt“ geht, finde ich es schöner.
Nun bin ich absolut kein Fingernagelfetischist (2), ich beurteile Frauen sowieso nicht nach den Eigenschaften irgendwelcher Einzelteile, sondern eher als Gesamtpaket Gesamtpäckchen.
Aber Sandys Fingernägel fallen auf, zumindest dann wenn sie sich einen abgebrochen hat:
„Boah, Mist ey! Guckt Euch das mal an, der ist ja hier hinten voll eingerissen!“
Antonia kommt gelaufen, Frau Büser zeigt große Anteilnahme, es ist schier eine Katastrophe und die drei Damen werden sofort zu vier Damen, weil auch Nadine von ganz weit her gelaufen kommt. Das Einreißen eines Fingernagels darf man nicht einreißen lassen, da ist weibliche Solidarität gefragt, da muß man sich zusammenballen und dergestalt geballt über den Rissling herfallen.
„Ach Du meine Güte!“
„Au weia!“
„Um Himmels Willen!“
„Du Ärmste!“
Ich will zur Toilette, doch als ich nur den Kopf durch den Spalt meiner Bürotür stecke, fauchen mich die vier Hyänen an der Tastenfront giftig an, ich solle mich doch bitteschön, mangels Kompetenz und eigenen entsprechend langen Fingernägeln, aus dem wichtigen Tun da drüben heraushalten.
„Aber ich wollte doch nur…“
„Nix da, das muß jetzt repariert werden.“
„Könnt Ihr doch auch, egal was Ihr mal wieder zerbrochen habt. Ich muß doch bloß mal….“
„Zerbrochen? Wann haben wir schon mal was zerbrochen?“ will Frau Büser wissen und ich hole Luft, aber sowas von ganz tief Luft:
„Gestern der Anspitzer mit der Kurbel, vorgestern eine Tastatur und den Griff vom…“
„Mensch! Sowas zählt doch jetzt nicht.“
„Nicht?“
„Ts, ts, ts… Jetzt geht es um eine Verletzung!“
„Ich geh mal mit dem Papst telefonieren.“ (3)
Als ich wieder zurück komme, höre ich, daß die vier Damen darüber ganz erregt sind, daß der Sekundenkleber alle ist. Mit dem wollten sie nämlich den angerissenen Reissling retten.
Nadine schlägt vor: „Wenn man ganz oft mit ganz viel Nagellack darüber geht, dann klebt der das auch. Das hält zwar nicht so dolle, aber zur Not…“
Wieder hubt sich der Tidenhub der weiblichen Sprechflut und ich flute mich hinfort in mein Büro.
Das Nächste was ich sehe, ist Sandy, wie sie vor meinem Büro auf und ab stolziert und die rechte Hand in eine flatterhafte Bewegung versetzt, während sie gleichzeitig die Hand anpustet.
Bin ich froh, daß ich keine Frau bin! Ehrlich!
Okay, ich muß sowieso in die Metro und frage, ob ich eventuell den Status eines ganz besonders lieben Chefs erlangen könnte, wenn ich von dort den benötigten Sekundenkleber mitbringe.
Sandy hüpft mich an und will mir um den Hals fallen.
Schön! An sich wäre das schön! Also bei einer normalen Frau wäre das schön…
Aber Sandy ist ja nunmal ziemlich groß, ziemlich unhandlich und sehr ungelenk. Ihr Versuch vom Boden abzuheben gleicht dem Versuch eines Regentropfens aus einer Pfütze wieder gen Himmel zu regnen.
Irgendwie ist sie auch noch zu weit weg als sie beginnt, Anlauf zu nehmen und überhaupt sind meine und ihre Bewegungen vollkommen inkompatibel; jedenfalls tut es fürchterlich weh, wenn man hintenüber fällt und eine vielleicht so an die 80 Kilo schwere Deutsch-Amerikanerin auf einem liegenderweise Platz nimmt.
Der beste Chef der Welt, supersüß, ach wie nett, toll, klasse, sehr einfühlsam, ein echter Frauenversteher, das sind so die Attribute, die aus vier Flutventilen in den nächsten Minuten auf mich einprasseln.
Ich fahr dann mal in den Großhandel.
Als ich zurückkomme und den Wagen voller Zeug habe, laufen die Damen gleich zum Auto, um alles auszuräumen. Je schneller das erledigt ist, umso schneller kommen sie an den Sekundenkleber, den ich irgendwo im ganzen Haufen der Einkäufe versteckt haben muß.
Moment mal, Sekundenkleber? Ach Du meine Güte, den habe ich total vergessen!
Ein Schrei! Es ist Sandy, es muß etwas Schlimmes, ja gar Erschröckliches passiert sein und schon renne begebe ich mich in Richtung Kellergarage, da entnehme ich dem Geschnatter, daß der Nagel nun vollends abgebrochen ist. Ein schweres Paket Kopierpapier ist schuld daran.
Von den drei Kolleginnen umringt kommt Sandy nach oben: „Chef, den Kleber kannste behalten, jetzt ist der Nagel ganz abgebrochen.“
Ich nicke nur und freue mich, daß ich mal wieder Glück gehabt habe. Nicht auszudenken, wenn die mal Anlauf nimmt und einen nicht umarmen will.
(1) Bevor mir wieder so ein übereifriger Dr. Prügelpeitsch eine lange Mail schreibt und meine und seine Zeit vergeudet: Die Fingernägel von Sandy sind für meine Begriffe lang, gemessen an dem was manche andere Frau trägt, sind sie aber eher kurz und somit mit allen gesundheits-hygienischen und berufsgenossenschaftlichen Anforderungen vereinbar.
(2) Vorschläge meiner Rechtschreibprüfung zu „Fingernagelfetischist“: erkenntnistheoretisch, ferromagnetisch, gesellschaftskritisch
(3) Es ist ja unpraktisch, wenn man quer durchs Gebäude seine Kollegen darüber in Kenntnis setzt, daß man nun die Toilette aufsucht, vor allem wenn Kunden in der Nähe sein könnte. Daher haben die verschiedenen Branchen ihre eigenen Kürzel. In Kaufhäusern geht man beispielsweise zur Abteilung 17. Wenn also demnächst eine Verkäuferin zu einer Kollegin sagt: „Du die Doris, ist die immer noch auf 17?“, dann weiß man, daß diese Kollegin Doris mal eben Pipi machen ist.
Wir sagen nicht „Abteilung 17“, weil wir auch Leute als Kunden haben, die in Kaufhäusern arbeiten, sondern wir sagen immer, daß wir mit Mutter Theresa, dem Dalai Lama oder dem Papst telefonieren müssen.
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Wie heißen nochmal diese amerikanischen Büffel?
Sand…
Duck unn wech
B. A.
„Aber Sandy ist ja nunmal ziemlich groß, ziemlich unhandlich und sehr ungelenk.“
Ich hatte bisher das Bild einer langbeinigen, graziösen Dame im Kopf.
Und in der nächsten Folge erklärt uns Tom dass man Feinstrümpfe nicht wegwerfen muss, ein Lippenkleber für 1,20 tuts auch!
nachtrag:
….wegen einer Laufmasche …..
scheiß Morgen…
@ der Schuki:
Vielleicht handelt es sich bei den 80 kg und der genannten Beschreibung um eine Art Gewichts-Chill…
Ich liiieeebe die Geschichten aus (deinem) dem Alltag ^^ Sehr schön…das können auch nur Frauen nachvollziehen …hehehe
Also, ich hätte ja schon ganz gerne ein Foto von den tollen Fingernägeln der jungen Dame gesehen… 😉
Also ich hätte lieber ein Foto von der umwerfenden Sandy und dem umgeworfenen Chef 😀
Manchmal bin ich doch richtig froh, dass ich als Klavierspielerin meine Nägel nicht zu lange werden lassen kann.
… und ich bin heilfroh, dass ich mich als Mann nicht mit solchen Problemen herumschlagen muss 😉
Auf die Idee, einen Fingernagel mit Sekundenkleber zu flicken, wäre ich ohnehin nie gekommen.
„Mit dem Papst telefonieren“ finde ich super.
Ansonsten: das wichtigste Utensil zur Manikuere ist immer noch eine anstaendige Nagelschere, da kann auch nix mehr einreissen. 🙂
@ Turtle:
In dem Fall ist meine dann wohl unanständig… das kleine Luder…
@ dicker orangefarbener verfressener fauler Kater.
Na, das hier mal keine Sittenlosigkeiten einreissen…
Nägel okay, aber im Kosmetikköfferchen herumludernde Nagelscheren, tststs. 😉
B. A.
Ich bin nicht verfressen. Das ist mein Fell. Das ist so… plüschig… 😉
@ Garfield.
Dann brauchst du zusätzlich zur luderhaften Nagelschere noch eine (Heckenschere) Schafschermaschine. Da wird es eng im Kosmetikköfferchen.
B. A.
Kennt ihr eigentlich meinen Lieblingswitz zum Sekundenkleber?
Mann kommt mit hochrotem Kopf im Sturmschritt in die Drogerie und fragt „wo ist der Mitarbeiter, der meiner Frau Sekundenkleber anstelle Zahnpasta verkauft hat?“ Betretenes Schweigen. Schließlich meldet sich zitternd der Lehrling. Der Mann drückt dem Lehrling darauf hin 100 Euro in die Hand „gratuliere mein Junge, das war eine Meisterleistung …“
Solang es nicht zum Pabst geht 😉
„Mit dem Papst telefonieren…“? Da könntet ihr auch gleich sagen, dass ihr zum Klo geht, das ist genauso unauffällig. Wie wäre das:
„Ich muss mal eben was in den Korintherbriefen nachlesen…“
(Warum „Korintherbriefe“? Was machen denn Pedanten mit Korinthen…?)
Auf dem Metro-Einkaufszettel für’s nächste Mal dringend notieren:
1) Sekundenkleber
2) Nagelfeile
3) Nagelschere (…aber eine gescheite!)
4) Nagellack, klar (für „Notoperationen“)
5) Nagelhärter
Welche Frau, die Wert auf ihre Fingernägel legt, benutzt bitte schön eine Nagelschere???
Wenn es unbedingt sein muß die Nägel mit etwas anderem als der Nagelfeile zu kürzen, dann doch mit einem Nagelknipser der richtet nicht ganz so viel Schaden an wie eine Nagelschere.
meine Nagelschere ist ein Seitenschneider 🙂
@ QLance.
Und als Nagelfeile benutzt du eine Flex?
B. A.
Ein Troll? Klingt als sollte QLance eher Feldwebel Detritus heissen. 😉
@ Tichondrius.
Kennst du den Film „Dumm und dümmer“?
Darin werden die Fußnägel eines Hauptdarstellers im Schönheitssalon per Flex gekürzt.
B. A.
Ich weiß gar nicht, was ihr habt – das geht prima mit einem kleinen Elektronik-Seitenschneider!
Und einen fies eingerissenen Fingernagel (ging weit ins rosa gefärbte hinein…) hab‘ ich auch schon mal mit Cyanacrylat und einem Schnipsel Glasfasermatte geklebt. Alles ganz normal… 😉
http://de.wikipedia.org/wiki/Figuren_und_Schaupl%C3%A4tze_der_Scheibenwelt-Romane#Feldwebel_Detritus
-> Detritus
Ob QLance auch ein Siliziumgehirn hat?
ich kenne zimmermädchen, die sich ihre langen, sündhaft teuren künstlichen fingernägeln bei der arbeit auch immer innert kürzester zeit ruinieren. und trotzdem immer wieder drankleben. okaay, muss was dran sein.
**“Aber Sandy ist ja nunmal ziemlich groß, ziemlich unhandlich und sehr ungelenk.“
*“Ich hatte bisher das Bild einer langbeinigen, graziösen Dame im Kopf.“
Ich auch – bei vergleichbarer Größe (~178cm) und Statur wie mir bekannte Mädels ausgehend, wären das eher 65 kg…