Was mich wundert: Du erzählst oft von nächtlichen Einsätzen und Beratungen. Ist das denn wirklich notwendig? Bei uns starben auch schon drei Leute in der Familie und da kam dann der Bestatter irgendwann am späten Vormittag. Kommt das oft vor mit den nächtlichen Einsätzen?
Die überwiegende Zahl der Beratungen wickeln auch wir tagsüber zu den üblichen Bürostunden ab. Natürlich versuchen wir am Telefon herauszufinden, wie ‚dringend‘ es jetzt mit der Beratung ist und beeinflussen die Kunden natürlich auch ein wenig.
Viele denken einfach nur, es müsse alles sofort passieren und sind sehr damit einverstanden, daß man das auch in Ruhe bei Tageslicht erledigen kann.
Oft ist es aber auch einfach so, daß die Kunden auf der nächtlichen Beratung bestehen und bevor wir da ins Diskutieren kommen, machen wir es lieber gleich. Man will ja auch keinen Auftrag verlieren.
Natürlich ist es aber auch so, daß nächtliche Einsätze immer besonders in Erinnerung bleiben und aufgrund der Umstände mehr zu erzählen bieten.
Was Überführungen anbetrifft, so hatte ich ja schon mehrfach darüber geschrieben. Niemand hat es weniger eilig als ein Verstorbener. Ob der nun noch bis zum nächsten Morgen in seinem Bett liegt, macht selten einen Unterschied. Doch wegen der Wohnverhältnisse und aufgrund der Tabuisierung des Todes wollen die Leute heute ihre Verstorbenen zumeist recht schnell abholen lassen.
Wir versuchen immer wieder, die Leute über die Möglichkeiten zu informieren, daß sie einen Verstorbenen ohne weiters auch noch zu Hause behalten können usw.
Aber das ist immer mit einem Risiko behaftet. Es kommt nämlich durchaus nicht selten vor, daß die Anrufer dann meinen, wir sagten das nur aus Bequemlichkeit, um Zeit zu schinden oder weil wir gerade keine Lust haben. So ist es schon vorgekommen, daß wir dann am nächsten Morgen angerückt sind, um wie vereinbart einen Verstorbenen nach der Nacht abzuholen und der war dann schon weg, weil die Leute auch noch bei einem Kollegen angerufen haben, der sofort gekommen ist.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: nachts, rund, stunden
Ich versteh’s auch, wenn jemand nicht neben dem toten Partner in einem Bett liegen will. Das hat nichts mit Tabuisierung zu tun, ich habe keine Angst vor einer Leiche, aber neben einer solchen zu schlafen wär mir dann auch nicht angenehm. Selbst wenn es sich um einen geliebten Menschen handelt.
Gerade letzteres stelle ich mir auch als den eigentlichen Grund dafür vor, dass die Leute den Leichnam möglichst schnell weg haben wollen. Es ist nun mal so: Der Tote verändert sich und er sieht immer weniger aus als man ihn in Erinnerung hatte. Was bei einem fremden Toten erträglich ist, tut bei einem geliebten Menschen einfach weh mitanzusehen.
Beim Lesen der Frage: „Ist das denn wirklich notwendig?“, kam mir auch als Allererstes der unternehmerische Gedanke, welcher sich in deiner Antwort dann auch wiederspiegelte.
Wenn der Tote erst mal abgeholt ist, ist der Auftrag schon so gut wie in der Tasche. Und das ist gut so. 🙂
Und es kommt sicher auch auf die Umstände und Gegebenheiten an.
Mein Opa starb abends in seinem Sessel im Wohnzimmer.
Da die Wohnung klein ist, wurde am dortigen Tisch auch gegessen.
Na wieviele Mahlzeiten hätte meine Oma wohl nicht zu sich genommen, wenn er dort „weitergesessen“ hätte?
🙂