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Nicht immer…

Fehler durch Lektorin Alexandra bereinigt.

Wer hier mitliest, der weiß, daß eines meiner Ziele, die ich mit diesem Weblog erreichen will, darin besteht, daß ich die Menschen über den Beruf des Bestatters aufklären möchte. Kaum jemand hat ja auch nur die geringste Ahnung, was Bestatter überhaupt machen.

Gestern Abend lief in der ARD ein sehr eindrucksvoller Doku-Spielfilm über das ICE-Unglück von Eschede. Man erfuhr, daß Retter, Ärzte und auch Bestatter, ja sogar die Notfallseelsorger, an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit -und darüber hinaus- gelangten. Viele sind zusammengebrochen, viele leiden noch heute unter den immer wiederkehrenden Bildern von den Ereignissen an jenem Tag.

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In diesem Zusammenhang ist mir bewußt geworden, was ich schon alles erlebt und gesehen habe und ich habe so ein wenig das Gefühl bekommen, daß manches hier im Weblog zu harmlos erscheint. Deshalb will ich einfach mal erzählen, daß wir nicht immer nur „die schöne Leich'“ haben, die in hohem Alter friedlich eingeschlafene alte Dame oder den Greis, jenseits der 90, der vor dem Fernseher zusammengesunken ist.

Allein schon unter den ganz normalen Haussterbefällen ist ein gewisse Prozentsatz, der auch hartgesottenen Bestattern zu schaffen macht. Sei es, daß der Verstorbene lange unbemerkt in der Wohnung gelegen hat, sei es daß es zu übermäßigen Kontaminationen mit Blut, Exkrementen oder Erbrochenem kam oder daß der Verstorbene selbst im Haushalt aus einer sehr schwierigen Lage geborgen werden muß.

Man sollte diese Seite einfach auch mal beleuchten, damit nicht der Eindruck entsteht, das sei ein Job in Rosa. Ich merke das auch ein bißchen an den Zuschriften. Viele jüngere, aber auch ältere Leute schreiben mir, daß sie durch mein Weblog Interesse an einer Tätigkeit in der Branche entwickelt haben. Das ist gut so, das ist auch so ein beabsichtigter Nebeneffekt.

Ich sag’s nochmal: Wenn ich erzähle, daß ich Bestatter bin, zucken viele zurück, keiner kann sich vorstellen, sowas zu machen und dann, nach einer halben Minute, gehen die Fragen los. Jeder hat da irgendeine Frage, irgendein Problem oder wollte schon immer mal was ganz Bestimmtes wissen. Das Interesse ist also da, nur wissen die Menschen nichts über unseren Beruf.
Daß ich nicht viel von den weniger schönen Seiten erzähle, liegt in der Natur der Sache und hat verständlicherweise gleich mehrere Gründe. Zum einen möchte man ja – speziell hier im Weblog – die Leute nicht immer wieder durch Schreckensberichte schocken, zum anderen ist aber wirklich so, daß diese „schrecklichen“ Ereignisse nur einen kleinen Prozentsatz an den gesamten Sterbefällen ausmachen. Sie würden aber ganz besonders im Gedächtnis haften bleiben, weil sie besonders eindrucksvoll sind und würden unter Umständen das Bild von der Tätigkeit eines Bestatters sehr ungünstig in einem völlig falschen Licht darstellen.

Vermutlich hat jeder Beruf seine Schattenseiten, stellte man aber nur diese da, würde man jedermann abschrecken.
Ließe man sie aber gänzlich weg, entstünde ebenso ein falsches Bild.

Nicht nur bei den Haussterbefällen kann es unangenehme Ausnahmen geben, auch und sicherlich viel häufiger ist das bei den „Abholungen“ aus Krankenhäusern der Fall. Abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen ist das nämlich nicht so, daß das Pflegepersonal den Verstorbenen liebevoll wäscht, einkleidet, ihm die Hände faltet, Augen und Mund verschließt und ihn so den Angehörigen nochmal präsentieren kann. Die Regel und ganz normaler Alltag ist es, daß wir von den Krankenhäusern Verstorbene übernehmen, die voll mit Schläuchen und medizinischen Zugängen sind. Manche sind auf dem OP-Tisch verstorben und man kann froh sein, wenn die Operationsstelle wenigstens notdürftig wieder verschlossen wurde.

Am eindrucksvollsten aber sind, und das liegt klar auf der Hand, die Einsätze, die uns zu den Schauplätzen von Unfällen oder Verbrechen führen. Einmal vollkommen davon abgesehen, daß die durch den Unfall verursachten Verstümmelungen wenig angenehm sind, so ist auch noch zu berücksichtigen, daß der Sensenmann sich ja – abgesehen von den üblichen Ausnahmen – schon in den meisten Fällen wenigstens beim natürlichen Tod an die Spielregel hält und hauptsächlich die Alten holt.

Bei Unglücksfällen ist das anders, da kann es jeden treffen, alt, jung, hübsch, häßlich, Mann, Frau, Kinder, Säuglinge…

Bei Verkehrsunfällen hat man es, bedingt durch Rückhaltesysteme und Airbags, aus meiner subjektiven Sicht etwas weniger mit gräßlich verstümmelten Leichen zu tun. Die Körper sind weitestgehend intakt und dennoch waren die Unfallfolgen, z. B. Genickbruch, tödlich. Man steht dann wirklich fassungslos vor den viel zu jung verstorbenen Menschen und fragt sich, ob das denn sein mußte.

Gerade jetzt da das Wetter besser wird, haben wir es wieder mit Motorradfahrern zu tun. Man möge mich korrigieren und ich weiß, daß es unter den Lesern einige gibt, bei denen es anders ist, aber ich behaupte einfach mal, daß die wenigsten Motorradfahrer aus zwingenden Gründen mit ihrem Zweirad unterwegs sind. Für die allermeisten ist es die schönere Variante der Fortbewegung, ein Hobby, ein Freizeitspaß. Und dann sein Leben gerade bei einer solchen Sache lassen zu müssen, auf die man sich gefreut hat, die einem Spaß bereitet… das finde ich besonders bitter.

Ich wollt’s nur mal erzählt haben.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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