Allgemein

Sarggestecke

Bestatter Stefan schreibt in einem Kommentar zu Hammergeräuschen in der Leichenhalle:

…da wird wohl der Gärtner dann das Gebinde festgenagelt haben. Das macht unglaublichen Lärm.

In der Tat, Sarggestecke werden oft auf einer Holzlatte montiert, damit alles am Stück bleibt und damit man es gut transportieren und am Sarg festmachen kann. Manchmal werden die angeschraubt, oft geklebt, aber meist irgendwie befestigt, damit es bei der Fahrt des Sarges auf dem Sargwagen über den Friedhof und überhaupt auch sonst nicht runterfällt.

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Dumm nur, wenn die Familie es sich kurzfristig am Grab anders überlegt und einer der Hinterbliebenem dem Friedhofsverwalter oder dem Bestatter sagt, das Gesteck soll doch bitte nicht mit ins Grab. Das ist kein außergewöhnlicher Wunsch. Nein, wir sprechen die Leute sogar ausdrücklich darauf an.

Im Grunde sind Sarggestecke als letzte Blumengabe für den Verstorbenen und als Sargschmuck gedacht. Klassischerweise gehört das Gesteck also mitsamt Sarg in die Grube. Aber es geht nicht nur mir, sondern auch vielen Kunden so, daß wir das oft viel zu schade finden, vor allem vor dem Hintergrund, daß die Gärtner hier in der Region Blumen mit innenvergoldeten Stengeln nehmen. Das könnte man zumindest angesichts der unglaublichen Preise für die Trauerfloristik meinen.

Es wäre also oft einfach zu schade, das Gesteck mit dem Sarg abzulassen und dann mit Erde zuzuschütten.
So hat es sich hier eingebürgert, daß wir die Kunden deswegen vorher befragen und daß die Gestecke nur mit einer Art Knetmasse angeklebt werden. So kann das Gesteck unmittelbar vor dem Ablassen des Grabes eben abgenommen und an die Seite gelegt werden. Auf diese Weise dient es dann noch länger als Grabschmuck.

Wie gesagt, dumm ist das nur, wenn die Familie es erst anders wollte und das Gesteck festgeschraubt wurde.
Unterbrechung der Zeremonie, aufgelöste Angehörige, Katastrophe hoch drei, beleidigte und empörte Gesichter, ein Friedhofsmann rennt und holt den Akkuschrauber, 20 Minuten Verzögerung, alle sind in „hellster Aufregung“, dann endlich ist das Gesteck gelöst und was macht der Bruder des Verstorbenen? Er geht zum Sarg, beugt sich hinunter, schaut – ein Auge zugekniffen – prüfend über die Sargoberfläche, läßt die Hand über den Deckel gleiten und stellt entsetzt fest, daß der Deckel verkratzt und sogar angebohrt wurde!
Schuld ist natürlich immer der Bestatter und von dem wollen die Leute dann einen Nachlass wegen des kaputten Sarges…

Jetzt wird nur noch mit Knete befestigt. Punkt.

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#Lektorin A #sarggestecke

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(©si)