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Sex ist zuviel

orgel

Sie rauscht in mein Büro und wirft mir die Rechnung auf den Tisch, die wir ihr gesandt haben.

„Das zahl‘ ich nicht, nein, das zahl ich nicht!“

Ich werfe einen Blick auf die Rechnung, sehe aber nichts Ungewöhnliches. Sandy kommt, bringt mir die passende Akte und ich vergleiche unsere erste Kostenaufstellung mit der Rechnung. Die Rechnung ist 1,82 Euro höher, daran kann es nicht liegen.

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„Was stimmt denn mit der Rechnung nicht?“ erkundige ich mich.

„Wegen der sechs Griffe!“

Auf der Rechnung steht, daß ein Sargmodell mit sechs Griffen Verwendung gefunden hat, das steht aber auch so in meiner handschriftlichen Liste, die ich bei der Beratung angefertigt habe und auch auf der Kostenübersicht.

„Sie haben sich doch aber dieses Sargmodell selbst ausgesucht.“

„Ja schon, aber der hat ja sechs Griffe.“

„Stimmt, drei auf jeder Seite.“

„Das ist Beutelschneiderei!“

„Dieses Modell hat aber nunmal sechs Griffe, so steht es ja auch im Ausstellungsraum.“

„Das mag ja alles sein, aber bei der Beerdigung waren ja nur vier Männer da, die den Sarg an Schnüren in das Grab gelassen haben. Da hätten auch vier Griffe gereicht.“

Da hat sie Recht! Aber die Griffe dienen ja nicht nur zum Tragen, sondern sind auch optischer Zierrat und ein gestalterisches Element. Dazu muß man wissen, daß diese Griffe industriell hergestellt werden und nur einen klitzekleinen Anteil am Sargpreis haben. In diesem Fall waren es sogar etwas höherwertige galvanisierte Griffe, trotzdem liegt der Komplettpreis bei ungefähr nur 16 Euro.

Ich will der Kundin gerade sagen, daß wir aus Kulanzgründen einfach auf die Berechnung der kompletten Griffe verzichten, da tönt sie:

„Wenigstens 200 Euro müssen da drin sein. Wir haben uns ja so aufgeregt!“

Boah!
Also, es kann ja immer was sein, Kunden können immer mal wegen diesem oder jenem unzufrieden sein, kann alles passieren. Menno, dann ziehen wir eben was an der Rechnung ab, das hilft in 99% aller Fälle.
Aber 200 Euro, das ist ja wohl die Höhe.

„Tut mir leid, aber das ist zu viel. Ich kann Ihnen bei der Rechnung etwas entgegenkommen“, sage ich, schaue nochmals auf die Rechnung, die 1.881,82 Euro ausmacht und sage: „Wir einigen uns auf 1.870 Euro und damit ist die Sache erledigt.“

„Was? Das muss ich aber erst mit meinem Mann besprechen. Ich glaube kaum, daß der damit einverstanden ist. 200 Euro müssen da schon drin sein, schon allein wegen der Aufregung, die wir hatten.“

Tja, ich fürchte, die beiden werden sich noch mehr aufregen müssen. Ich streiche den Rechnungsbetrag durch, schreibe mit dem Kuli 1.870 Euro hin und setze noch einen Stempel drauf.

Mal sehen, was die machen.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 27. November 2007 | Revision: 28. Mai 2012

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17 Jahre zuvor

Und ich hätte nach diesem verhalten gar nichts gestrichen!

17 Jahre zuvor

Endlich geht’s sexmäßig mal ein wenig zur Sache hier 🙂

Reklapfirsich
17 Jahre zuvor

Seit 2 Wochen frage ich überall, ob tatsächlich immer dreistere Forderungen gestellt werden. Beim Bäcker, beim Supermarkt, an der Tankstelle – sogar bei Kollegen unserer Mitbewerber. Und überall das gleiche.
Das Beispiel mit dem Bäcker – kommt so ähnlich tatsächlich (leider) vor.

Man müsse (als Firma bzw. Unternehmer) ein enormes Entgegenkommen zeigen, um einen „Ärger zu kompensieren“ – so lese nicht nur ich das täglich in Reklamationen.

Ich wette mal, Du schreibst bald, wie es weitergeht. Und dann droht die Kundin mit einem Anwalt, dem Verbraucherschutz und generell wird keiner ihrer zahlreichen Verwandten sich wieder von Dir beerdingen lassen… (bin auf die Fortsetzung gespannt)

17 Jahre zuvor

Sex verkauft sich halt gut! 😉

Sex mit sechs Handgriffen. « livingsolo
17 Jahre zuvor

[…] Headline: “Sex ist zuviel“. […]

17 Jahre zuvor

Hab mich schon gefragt ob die Überschrift eine Bezahlung in „Naturalien“ umschreibt.
Sieht SIE denn gut aus?

Micha

Susanne
17 Jahre zuvor

ein neuer Servertest??
Bei der Verbindung Sex mit Bestattungen gibts heute dan ja nochmal extra viele Klicks…
;-))

Asz
17 Jahre zuvor

Ich hätte in der Aufregung noch was dazu gerechnet *schäm*

17 Jahre zuvor

leute gibts…

Morgenfrost
17 Jahre zuvor

Tja, wie mittlerweile im Handwerk üblich und wie ich meine, das auch schon bei Dir gelesen zu haben, sucht der Kunde krampfhaft Mängel, um den vorher fest vereinbarten Preis nicht in voller Höhe entrichten zu müssen.

Einerseits ist Geiz ja geil, andererseits ist es wohl erste Bürgerpflicht, einen auf dicke Hose machen zu müssen, egal ob man sich das leisten kann oder nicht.

Man kann versuchen, solchen Leute gegenüber mithilfe von Logik zu argumentieren. Allerdings setzt dies auf der Gegenseite die Bereitschaft / das Vermögen zur logischen Betrachtungsweise voraus. Das scheint hier aber nicht gegeben…

Ich gehe morgen früh auch zum Bäcker, bestelle mir 10 Mohnbrötchen, bin dann aber nur bereit, davon 9 zu zahlen, weil ein Brötchen keine gleichmäßige Verteilung der Mohnkörnchen aufweist.

Das eigentlich Schlimme ist, dass solche Leute mit der Masche irgendwann schon einmal Erfolg gehabt haben müssen, denn sonst hätte sich diese Masche ja nicht bewährt und würde nicht weiter angewandt werden.

Armes Deutschland *theatralischer Stoßseufzer*

Hallo Wien
17 Jahre zuvor

Du hättest besser mit dem gewinnendsten Lächeln der Welt die Summe um genau die 1,82 € Differenz gegenüber der Kostenaufstellung gekürzt und mit großem rhetorischen Schwulst zu verstehen gegeben, daß ihr das nur für Eure BESTEN STAMMKUNDEN macht. Dann noch die große Bravourarie (4 Strophen) „Was Tom sagt, ist Vertrag“. Honigsüß, aber in der Sache knallhart, mehr hat die nicht verdient.

Stephen
17 Jahre zuvor

Ich hätte ihr angeboten für 200 EUR Gutschrift zwei Griffe zurückzunehmen 😉

Peroy
17 Jahre zuvor

Sex-Griffe gehen gar nicht. Nekrophiles Bestatter-Pack. Und dann den Spaß noch in Rechn ung stellen, das hammer gern. 639,47 müßen da schon drin sein…

Ryson
17 Jahre zuvor

Gab es so einen Eintrag schon einmal
oder habe ich gerade ein Déjà-vu?

Reklapfirsich
17 Jahre zuvor

@Jemand: Du bringst mich auf eine gute Idee.
Ich werde heute in der Mittagspause in der naheliegenden Apotheke mal nachfragen und hier danach (ob man es lesen will oder nicht) das Ergebnis reinschreiben.

jemand
17 Jahre zuvor

Läuft das bei der beim Apotheker dann so?
Das sind ja 200 Tabletten für 30€.
Ich habe aber nur hundert gebraucht.
Da kürzen sie aber die Rechnung um 17€ und Schmerzensgeld für diese Unverschämtheit bekomme ich aber auch.

Der Mensch da hat zwei Nieren, der braucht nur eine. Die geben wir jetzt zurück.

Morgenfrost
17 Jahre zuvor

Tausche zweite Niere gegen einen größeren Schw… ähm… lassen wir das 😉

Hallo Wien
17 Jahre zuvor

Man hätte Ihr ja einen Gutschein über 200 € aushändigen können – gültig für ihre eigene Beerdigung. Gültigkeitsdauer: 6 Monate.

17 Jahre zuvor

*tränenlach*

Hallo Wien, das is ne spitzen Idee. *taschentuch such*

Siggi
17 Jahre zuvor

@Morgenfrost:

Herr Schulze ließ sich im Brasilien-Urlaub eine Niere gegen Bezahlung entnehmen. Der Arzt machte das Angebot, für die zweite Niere einen Videorecorder springen zu lassen. Frau Schulze hat ihn noch lange genutzt…:-)

newmedia_junkie
17 Jahre zuvor

Warum hast du ihr nicht gesagt dass sie sich nicht hätte aufregen müssen, sondern einfach gleich anrufen, und du deshalb keinen „Aufrege-Rabatt“ gibst?!
Oder zumindest fairerweise das ganze auf der Rechnung als „Kunden-unfähigkeitsrabatt“ auszeichnest 😉

Oder du bietest eine Kostenlose Exhumierung an, zum Griffe abschrauben, dann kann sich sich auf ihre Bestattungs-Wunschliste schreiben lassen „Sarg mit 2 Griffen (2 von Papa liegen noch in der Garage…)“

Oder man bietet ihr an kurz ins Nebenzimmer zu gehen und noch 2 kleine Sargträger zu machen…*hüstel*

Einfach endlos, die Möglichkeiten 😀

Ich
17 Jahre zuvor

Sex sells. Da hab ich mir schon die schmutzigsten Hoffnungen gemacht…

Zumal ich (wenn ich ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern darf) auch schon einen Totenschaufler mit Gärtnerin in einem frisch ausgehobenen Grab beim po**en erwischt hab ;-).
Bin Steinmetz und daher auch öfter auf Friedhöfen unterwegs.

Icke
17 Jahre zuvor

In dem Moment wo die Kundin die Reduktion auf die 1870,- ablehnt, hätte ich vermutlich so ähnlich reagiert wie „Hallo Wien“:
So etwas gesagt wie „1870,- Paßt Ihnen nicht? Ist in Ordnung…“
Hätt die Rechnung genommen, den Preis der Griffe grstrichen (und nur den Preis, nichts anderes). Und hätt eder Kundin die Rechnung gegeben mit so etwas wie: „So müßte es dann aber passen…“

jemand
17 Jahre zuvor

@Reklapfirsich: Wann hast du den Mittagspause??
Wenn du das schon um 14:18 geschrieben hast. O;o

Der Falke
17 Jahre zuvor

@ prey

Noch nie was von Picida gehört? Hilft mir auch bei unserem Firmenproxy!

http://www.picidae.net/lang-pref/de/

autsch
17 Jahre zuvor

Hallo Undertaker, apropos Bestatter und Se(x/chs) eine Bloggerkollegin von Dir bei der Zeit hat da was aufgetan was Dich sicherlich auch interessieren könnte ;P http://blog.zeit.de/sex/?p=441

17 Jahre zuvor

Da hat der gute schon was drüber geschrieben.




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