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So schlimm war es doch gar nicht, oder?

So, mal eben zwischendurch mit ein paar Unterbrechungen habe ich „Charlotte Roche unter Bestattern“ angeschaut.
Erstes Fazit: Frau Roche kam doch ganz gut dabei weg, finde ich.

Schon allein daß der Kollege Fotos und „Totenbriefe“ berühmter Verstorbener im Eingangsbereich an der Wand hängen hat, stößt mich eher ab. Die Fußballurne für 435 Euro ist auch der Hammer, eine rote Fußballurne hatten wir noch nie, die normale schwarz-weiße bekam ich mal vom Lieferanten „zum Ausprobieren“ aufs Auge gedrückt und die stand hier für 129,- Euro im Regal.

Habe ich das richtig gesehen, das „teure wertvolle Ding, das da unten verrottet“ (O-Ton Roche), ein Kuppelsarg aus Eiche mit 6-teiligem Beschlag kostet dort 5.495 Euro (oder waren es 3.495? ich kann es nicht genau sehen). Mann, Mann, Mann…
Ich schrieb ja schon von unserem Adenauer-Sarg, der absoluten Übertruhe für Geld-zum-Fenster-Rauswerfer, die wagen wir mit 3.100 Euro auszupreisen, einfach so, aber so ein Eichensarg kostet bei uns 1.950 Euro und das ist in jeglicher Hinsicht immer noch eine Menge Holz.

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Weiter im Beitrag:
Über das „EM-Fenster“ möchte ich mich nicht auslassen. Nur soviel: Mir gefällt sowas nicht.
O-Ton Roche dazu: „Halli-Galli…“, stimmt.

Wunderbarer Satz von Frau Roche: „Die Würmer dürfen es Sarg] aufessen, aber es darf vorher kein Kratzer drankommen.“

Das Ausstatten des Sarges wurde ganz normal gezeigt, lediglich so ein Papierkissen und die „Decke“ aus Papier gibt es bei uns nicht, das wäre mir zu billig. Die Unterfütterung mit einer saugfähigen Schicht machen wir vorzugsweise mit Hobelspänen, man kennt das auch in ähnlicher Form als Kleintierstreu. Manchmal verwenden wir auch Papierschnipsel, aber nicht diese langen Papierstreifen, unsere Shredder machen ganz kleines Konfetti. Es ist aber im Prinzip egal was man da verwendet, jetzt im Herbst nehmen wir auch wieder Torf und Laub, Hauptsache die Lage ist saugfähig. Bei uns ist aber nur bei extrem günstigen Bestattungen die Vollbespannung im Einsatz, so wie sie hier im Beitrag gezeigt wurde. Diese Bespannung mit Gummizug ist einteilig, passt für fast jeden Sarg und bildet Seiten und Bodenbespannung in einem.
Bei den meisten Sargausstattungen die wir machen, verwenden wir einen rundumlaufenden satinierten Stoff für die Sargwände und eine separate Stoffbahn für den Boden. Auch füllen wir diese Särge nicht so mit Füllmaterial voll, weil dann immer noch eine separate Sargmatratze hineinkommt.

Erst dachte ich, daß der Kollege nicht so gut wegkommt, wie Frau Roche. Das liegt aber in erster Linie daran, daß ich eher vom „Feuchtgebiet“ sehr vorurteilsbehaftet etwas Negatives erwartet hätte. Das ist aber ausgeblieben. Sie hat zwar manchmal, vielleicht absichtlich, ziemlich blöd gefragt, so wie der Willie bei „Willi will’s wissen“, aber im Grunde gibt es ja keine blöden Fragen, also was soll’s?

Der Kollege hat im Grunde auch nichts gesagt oder getan, was irgendwie schlimm wäre, er arbeitet so wie es vermutlich ganz viele Bestatter tun, ein Tischler eben.

An sich fand ich die Sendung durchaus gelungen. Man hatte einen authentischen Eindruck auch wenn es nur ein kleiner Einblick war und viele Facetten des Berufs ausgelassen hat, mehr kann man vermutlich im Rahmen eines „Praktikumstages“ auch nicht zeigen.

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(©si)