Frag doch den Undertaker

Trauerfeier bei Jehovas Zeugen

Meine Familie und ich mußten an einer völlig entwürdigenden Beerdigung bei den Zeugen Jehovas teilnehmen.
Meine Tante war verstorben. Sie war verwitwet und einsam und hatsich im Alter dieser Sekte zugewandt. Nun wurden wir vom Ältesten oder Königsreichmann der Zeugen informiert dass die Tante gestorben ist.

Wir als Familie wurden vor völlig vollendete Tatsachen gestellt und mussten sogar zusehen, dass die Zeugen Jehovas die Beerdigung organisiert und den Bestatter ausgesucht haben. Wir hätten für die Tante nicht aufkommen können, da wir selbst nicht über genug Geld verfügen, aber man hätte das doch dem Amt überlassen können. Schließlich ist das Amt zu einer würdigen einfacheren BHestattung verpflichtet.

Die Trauerfeier im Königreich Saal war die Höhe! Es wurden nur Königsreichslieder gesungen und der Saal war voll mit diesen Zeugen Jehovas. Eine Unverschämtheit, da werden sie mir zustimmen, denn wo bleibt denn da die Familie. Man hatte uns Plätze hinten an der Seite so in der dritten Reihe reserviert aber wir wollten vorne sitzen wie sich das gehört und sich dann d´ganz resolut einfach nach vorne gegangen.

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Die dort sich hingesetzten Zeugen haben uns abgegukct wie Autos und sind nur wiederwillig aufgestanden.
Ein Prediger hat dann eine Sektenansprache gehalten und unsere Tante immer Schwester Klara genannt. Ich meine mal, dass wir zurecht böse sind, denn nur für meine Mutter war das ja wirklich eine Schwester.
Der Prediger hätte ja auch Frau K. sagen können und nicht nur Schwester Klara, das finden wir sehr unpoersönlich.

Lieber wäre uns ein christliches Begräbnis gewesen, weil wir zwar auch nie in die Kirche gehen sich das aber so gehört.

Am Grab hat dann das Gloeiche stattgefunden: Wieder stand alles voll mit diesen Leuten und wir vier mussten uns den Platz direkt am Grab fast erkämpfen. Der Prediger hat dann wieder Königreich gesprochen undBlumen gab es auch keine. Alles sehr nackt, nur der blanke Sarg.

Haben wir ein Anrecht, daß die Beerdigung zu unseren Bedingungen wiederholt wird und wir gesetzlich die Sekte vom Feiern ausschliessen?
Wir haben uns schon im Internet schlau gemacht und gelesen, dass die immer gegen die Familien kämpfen. Sekte eben, du wirst das kennen.

Das mit dem schlau machen hat in diesem Fall nicht geklappt.

Jehovas Zeugen haben religiöse Vorstellungen, die auf christlichen Vorstellungen fußen, sich aber in weiten Teilen davon grundlegend unterscheiden. Insbesondere lehnen es Jehovas Zeugen ab, den Einzelnen mit Prunk und Pomp in den Vordergrund oder Mittelpunkt zu stellen, sie feiern ja beispielsweise auch keine Geburtstage.

Daraus ergibt sich, daß die Trauerfeiern der Zeugen aus der Sicht der meisten anderen Menschen eher schlicht und schmucklos wirken. Blumenschmuck von Fremden wird toleriert, aber ansonsten fehlt dieser nahezu gänzlich. In der Regel wird eine Ansprache des zuständigen Predigers erfolgen und es werden Lieder aus dem eigenen Gesangbuch gesungen werden.

Fremde werden normalerweise gerne gesehen, man kann den Zeugen ja versuchen alles Mögliche nachzusagen, daß sie allerdings nicht gastfreundlich seien, habe ich so noch nicht erfahren.

So muß man verschiedene Szenarien ganz fein unterscheiden.
Oft sind ganze Familien Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft und nur wenige Angehörige von außerhalb kommen als Nichtmitglieder hinzu. Hier wird man erwarten dürfen, daß diese sich auch wie Gäste verhalten und die Abläufe in der gegebenen Form tolerieren, auch wenn man vielleicht etwas anderes erwartet hat.

Manchmal sind nur einzelne Personen aus einer Familie bei Jehovas Zeugen und dann ergibt sich der Konflikt, wer sich da welchem „Ritus“ zu beugen hat. Hierzu sollte man wissen, daß Zeugen Jehovas Schwierigkeiten damit haben, Gotteshäuser und Zeremonienstätten anderer Kirchen zu besuchen. Sie sehen in den Zeremonien anderer Kirchen nicht einfach eine andere Form der Gottesverehrung, die man auch mal tolerieren könnte, sondern lehnen diese Riten als frevelhaft ab. Sie möchten möglichst auf keinen Fall dorthin müssen und daran teilnehmen müssen und sei es auch nur passiv.
So ist dann der Konflikt vorprogrammiert, wenn eine Familie das Familienmitglied welches bei den Zeugen Jehovas war, zum Beispiel nach katholischem Brauch bestatten lässt, mit Kirchenbesuch usw.
Die Menschen, die innerhalb der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas zuletzt vielleicht zu den engsten Vertrauten und Freunden des Verstorbenen gehört haben, könnten dann unter Umständen an den Feierlichkeiten nicht teilnehmen.

Hier ist sehr viel Toleranz nötig und es kann durchaus nicht schaden, wenn man mit den Verantwortlichen der örtlichen Versammlung der Zeugen spricht und einen gemeinsamen Weg findet.

Aus den religiösen Vorstellungen der Zeugen Jehovas ergeben sich auch Unterschiede hinsichtlich der Bestattung.
Eindeutig bevorzugt wird nach meinen Erfahrungen die Erdbestattung, wenngleich die Zeugen selbst betonen, daß sie alle Bestattungsformen tolerieren.

Bei der Trauerfeier spricht in der Regel einer der Ältesten/Prediger dieser Glaubensgemeinschaft und es werden, wie Du richtig beschrieben hast, Lieder aus dem Gesangbuch der Zeugen gesungen.
Auch am Grab erfolgt eine kurze Ansprache.

Die Trauerfeiern von Jehovas Zeugen, die ich bisher miterlebt habe, waren aber durchweg würdig und anständig.
Natürlich sind Teile der angesprochenen Themen und das gesamte Liedgut der Zeugen Außenstehenden eher fremd.

Wenn aber Angehörige zu mir kommen und darüber klagen, daß einer ihrer Angehörigen in eine Glaubensgemeinschaft eingebunden war und nun nach deren Vorstellungen bestattet werden soll, dann frage ich, ob derjenige Buddhist war. Meist kommt dann die Antwort: „Nein, der bei den XYZ.“
Ich frage dann: „Wenn er aber Jude oder Buddhist gewesen wäre oder Hindu, würden Sie dann tolerieren, daß er nach seinen Vorstellungen bestattet wird?“
Dann schauen die Leute meistens betroffen aus der Wäsche und erkennen, daß es nicht an den Vorstellungen und Riten der jeweiligen Glaubensgemeinschaft liegt, daß sie sich dagegen sperren und auf einmal alles ganz schrecklich finden, sondern an ihrer eigenen Einstellung dieser religiösen Gruppe gegenüber.

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