Frag doch den Undertaker

Tüte über dem Kopf von Unfallopfern

Vor ein paar Jahren bin ich mit meinen Kindern in ein Stauende geraten. Nun ging es nach einer langen Zeit weiter und der Stau löste sich langsam auf. Schließlich kamen wir an der Stauursache vorbei, es war ein schwerer Autounfall. Feuerwehr und Rettung waren natürlich vor Ort. Am Unfallauto konnte man nur im Schritttempo vorbei und es war gar nicht anders möglich, als hinzuschauen.

Da saßen aber noch die Insassen drin, mit Tüten über dem Kopf!!
Ich nehme mal an das die Insassen den Unfall nicht überlebt haben, aber ist das üblich, den Unfallopfern Tüten über den Kopf zu stülpen?
Ich bin ja hart „gesotten“ und gehe da ja locker mit um, aber das fand ich schon Hammer hart.
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen!!

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Eine gute Schilderung. Ja, das ist üblich, wenn es auch nicht überall so gemacht wird. Oft werden auch Tücher über die Verstorbenen gedeckt oder neuerdings portable Sichtschutzwände aufgestellt.

Du schreibst, daß Du „hart gesotten“ bist. Ich sage Dir, so hart gesotten bist Du wahrscheinlich nicht, daß Du das hättest sehen wollen, was unter der Kaschierung war. Und selbst wenn Du wirklich damit „locker“ hättest umgehen können, Deinen Kindern hätte ich diesen Anblick nicht zugemutet.

Der Kopf eines Menschen hat nur wenige, nicht sehr große Öffnungen. Es sind dies der Rückenmarkskanal, die Nasenöffnung, die Gehöröffnungen und die Augenhöhlen.
Wird auf den Schädel eines Menschen ein zu großer Druck ausgeübt, will sich die im Schädel befindliche Masse, Gehirn, Hirnwasser, Blut etc. irgendwohin einen Weg bahnen. Das tut sie z.T. durch die eben genannten Öffnungen oder indem der Schädel sich öffnet.
Auch die Verletztungen die durch das Aufprallen des Gesichts auf das Fahrzeuginnere entstehen können, hinterlassen oft Verletzunge, die Unbedarfte oft nicht verkraften können.

Die Verantwortlichen stehen bei solchen Unfällen immer in dem Dilemma, einerseits die Unfallstelle gut zu sichern, Schaulustigen kein Bild zu bieten und eine gefahrlose Rettung und Bergung zu ermöglichen, andererseits soll aber möglichst schnell der Verkehrsfluss wieder in Gang kommen. Das ist nicht unbedingt deshalb der Fall, weil man den im Stau befindlichen Fahrern ein schnelles Fortkommen ermöglichen will, sondern weil ein Stau immer auch das Risiko weiterer sehr schwerer Unfälle bietet.

Wenn eine Bergung nicht zügig genug möglich ist, oder mit dieser aufgrund weiterer Untersuchungen vor Ort noch gewartet werden muss, werden solche Maßnahmen (Sichtschutz) ergriffen, um den Vorbeifahrenden Schlimmes zu ersparen und auch um die Würde der Opfer etwas zu bewahren.

Eine Tüte über dem Kopf ist sicherlich nicht die schönste Methode, aber immerhin ist es eine, die funktioniert.

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    Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 3. März 2012 | Revision: 22. Februar 2014

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    17 Kommentare
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    Anita
    12 Jahre zuvor

    Manchmal muss man einfach pragmatisch sein.

    12 Jahre zuvor

    Ich finde das wedder schlimm noch pietätlos. Im Gegenteil. Ich denke dieser Anblick würde evtl auch einen weiteren Unfall verursachen, nichtnur der Stau an sich. Und wer würde schon wollen, dass einen nach seinem Ableben jeder Begaffen kann?

    Roichi
    12 Jahre zuvor

    Und ich dachte schon, du warst beim Friseur.
    Sorry, aber das war der erste Gedanke nach der Überschrift.

    Karin
    12 Jahre zuvor

    Bei uns hier nimmt man Decken

    12 Jahre zuvor

    Ich hab mal (die restlichen noch lebenden) Leute aus einem Auto geholt, in dem der Beifahrer die A-Säule ins Gesicht bekommen hatte. Er hatte keine Tüte auf dem Kopf, wär mir aber lieber gewesen.

    Brummbär
    12 Jahre zuvor

    Welch wundervolleinfach Art , die letze intimität der Versorbenen aus dem Blickfeld der Unbeteiligten herauszuhalten. Ich habe in Kommentaren mich schon dahingehend geäußert, dass ich keine Lust habe in der Erinnerung Fremder eine Rolle spielen will. Gute Möglichkeit dem zu entgehen.

    Trixi
    12 Jahre zuvor

    Ich denke auch das man als Otto Normalverbraucher so einen Anblick nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Und wer meint das er durch irgendwelche Splatterfilme schon alles gesehen hat, der irrt! In der Realität ist es anders.
    Mit 14 hab ich mal einen Motorradunfall gesehen, bei dem dem Unfallopfer der Helm vom Kopf flog. Der Mann hatte einen Schädelbruch und noch heute habe ich dieses Bild im Kopf. Der Junge war gerade mal 19, hatte eine Familie und Eltern. Er hat diesen Unfall nicht überlebt. Im Fernsehen lässt mich sowas auch ziemlich kalt, aber wenn man das in echt sieht ist es anders. Da geht es dann um menschliche Schicksale. Und ich bin froh das man sowas nicht täglich sehen muss. Und es ist auch gut so das es abgedeckt wird. Auch wenn es nur Tüten sind. So kriegt der Horror wenigstens kein Gesicht!

    12 Jahre zuvor

    Ich meine auch, man nimmt als Sichtschutz erst mal, was da ist und praktikabel scheint. Warum also nicht zur Not auch Tüten? Einerseits will man den Stau wegkriegen, andererseits muß man auf die Freigabe seitens der Staatsanwaltschaft warten, die Unfallstelle endlich räumen zu können und darf dabei auch möglichst nichts verändern…

    Karin
    12 Jahre zuvor

    Ich kann mich „Brummbär“ nur anschließen.
    Als Kind habe ich einmal einen Radfahrer sehen müssen, dem auf einer abschüssigen Straße die Kette gerissen war und er mit dem Kopf (damals ohne Helm) seitlich in einen Möbelwagen gefahren ist.
    Er lag ewig auf der Straße und sein Blut lief die Rinnen im Kopfsteinpflaster entlang.
    Tage später ist er im Krankenhaus verstorben (17 Jahre).
    Das Bild vergesse ich nie.

    Felis
    12 Jahre zuvor

    Sichtschutz ja, auf alle Fälle, aber Tüten? Ich weiß net. In jedem Sankra gibt es Einmallaken könnte man die nicht vors Fenster spannen? Auf der anderen Seite habe ich gerade meinen Mann gefragt (Rettungsassistent) was er tun würde. Er sagte „Gar nichts ist nicht meine Aufgabe, ist die der Feuerwehr“ Und damit ist die Möglichkeit ja schon wieder unterwegs … Da Fällt mir ein wie ein Gaffer fast mein Leben gekostet hätte, weil der Ar…mleuchter mit 40 Auf derLinken Spur langtukkelte um ja alles auf der anderen Seite sehen zu Können.Sonntag früh um 5. Und der einzigste LKW auf der ganzen Strecke ausgerechnet auf der Höhe mit dem Ar… war und ich somit nicht Rechtsvorbei ziehen konnte. Zwischen Leitplanke und dem Auto waren rechts und links kein Halber Meter mehr Platz. Wenn derKerlmir zwischen die Hände gekommen wäre hätte es voraussichtlich doch noch einen toten gegeben aber zu seinem Glück hat er – o Wunder – festgestellt das es in seinem Auto ein Gaspedal gibt.

    Flatterratti
    12 Jahre zuvor

    Selbst wenn es „nur“ eine Tüte ist, ich wäre damals froh gewesen wenn die Rettungskräfte so schnell reagiert hätten, nach dem der Motoradfahrer gestürzt ist und die Maschine noch auf seinen Kopf gefallen ist und ihm ein Tuch o.ä. drüber gelegt hätten. Das waren so grausige Bilder…, dass zu sehen war schlimm. Oder zu sehen wie ein Mensch oder eher ein Kopf unter einem Busreifen zerquetscht wird. Nein Danke!!!! Ich bin ja bei Salazar wirklich froh nicht mehr wirklich dieses Pech zu haben, irgendwelche schlimmen Unfälle zu sehen

    Bestatter
    12 Jahre zuvor

    auch bestatter können opfer eines unfalls werden die tom heissen.

    RedQueen
    12 Jahre zuvor

    Ich bin ja, was Blut u.ä. angeht nicht wirklich empfindlich. Bin aber leider auch schon mal als erster an einer Unfallstelle gewesen und muss sagen Tüten wär’n mir wesentlich lieber gewesen… Auf der linken Spur hat es einen Ford Focus zerlegt, nicht nur, dass ich fast reingedonnert wär. Ich hab angehalten und nachgeguckt (zum Glück war’s schon in Zeiten des Handys und ich hatte meinen Freund dabei, ansonsten wär ich bestimmt zusammengeklappt), kein schöner Anblick… Tüten/Decken/Sichtschutz – super Sache…

    Winnie
    12 Jahre zuvor

    Genaugenommen sollten auch einige Lebende Tüten über den Kopf tragen.
    Wenn man manche Zeitgenossen so ansieht, kann man ja zu Schaden kommen. 🙂
    So und nun Tüte auf und wech hier. 😉

    Winnie
    12 Jahre zuvor

    Oh sorry, tausche Obiges den –> gegen dem

    Astrid
    12 Jahre zuvor

    Ja, da ist die Tüte besser als gar kein Schutz vor dem Anblick eines heftig entstellten Körpers. Einerseits zum Schutz der Würde und andererseits zum Schutz dessen, der zufällig das sehen muss.

    Anonym
    10 Jahre zuvor

    Mit einer Tüte kenne ich das eigentlich gar nicht. Wenn ich bisher als Pressefotograf bei Unfällen vor Ort war, wo wegen Untersuchungen und Wartezeit auf den Bestatter sich noch Leichen in Kraftfahrzeugen befanden, waren die eigentlich immer – auch bei Vollsperrungen – komplett mit nem Tuch abgedeckt.
    Ist mir auch recht – muss echt nicht sein, jemanden zu sehen, der mit seinem Auto frontal gegen nen LKW geprallt ist. Würde zwar mit Pech dazugehören, aber was nicht muss, das muss halt nicht.




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