Frag doch den Undertaker

Verleumdet, Verachtet, Geächtet – Wissen wir jetzt mehr?

Verleumdet, verachtet, geächtet

Auf einem Grab wurde ein Blumengebinde mit der geheimnisvollen Botschaft „Verleumdet, Verachtet, Geächtet“ hinterlassen. Das stellt die Hinterbliebenen vor die Frage, wer denn der Absender dieser Botschaft sein könnte und was sie bedeuten mag.

Ich habe darüber ausführlich geschrieben: https://bestatterweblog.de/61902-2/

Nun meldet sich ein Familienmitglied zu Wort und gibt weitere Informationen preis:

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Der dort bestattete Vater der betreffenden Person war während des Zweiten Weltkriegs ein prominenter Kriegsteilnehmer. Für seine erfolgreichen Einsätze wurde er früh ausgezeichnet und später in eine führende Rolle versetzt.
Dabei hatte er unter anderem die Aufgabe, bestimmte Befehle weiterzugeben, deren Inhalt aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit möglicherweise gegen geltendes Völkerrecht verstieß. Einer dieser Befehle war ursprünglich von einem hochrangigen Offizier ausgegeben worden, der nach dem Krieg deswegen auch vor einem internationalen Militärgericht angeklagt wurde. Jedoch wurde die entsprechende Anklage fallengelassen.

Nach Kriegsende wurde der Vater jedoch dennoch von den Siegermächten gefangen genommen und aufgrund der Weitergabe dieses speziellen Befehls zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, die er vollständig verbüßte. Diese Verurteilung wurde von vielen Beobachtern und Betroffenen als ungerecht empfunden, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die eigentlichen Urheber des Befehls nicht dafür belangt worden waren.

Die Familie vermutet, dass diese Geschichte möglicherweise der Hintergrund für die spätere Niederlegung dieser Trauerschleife mit einem emotionalen, persönlichen Text gewesen sein könnte.

Da die Generation des Vaters zum Zeitpunkt der Niederlegung bereits ein sehr hohes Alter erreicht hatte, erscheint es fraglich, ob ein ehemaliger Kamerad noch zu einer solchen Geste bereit oder in der Lage gewesen wäre.

Auch der Ausdruck emotionaler Verbundenheit, insbesondere die Formulierung „In ewiger Liebe und Dankbarkeit“, wirft Zweifel an dieser Erklärung auf.

Ebenso ungewöhnlich erscheint der erhebliche zeitliche Abstand zwischen dem Tod des Vaters und der Niederlegung der Schleife, da die entsprechenden Kreise über seinen Tod bereits zeitnah informiert gewesen waren.

Eine alternative Erklärung könnte in einer persönlichen Vorliebe des Verstorbenen für bestimmte historische Symbole zu finden sein. Er hatte beispielsweise eine gewisse Zuneigung zur Flagge des Deutschen Reiches (schwarz-weiß-rot ohne nationalsozialistische Symbole) gezeigt. Obwohl keinerlei direkte Beweise für eine Mitgliedschaft in entsprechenden Gruppierungen vorlagen, hatte er gelegentlich diese Flagge sichtbar gehisst, was von einigen Nachbarn kritisch gesehen wurde. Zeitlich könnte diese Aktion in Zusammenhang mit der öffentlichen Diskussion über Aktivitäten bestimmter politischer Gruppierungen stehen, die ungefähr zur selben Zeit stattfanden.

Schließlich wurde noch eine familiäre Vermutung erwähnt, nach der möglicherweise ein bislang unbekanntes uneheliches Kind existieren könnte, das für die Niederlegung der Trauerschleife verantwortlich sein könnte.

Ich weiß natürlich, wer der Vater war. Zumindest konnte ich mir aus der ersten Zuschrift sicher herleiten, um wen es sich handelt.
Deshalb sprach ich bewusst das Thema „alte Kriegskameraden“ an. Ich wollte da aber nicht zu genau drauf eingehen, da ich nicht wusste, wie die Familie zur Geschichte steht.

Auf einen Aspekt möchte ich noch hinweisen: Es könnte ja sein, dass „Verleumdet, Verachtet, Geächtet“ irgendein Motto oder Wahlspruch oder doch zumindest eine häufiger verwendete Floskel unter den Militärkameraden war. Das muss aber nicht bedeuten, dass die Person, die die Blumen gestiftet hat, überhaupt etwas damit zu tun hat. Es könnte sich ja auch um eine Affäre oder das Ergebnis einer solchen sein, die dieses Motto nur aufgegriffen hat. Vielleicht standen diese Wörter mal als Widmung in einem Buch oder auf einem Foto.

Mich erinnern die Wörter sofort an die Titel von militärverherrlichenden Büchern, wie sie früher in diversen, manchmal der NPD nahestehenden, Verlagen erschienen.

Das klingt nach „Verleumdet, Verachtet, Geächtet – Das Regiment von Schuchtow vor Gnmolsk“ oder so etwas.
Ich sage das absolut wertfrei.

Mich wundert, dass es so gar keine Fund- oder Belegstellen im Netz gibt. Ich war mir so sicher, das auch schon mal gehört oder gelesen zu haben und gleich eine passende Quelle zu finden.

Wie dem auch sei, wir können nur spekulieren.

Vielleicht klärt sich ja alles eines Tages auf. Wenn das so ist, würde ich mich freuen, wenn mich die Familie an den Erkenntnissen teilhaben ließe.

P.S. Wenn Du als Leserin oder Leser aus meinen Ausführungen die Identität der besprochenen Person herleiten kannst, ist das eine respektable Leistung, die von guten Geschichtskenntnissen zeugt.
Aber bitte stelle in den Kommentaren niemanden bloß, die Anonymisierung ist mir wichtig.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 22. März 2025

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Tia
1 Tag zuvor

Na ja, die kaiserliche Reichsflagge ist bei den sogenannten Reichsbürgern sehr beliebt, stellt sich nur die Frage, ob diese extremistische Gruppe nun ausgerechnet einen schon lange verstorbenen Veteranen auf diese Art u Weise spät „ehren“ will…
Vielleicht ist ja Jemand aus dem ehemaligen Umfeld des Verstorbenen nun in dieser Gruppierung? Jemand der/die den Großvater für das hissen der Reichsflagge und seine militärische Vergangenheit spät „ehren“ will?
Kann ja zB auch ein Enkel von einem guten Freund des Großvaters sein, welche nun in die Reichsbürger geraten ist und deswegen dieses Gesteck abgelegt hat……
So ein Gesteck hätte ich selbst umgehend entfernt! Ohne Schleife (mit einem solchen Text) hätte ich das Gesteck einfach stehen lassen.




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