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Was? Unfug!

Fehler durch Lektorin Alexandra bereinigt.

Es ist ja leider heute gar nichts Außergewöhnliches mehr, daß Menschen völlig unbemerkt von ihrer Umwelt in ihren Wohnungen versterben und oft erst nach Wochen oder gar Monaten gefunden werden.

Bei Herrn Matthaus war das kein ganz so langer Zeitraum, aber drei Tage sind es doch gewesen.

Ganz friedlich lag er in seinem Bett, lange krank gewesen, einfach eingeschlafen.
Einer Nachbarin war es merkwürdig vorgekommen, daß man aus der Wohnung nichts mehr hörte.

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Die Polizei kommt dann und sie kommt viel weniger aufgeregt als sich das der durchschnittliche TV-Zuschauer so vorstellt. Ein Streifenwagen, zwei Männer, man klingelt, man klopft, man ruft, dann wird gefunkt, überlegt, ob man die Tür selbst aufbekommt oder ob die Feuerwehr kommen muß. Man fummelt am Schloß, es ist altersschwach, wackelt am Türgriff, klingelt nochmal, dann entschließt sich einer der Beamten und drückt mehr als er tritt, mit dem Fuß vor das Schloß und mit weniger Schaden als erwartet, löst sich das altersschwache Schließblech aus der Zarge und die Tür ist auf.

Kein SEK, kein mobiles Einsatzkommando, kein theatralischer Auftritt. Einer der Beamten hält die Nachbarn fern, die auch mal gucken wollen, der andere geht nachsehen. Statt der Pistole hat er seine kleine Taschenlampe gezückt, natürlich eine selbst gekaufte, die von der Wache sind alt, kaputt und neue gibt es nicht.

Zunächst nichts Auffälliges, dann ruft der Beamte seinen Kollegen: „Horst, komm mal.“

Die beiden finden im Schlafzimmer Herrn Matthaus und bei weiterer Nachschau in der Küche seine Frau Hertha.
Und die ist keineswegs tot, sondern sitzt in einem Küchenkittel auf dem Küchenstuhl, hat eine Tasse kalten Kaffees in der Hand und wackelt mit dem Kopf vor und zurück.

Die Beamten sprechen die Frau an, sie reagiert nur zögerlich. Ja, es sei alles in Ordnung mit ihr, es gehe ihr gut, was die Herren denn wollen…
„Nebenan liegt ihr Mann, der ist tot, das wissen sie doch?“

„Was? Unfug! Mein Mann ist krank, der liegt immer so, schon lange.“

Die Kripo muß her, ein Arzt muß her und der Staatsanwalt. Letzterer ist nicht aufzutreiben oder mag nicht kommen. Die zwei Beamten warten bis Kripo und Notarzt da sind, dann können sie gehen, unaufgeregt, es gibt jetzt Schreibkram.

Auch die Kripo macht nicht viel. Ein paar Fotos, Notizen, man befragt die Neugierigen im Treppenhaus. Ja, der Mann war ganz lange krank. Die Beamten entscheiden, daß ein normaler Bestatter den Toten holen kann, am Telefon liegt eine Broschüre von uns, sie rufen uns an.

Frau Matthaus bekommt eine Spritze, ist nicht wirklich ansprechbar. Am Besten sie kommt mit ins Krankenhaus, gibt’s keine Angehörigen? Die Kripo sucht nach einem Adressbuch, man wird mal durchtelefonieren.

Wir können den Toten mitnehmen, der Staatsanwalt wird morgen entscheiden, also nichts dran machen bitte. Aber wahrscheinlich können wir schon am späten Vormittag die Freigabe holen. Wenn die Polizei mal mit drin ist, gibt’s immer mehr Aufwand.
Nee, der Notarzt macht keine Leichenschau, er kann nur den Tod bescheinigen, aber er kann einen Kollegen vom Bereitschaftsdienst rufen. Jau, das machen wir. Nee, meint die Kripo, was wenn der noch obuziert wird? Dann schadet die Leichenschau jetzt auch nichts, aber falls morgen gleich eine Freigabe kommt, haben wir schon alles und außerdem tut sich der Herr Staatsanwalt Dr. K. leichter mit ’ner Freigabe, wenn schon geleichenschaut worden ist.
Auch wieder wahr.
Wir stehen da mit der Trage, warten bis der Arzt kommt, dann geht alles seinen Weg.

Frau Matthaus ist im Krankenhaus, ihr Mann bei uns in der Kühlung, es gibt da eine Tochter, sagt die Kripo durch, die meldet sich.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 22. Mai 2008 | Revision: 24. Februar 2016

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